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1330 - Flucht aus dem Vergessen

Titel: 1330 - Flucht aus dem Vergessen
Autoren: Unbekannt
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erwachte, vernahm er das Zischen des voranrasenden Zuges. Sein Wachbewußtsein klärte sich sofort.
    Er stellte fest, daß seine Internkontrollen einen beruhigenden Grünwert zeigten. Vor Tostans Lippen schwebte die energetische Mikrophonspirale.
    „Gürkchen!" krächzte er, nicht mehr an das Funkverbot denkend. „Gürkchen, melde dich! Bist du in Ordnung?"
    Ein jammervoll klingender Laut drang aus seinem Helm-Tonträger. Der Swoon rang nach Luft, hustete in ultrahohen Tonbereichen und klagte erneut.
    Der Terraner drehte sich mühevoll um. Alle Sehnen und Gelenke schienen gezerrt zu sein. Brustkorb und Halswirbel schmerzten fast unerträglich.
    Der Kleine steckte in der Sesselrückwand. Sein Gurkenkörper hatte sich so weit in die zähelastische Polstermasse hineingedrückt, daß er sich daraus nicht mehr befreien konnte. Das Material dehnte sich auch nicht mehr aus.
    Die Kontrollen bewiesen, daß der Zug seine Reisegeschwindigkeit erreicht hatte.
    Ohne die starke Energieversorgung des Alphasystems wären Tostan und der Swoon bereits tot gewesen. Die Laderbatterien der kleinen Internausführungen hätten bestenfalls Energie zur Absorption von drei Gravos für den Zeitraum von elf Sekunden bieten können.
    Tostan überwand die Schmerzen, griff nach hinten und zerrte den Swoon an dessen Schultergurten aus der seltsamen Falle. Posy stöhnte lauter, aber diesmal waren die Begleitworte schon zu verstehen.
    „Dahl-Dohl, er ..."
    „... er besaß keinen Internabsorber", wurde er von dem Terraner unterbrochen. „Nicht sprechen, Gürkchen! Luft holen! Unsere Cybermed-Zentren haben längst mit kreislaufstabilisierenden Mitteln eingegriffen. Wahrscheinlich haben sie auch kurzfristig unseren Lebensrhythmus auf Zehntelwert herabgesetzt. Sonst wären wir erstickt. Wo ist der zweite Kontorhüter? Ich habe ihn nicht einsteigen sehen."
    „Hinter uns, im Beladungs-Steuerzentrum", keuchte Posy. „O nein, sie sind beide tot. Wir haben sie umgebracht."
    „Die Technik war es", erklärte Tostan. „Ich habe zu spät daran gedacht, daß man Materialzüge wahrscheinlich extrem beschleunigt. Die Syntronautomatiken sind noch nicht ganz erwacht. Nein, Kleiner, nicht umdrehen! Du kannst unserem Freund nicht mehr helfen. Das ist nichts für dein zartes Gemüt."
    Er nahm den Swoon in die Armbeuge und lehnte sich zurück. Die Bahn raste immer noch die vorprogrammierte Strecke entlang. Tostans Speichergehirn lieferte Zahlenwerte.
    Sie erschienen auf seinem Netzhauthintergrund.
    Demnach hatte der Zug bereits eine Strecke von einundzwanzig Kilometer zurückgelegt und dabei ohne besondere Vorkommnisse viele vertikale Sicherheitsschotte durchfahren.
    Niemand hatte ihn aufgehalten.
    Der Endbahnhof mußte in wenigen Sekunden erreicht werden. Er lag in einer weiten Verladehalle für technische Nutzungsgüter und direkt vor den Kraft- und Triebwerkssektoren.
    „Wenn er jetzt bremst!" rief der Swoon panikerfüllt.
    Ratber Tostan suchte bereits nach Anschnallgurten, aber es waren keine vorhanden.
    Damit hatten die Erbauer nicht gerechnet.
    Das Bremsmanöver verlief jedoch weniger dramatisch als die Fahrtaufnahme. Der tödliche Schleudereffekt nach vorn blieb aus. Die TSS-Geräte absorbierten die zwei noch durchkommenden Gravos. Dann stand das Gefährt fast still und glitt anschließend in eine große, röhrenförmige Luftschleuse hinein.
    Tostan vernahm das stärker werdende Pfeifen einströmender Luftmassen. Als das Geräusch verstummte, schwenkten weit vorn dicke Panzertore auf. Der Zug fuhr hindurch, stabilisierte sich auf der Gleitrinne unterhalb der Wagengondeln und wurde dann sanft darauf abgesetzt. Die tragenden und ziehenden Magnetfelder erloschen.
    Die Automatiken der TSS schalteten die Andruckabsorber ab. Die Sauerstoffzufuhr mäßigte sich auf Normalwert.
    Als die Drucktüren der vorderen Wagengondel aufglitten, wies die Analyse eine guttemperierte, atembare Atmosphäre aus. Die Internluft des TSS wurde ins druckreduzierte Bereitschaftssystem abgesaugt und der Ausgleich hergestellt. Tostans Helm öffnete sich ohne sein Zutun.
    Posy bewegte vorsichtig seine Glieder.
    „Ich bin gedehnt, fünfmal so groß und ganz und gar gepreßt. Ich bin platt wie ein im Wind schwebendes Blättchen."
    „Erspare mir deine poetischen Ergüsse", gebot Tostan. „Ohne unsere Cybermed-Anlagen hätten wir es nicht überlebt. Sie werden auch die Blutergüsse und Zerrungen beseitigen. Aussteigen, Kleiner! Draußen nähern sich Robotmaschinen. Sie wollen den Zug
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