133 - Dämonenerbe
irgend etwas Böses plante. Sie mußte vorsichtig sein.
Das Toth-Haus in der Schönbrunner Straße war seit einigen Wochen das Ziel diverser Dämonenfamilien, die es tagelang belagerten.
Den menschlichen Nachbarn war das Haus schon immer nicht ganz geheuer gewesen. Wenn es sich vermeiden ließ, dann wichen sie dem Haus aus. Sie nahmen sogar einen Umweg in Kauf, um in ihre Behausungen zu gelangen. Man sprach nicht über dieses graue Gebäude, doch man mied bewußt und unbewußt seine Nähe.
Schon seit vielen Jahren hatten Immobilienbüros und Hausbesitzer die größte Mühe, Wohnungen in der umliegenden Gegend an den Mann zu bringen. Die Nebenhäuser standen halb leer, nur wenige Gastarbeiter wohnten darin, sie ertrugen die nächtlichen Störungen und sonstigen unheimlichen Belästigungen - deswegen waren auch die Mieten extrem billig. Geschäftslokale wurden eröffnet, doch meist schon nach ein paar Monaten wieder geschlossen.
Im Mittelalter war die kleine Vorstadt unter den Namen Hunczmühle bekannt und berüchtigt gewesen. Die ganze Gegend war nur sehr dünn besiedelt gewesen. Dann baute ein reicher Adeliger, er hieß Sigrid von Ramperstorffer, ein Schloß, das er Hundsturm nannte. Und dort, wo sich nun das Toth-Haus erhob, war bis vor hundert Jahren ein Friedhof gelegen. Das Schloß, in dem schaurige Zeremonien abgehalten worden waren, gab es nicht mehr. Auch das Geschlecht der Ramperstorffer war ausgestorben, doch aus den Überresten der schwarzen Trümmer und blutbefleckten Steine war das Toth-Haus errichtet worden.
Irgend jemand mußte ein paar wichtige Leute beeinflußt haben, denn seit einiger Zeit war der Bürgersteig aufgerissen und ein Halteverbot vor dem Haus verfügt worden.
Während der Nächte war es merkwürdig ruhig. Kaum ein Auto fuhr durch die sonst so stark befahrene Straße, die direkt ins Stadtzentrum führte.
Die neu zugezogenen Anrainer wunderten sich ein wenig darüber, die Familien, die seit Jahrzehnten in dieser Gegend lebten, waren an ungewöhnliche Geschehnisse im Zusammenhang mit dem Toth- Haus vertraut. Die Besitzer der angrenzenden Häuser waren überrascht, daß sie alle leer stehenden Wohnungen vermieten konnten.
Zuerst waren einige recht armselige Dämonen in die Schönbrunner Straße gepilgert, doch mit ihren schwachen Kräften konnten sie die magische Sperre nicht durchbrechen, die das Haus vor unwillkommenen Besuchern schützte. Auch mit der Rückseite, die am Wienfluß lag, kamen sie nicht zurecht. Ein besonders mutiger Werwolf war in die Kanalisation gestiegen, doch er blieb spurlos verschwunden.
Danach kamen ein paar erfahrenere Magier, die gelegentlich Skarabäus Toth besucht hatten. Im ersten Stockwerk befand sich seine Kanzlei, die den meisten bekannt war. Im zweiten Stock lagen Toths Privaträume, die keiner kannte. Über die Räume im Erdgeschoß und im Keller war überhaupt nichts bekannt. Darunter befand sich noch ein Gewölbe, mit weitverzweigten Gängen, mit je einem Zutritt in das Kanalsystem und zum Wienfluß.
Doch auch die erfahrenen Magier waren mit hochroten Köpfen und schäumend vor Wut abgezogen. Sie hatten das Eingangstor nicht knacken können, und auch an den Fensterläden hatten sie sich die Zähne ausgebissen.
Andere versuchten es in der Rififi-Manier. Sie engagierten harmlose Arbeiter, die sich eifrig über die dicken Wände hermachten, aber auch ihnen war der Erfolg verwehrt. Hinter den Wänden lag eine undurchdringbar schwarze Trennwand, die Blasen warf und rotglühend wurde, sobald man sie berührte. Unauffällig wurden ein paar verkohlte Leichen aus den Häusern gebracht.
Man munkelte von den Schätzen, die sich im Keller befinden sollten, sprach von versteinerten Ungeheuern, die zu schaurigem Leben erweckt werden konnten, erzählte von magischen Gegenständen aus allen Jahrhunderten, von Pülverchen und Elixieren, die ungeahnte Wirkungen hervorrufen sollten, raunte von einem gigantischen Waffenarsenal und einer gewaltigen Bibliothek, von geheimen Schriften und Unterlagen über die Mitglieder der Schwarzen Familie. Ein paar Dämonen behaupteten, daß sich im Keller Teile von Asmodis verschwundenem Archiv befinden sollten. Allgemein bekannt war, daß Toth einige höchst private Gegenstände von einflußreichen Sippen besessen hatte, mit denen er Macht über sie ausgeübt hatte. Darüber wurde nicht gesprochen, denn an diesen Gegenständen waren die Mitglieder der Schwarzen Familie besonders interessiert.
Schließlich wurde es mit
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