133 - Dämonenerbe
Beschwörungen versucht. Doch die magischen Feuer erloschen, und die schrecklichsten Beschwörungen fruchteten nichts, denn sie wandten sich gegen die düsteren Gestalten, die oft panikartig und höchst unwürdig auf die Straße rasten. Sie verschwanden unter lauten Flüchen und schworen, daß sie nie mehr in die Nähe des verfluchten Hauses kommen würden. Zuletzt konzentrierten sich die Anstrengungen auf den Zugang vom Wienfluß her. Der Kanal, der zum Toth-Haus führte, wurde genau untersucht.
Die Dämonen verpflichteten einen erfahrenen Taucher, der mit einer Harpune bewaffnet war und ein leistungsstarkes Sprechgerät unter dem Helm befestigt hatte.
Der Unglückliche verschwand in der runden Öffnung, stemmte sich gegen die stinkenden Wasserfluten, und stapfte unverdrossen weiter. Der Lichtschein seiner starken Lampe konnte die Schwärze nicht durchdringen. Blind tapste der Taucher weiter, versuchte sich an den glitschigen Wänden festzuhalten, stolperte gelegentlich, rappelte sich hoch und setzte seinen Weg in den Tod weiter fort. Niemand ahnte etwas von dem klebrigen Klumpen, der in dem Kanalrohr hauste und sich von Speiseresten, ertrunkenen Ratten und kleinen Fischen ernährte. Er fühlte sich offensichtlich wohl im vergifteten Wasser, er genoß die Abfälle, welche die Menschen in die Kanalisation leiteten. Das Monster war gewachsen und sah nun wie ein uralter Autoreifen aus.
Vorsichtig streckte der Taucher die rechte Hand aus, er ahnte, daß er nahe dem Toth-Haus war, als er in eine klebrige Substanz stieß, die sich augenblicklich über sein Handgelenk schob und höher glitt. Die schleimige Masse schob sich über seine Schulter, kroch über den Rücken und zwischen seine Beine. Bevor der Mann auch nur einen Warnschrei ausstoßen konnte, war er von der zuckenden Masse verschlungen worden.
Die Dämonen, die vor der Empfangsanlage hockten, hörten nur gurgelnde Geräusche, die von einem durchdringenden Schmatzen begleitet wurden.
Das schleimige Biest war größer geworden, wie das Zwillingsrad eines Sattelschleppers. Es hatte Mühe, sich im schmalen Gang richtig zu bewegen und war gezwungen, die Form zu ändern, was ihm nicht schwer fiel. Unbeweglich lauerte es in den Abwässern und wartete auf weitere Opfer. Dieser Fehlschlag entmutigte die Dämonen nicht. Sie zogen sich an ein stilles Wasser zurück, es war ein einsamer Ziegelteich in der Nähe Wiens, und nahmen eine Beschwörung vor.
„Fiat firmamentum in medio aquarum et separet aquas ab quis", hallte eine dumpfe Stimme über das ruhige Wässerchen.
Höchst unwillig erschien ein in seiner Ruhe aufgestörter weiblicher Naturgeist, eine kleine, halb durchsichtige Nymphe, die mit piepsender Stimme energisch protestierte. Aber all ihr Flehen und Betteln war vergeblich. Von einer rücksichtslosen Hand wurde sie in ein mit Wasser gefülltes Gurkenglas gesteckt. Das anmutige Geschöpf war vor Schreck wie gelähmt, als es erfuhr, welchen Auftrag es erfüllen sollte.
Ihr Wehklagen verstummte erst, als die dreckigen Wellen des Wienflusses über ihr zusammenschlugen. Bebend vor Zorn und voller Abscheu schoß sie schnell wie ein Fisch in den Kanal und zuckte entsetzt zurück, als sie das schleimige Gebilde erblickte, das in der Zwischenzeit einige tentakelartige Arme gebildet hatte, mit denen es nach Nahrung haschte. Das lose Untier angelte ein paar Ratten und stopfte sie in den pulsierenden Körper. Als sich eines der Tentakel in Richtung der Nymphe bewegte, schwamm sie rasch zurück.
Das Glas mit dem reinen Wasser kam ihr wie ein Geschenk der Götter vor.
Stockend berichtete sie den Dämonen, die schweigend zuhörten und bedächtig die weisen Häupter neigten, von ihrer schaurigen Entdeckung.
Und wie es die Art dieser Dämonen war, hielten sie natürlich nicht ihr Versprechen, das arme Geschöpf zurück in den heimatlichen Teich zu bringen. Sie schleuderten das Gurkenglas einfach in den Wienfluß und kümmerten sich nicht mehr um die Nymphe, die sie im Namen aller Elementargeister verdammte, was die Dämonen nicht sonderlich beeindruckte.
Doch die Schilderung der Nymphe hatte bei ihnen Unruhe hervorgerufen. Mit ihren magischen, Geräten tasteten sie das Haus ab und die Zugänge vom Wasser her. Auch dort stellten sie undurchdringliche magische Trennwände fest.
Das Toth-Haus hatte alle Angriffe abgewehrt. Es wartete auf den Erben. Nur ihm war es möglich, ins Innere zu gelangen.
Den Dämonen fiel es schwer, ihr Unvermögen einzugestehen, sie suchten
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