133 - Dämonenerbe
anders.
Phillip, der Hermaphrodit, beteiligte sich wie üblich nicht an der Unterhaltung. Mit seinen golden schillernden Augen sah er wie ein Wesen von einem anderen Stern aus.
Die kühl wirkende Ira Marginter, die sich eigentlich nur mit Burkhard Kramer verstand, merkte die unterdrückte Spannung, doch sie hütete sich, eine diesbezügliche Bemerkung fallenzulassen.
Udo Schauper, der für alle möglichen Tätigkeiten eingesetzt wurde, grüßte kurz, dann verschwand er in der Küche. Er fühlte sich in der Gegenwart des Dämonenkiller-Teams nicht sonderlich wohl und kümmerte sich am liebsten um seine Aufgaben.
Mario Calvo und Jacqueline Bonnet, die für den Haushalt der Burg verantwortlich waren, servierten das Frühstück. Sie stellten die dampfenden Krüge, Platten und Schüsseln auf dem riesigen Tisch ab, der Platz für vierzig Leute bot. Für jeden Geschmack war gesorgt.
Phillip trank nur eine Tasse Tee. Seine Lippen bewegten sich, doch er sprach kein Wort. Nur einmal blickte er Coco an, die verlegen den Kopf abwandte.
Fast alle waren erleichtert, als das Frühstück endlich vorüber war. Die Unterhaltung war träge und lustlos geführt worden, die meisten hatten auch nur wenig gegessen.
Ira Marginter war froh, der drückenden Atmosphäre entkommen zu sein. Sie war noch immer damit beschäftigt, die Kunstschätze von Basajaun zu restaurieren.
Martin und Tirso zogen sich mit Virgil Fenton in das neu hergerichtete Unterrichtszimmer zurück. Nun sahen alle Coco an, die sich wie eine Hexe vor den strengen Richtern der Inquisition fühlte. „Über den Kampf gegen die Winkler-Forcas habe ich schon einmal berichtet", begann Coco stockend. Das stimmte, doch sie hatte die entscheidende Rolle, die ihr zugefallen war, unterspielt und auch einige zu persönliche Details ausgelassen.
„Danach tauchte dein lieber russischer Vetter Boris auf', sagte Abi Flindt, „der die Herrschaft über die Wiener Sippen übernehmen wollte."
„Richtig", stimmte Coco zu.
Sie lehnte sich zurück, kniff die Augen zusammen und konzentrierte sich. Der Bann war gebrochen. Es war, als würde eine Hand den Schleier zu ihrer Erinnerung fortreißen…
Mein Leben verlief äußerst eintönig. Unter den Mitgliedern der Schwarzen Familie hatte ich keine Freunde. Einladungen von befreundeten Sippen akzeptierte ich kaum. Das grausame Treiben der Dämonen stieß mich ab.
Doch das alles änderte sich plötzlich, als meine Schwester Lydia, die zu Besuch bei Rebecca in London war, entführt wurde. Ein unbekannter Dämon hatte sie und diverse andere Mitglieder der Schwarzen Familie gefangengenommen. Er forderte meinen Vater auf, daß er ihn im Kampf gegen Asmodi helfen solle. Außerdem verlangte er, daß ich nach London kommen sollte.
London empfing mich mit Regen und Nebel.
Die Maschine der AUA landete im Morgengrauen. Ein unausgeschlafener Zollbeamter studierte mürrisch meinen Paß, verzichtete aber darauf, meinen Koffer zu untersuchen.
Ich ging durch die Sperre und blickte mich um. Von meinem Bruder Georg hatte ich eine genaue Beschreibung Rebeccas erhalten, die mich abholen sollte.
Die charakteristische Ausstrahlung war zu spüren, die nur von Dämonen ausging.
Ein junges Mädchen blickte mir neugierig entgegen. Nach der Beschreibung, die ich erhalten hatte, gab es keinen Zweifel. Es war Rebecca, die mich erwartete. Rasch ging ich auf sie zu. Sie war in meinem Alter, etwa achtzehn Jahre. Das pechschwarze Haar fiel glatt über ihre Schultern. Sie trug einen Jaguarmantel, der aufgeknöpft war. Darunter waren die bis über die Knie reichenden Stiefel, der extrem kurze Minirock und ein eng anliegender Pulli zu sehen.
Ich blieb vor ihr stehen und stellte den Koffer auf den Boden.
„Hallo", sagte sie knapp. „Du siehst genauso aus, wie ich mir dich vorgestellt habe."
Zu meiner größten Überraschung hatte sie deutsch gesprochen. Verwirrt blickte ich sie an. Sie war so ganz anders als alle Dämonen, die ich bis jetzt kennengelernt hatte. Um sie war nicht die Aura der Grausamkeit, die normalerweise von Dämonen ausging.
„Du bist so ganz anders, als ich erwartet habe", sagte ich stockend.
Rebecca lächelte. „Ich weiß, was du meinst. Deine Schwester hat oft zu mir gesagt, daß wir beide uns ähnlich sind. Ihrer Meinung nach passen wir beide nicht so richtig in die Familie. Aber darüber sprechen wir später. Komm mit."
Ich folgte ihr. Als wir ins Freie traten, legte ich einen schwachen magischen Schutzschirm um uns, der den Regen
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