1329 - Zombie-Nacht
stoppen müssen, doch sie fuhren am Haus vorbei. Das passte den Frauen auch nicht. Weder Jane noch Glenda wollten richtig aufatmen.
»Du bist nicht zufrieden?«
»Nein, Glenda.«
»Was hast du denn gesehen?«
»Das Gleiche wie du. Zwei Typen auf Motorrädern. Aber auch welche, die keinen Helm trugen, und das macht mich nachdenklich. Andererseits gibt es bei diesem Wetter auch Typen, die ohne Helm fahren.«
»Für mich ging alles zu schnell.« Glenda hob die Schultern. »Ich habe versucht, mich auf die Gesichter zu konzentrieren, aber da war nicht viel los, das sage ich dir ehrlich.«
»Bleich sahen sie aus.«
»Bitte?« Glenda wunderte sich. »Bildest du dir das ein? Oder hat es wirklich gestimmt?«
»Nein, das bilde ich mir nicht ein, meine ich zumindest.«
Die Frauen warteten noch zwei Minuten schweigend ab. Aber die Motorradfahrer kehrten nicht zurück, und so blieben sie zwischen Hoffen und Bangen, als sie zurück ins Haus gingen.
»Möchtest du was trinken, Glenda?«
»Und wie!«
»Saft oder…«
»Nein, nein, nur Mineralwasser. Ich habe geschwitzt. Innerlich fühle ich mich wie ausgetrocknet.« Sie ließ sich auf einen Stuhl fallen.
Jane holte aus dem großen Kühlschrank eine Flasche und besorgte auch Gläser. Die Frauen tranken. Glenda schaute aus dem Fenster, doch ihr Blick war irgendwie leer. Für den Moment entspannten sich die Frauen und hingen ihren Gedanken nach.
»Du hast dich noch nicht daran gewöhnt – oder?«
Jane Collins wusste, was Glenda mit dieser Frage gemeint hatte.
»Bestimmt nicht«, sagte sie leise. »Ich denke noch immer daran, dass sich jeden Augenblick die Tür öffnet und Sarah das Haus betritt. Es ist verrückt, so zu denken, denn ich weiß, dass dies nicht eintreten wird. Trotzdem wollen mich die Gedanken nicht loslassen.«
»Ja, das kann ich verstehen. Gut sogar. Ich war nicht oft hier, aber mir ergeht es ebenso. Das Haus ist einfach leer.«
»Und wird es auch immer bleiben«, bestätigte Jane.
Glenda goss Wasser in ihr leeres Glas. »Hast du nie daran gedacht, auszuziehen?«
»Ha, eine gute Frage. Aber du hast Recht. Mit dem Gedanken gespielt habe ich schon. Dann aber hätte ich es vermieten oder verkaufen müssen, und genau das möchte ich auf keinen Fall. Ich will einfach keine fremden Personen hier wohnen haben. Ich weiß, dass das Haus groß ist, trotzdem habe ich mich entschlossen, hier wohnen zu bleiben. Es hängen auch einfach zu viele Erinnerungen daran.«
»Kann ich mir denken.«
Die Zeit verstrich. Hin und wieder schauten beide Frauen aus dem Fenster und lächelten, als sie sich wie ertappt vorkamen.
»Du wirst es nicht los, Jane.«
»Genau. Du auch nicht – oder?«
»Nein. Die beiden Typen gehen mir nicht aus dem Kopf. Wo sind sie hingefahren? Was haben sie vor?«
»Tut mir Leid. Ich bin überfragt.«
Zwischen ihnen entstand wieder eine Schweigepause, die nicht lange andauerte, weil Glenda eine Frage quälte, die sie unbedingt loswerden wollte.
»Täusche ich mich oder stimmt es?«
»Was?«
»Diese… diese Stimmen, Jane. Ich glaube, Stimmen gehört zu haben. Oder bilde ich sie mir ein?«
»Das glaube ich nicht. Es gibt hier noch einen hinteren Hof. Dort hat die Nachbarschaft die Nacht zum Tag gemacht und feiert. Das ist nichts Ungewöhnliches.«
»Ah ja…«
Jane zeigte sich leicht irritiert. »He, glaubst du mir etwa nicht?«
»Doch, doch, das schon. Nur ist mir soeben ein anderer Gedanke gekommen, und der war nicht eben angenehm.«
»Welcher?« Jane fühlte sich im Moment zu schlapp, um nachdenken zu können.
»Ich dachte an die Zombies. Sie können sich dem Haus ja auch von der Rückseite her nähern.«
»Stimmt.«
»Und jetzt stell dir mal vor, wenn sie plötzlich bei den Feiernden erscheinen.«
Die Detektivin sagte nichts. Glenda sah allerdings, dass sie blass wurde. »Bitte, mal den Teufel nicht an die Wand.«
»Aber das ist doch so – oder?« Glenda stellte ihr wieder leeres Glas weg. »Der Teufel hat seine Hände überall. Zombies können zwar nicht denken, aber in unserem Fall gibt es jemand, der für sie gedacht hat. Der Schwarze Tod. Ich kann mir vorstellen, dass er sie entsprechend leiten wird. Vielleicht sollten wir uns mal auf die hintere Seite des Hauses konzentrieren. Oder eine von uns.«
»Komm mit, du hast Recht. Daran habe ich gar nicht gedacht. Was nicht heißen muss, dass du Unrecht hast.«
Beide verließen die Küche. Als sie durch den Flur gingen, dachte Glenda wieder daran, wie leer das Haus doch ohne
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