1332 - Hypnose-Horror
der nach etwas Bestimmtem sucht.
»Was haben Sie? Wonach halten Sie Ausschau, Ellen?«
»Nichts, nichts.«
»Doch, das spüre ich.«
»Bitte, es ist meine Sache.«
»Okay, wenn Sie sich nicht helfen lassen wollen, dann ist das wirklich Ihre Sache.«
»Genau das meine ich.«
Die Außentheke rückte näher, und Glenda sah auch den dicken Mann mit dem Schnauzbart, der dort wie ein falscher Herrgott stand und auf den Sünder wartete, um ihn zu bestrafen.
Dass Glenda bei seiner Angstellten war, interessierte ihn nicht. Er bellte Ellen an.
»Das war es jetzt, Miss Bates. Ich habe mir lange angeschaut wie lahm Sie gewesen sind, und jetzt ist Schluss nach diesem…«
»Hören Sie auf!«
Der Mann stoppte seinen Redefluss tatsächlich. Überrascht schaute er Glenda ins Gesicht. Er sah aus wie jemand, der es nicht gewohnt war, Widerspruch zu hören. Tief holte er Luft und plusterte sich auf wie ein Pfau ohne sein buntes Gefieder.
»Wer sind Sie denn, dass Sie mir hier ins Wort fallen, verdammt noch mal?«
»Das will ich Ihnen gern erklären, Mister. Ich bin jemand, der mehr Verständnis für seine Mitmenschen hat als Sie. Können Sie das nachvollziehen?«
»Nein.« Er wies mit dem Zeigefinger auf Ellen. »Diese Person ist bei mir angestellt. Sie bekommt von mir ihr Geld für diesen Job. Und ich verlange Leistung von den Leuten, die ich bezahle. Wenn sie krank oder zu schwach ist, dann soll sie den Job nicht annehmen.«
»Das nehme ich Ihnen ab, Mister. Aber könnte es nicht sein, dass Ellen durch Ihre Antreiberei erst schwach geworden ist? Dass Sie sie fertig gemacht haben?«
»Ich? Ha, was erlauben Sie sich? Nein, nein, wer bei mir arbeitet, der hat seine Pflicht zu tun. Alles andere können Sie vergessen. Ich bin es, der ihr das Geld zahlt.«
»Jetzt nicht mehr.«
»Klar. Sie ist entlassen.«
Ellen wollte protestieren, aber Glenda drückte ihren Arm, und sie verstand das Zeichen.
»Dann geben Sie ihr den zustehenden Lohn.«
»Sie denken auch an alles, wie?« Der Typ grinste feist und schaute Glenda mit einem Blick an, dass ihr beinahe übel wurde.
»Bei Kerlen wie Ihnen immer.«
Der Wirt griff in seine Gesäßtasche und holte eine flache Geldbörse hervor. Er öffnete sie, zählte ein paar Scheine ab und drückte sie Ellen in die Hand.
»Da, dein Lohn. Die Gläser, die kaputt gegangen sind, habe ich nicht berechnet.«
»Sie sind beim Fallen heil geblieben«, erklärte Glenda.
»Aber andere nicht.«
»Dann bedanken wir uns für Ihre Großzügigkeit«, sagte Glenda.
»Kommen Sie, Ellen, wir wollen den Meister nicht mehr länger stören. Eine zu große Pause bringt ihn dem Hungertuch noch näher.«
Glenda konnte konsequent sein, wenn es darauf ankam. Sie zog ihren Schützling zur Seite und erkundigte sich, ob alles in Ordnung war.
»Ja, das ist schon okay, Glenda. Haben Sie vielen Dank.«
So einfach ließ sich Glenda Perkins nicht abschieben. »Haben Sie noch persönliche Sachen hier, die Sie mitnehmen wollen?«
»Nur eine Strickjacke.«
»Dann holen Sie die bitte.«
Ellen Bates begriff erst jetzt, was Glenda Perkins wirklich mit ihr vorhatte. »He, wollen Sie auch weiterhin bei mir bleiben? Das ist nicht nötig. Ich bin zäh…«
»Das glaube ich Ihnen unbesehen. Sie brauchen auch keine Angst davor zu haben, dass ich weiterhin den Schutzengel spiele. Ich dachte mir nur, dass wir beide zusammen eine Tasse Kaffee trinken sollten. Ein entsprechendes Lokal ist hier ganz in der Nähe.«
Die Studentin zögerte nur kurz. Dann stimmte sie zu. »Also gut, auf einen Kaffee kommt es auch nicht mehr an, den kann ich jetzt vertragen.«
»Super.«
Ellen ging, um ihre Strickjacke zu holen. Sie hing in einer Bude aus hellem Holz. Dort standen auch noch zwei hohe Kühlschränke mit Nachschub in Flaschen.
Eigentlich wunderte sich Glenda über sich selbst. Sie fragte sich, warum sie sich so stark um die Kellnerin kümmerte. Daran, dass sie gefallen war, konnte es nicht liegen. Es musste einen anderen Grund geben, und den hatte Glenda in den Augen der jungen Frau gesehen: Angst.
***
Auch der Besitzer des Cafés hatte dem Wetter Tribut gezollt und einige Tische ins Freie gestellt. Sie waren natürlich besetzt. So blieb den beiden Frauen nichts anderes übrig, als den Laden selbst zu betreten, in dem es recht stickig war und ein müder Ventilator die Luft mehr verquirlte als Frische zu bringen.
Sie fanden einen freien Tisch an der Wand mit Fotos aus dem alten London. Ein älterer Mann fragte nach ihren
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