1333 - Im Bann des Psichogons
erkundigte sich der Netzknoten.
Er sprach Interkosmo. Das hing ohne Zweifel damit zusammen, daß er das erhaltene Signal als Reginald Bulls Rufkode interpretiert hatte. Die Stimme war synthetisch, aber das merkte man ihr nicht an.
„Reginald Bull hier", lautete die Antwort. „Ich habe eine wichtige Nachricht abzusetzen.
Sie soll allgemein verbreitet werden, und zwar auf dem schnellsten Weg."
„Ich höre dich", sagte der Informationsknoten. „Bitte gib mir die Nachricht."
Reginald Bull berichtete, was er von Sveegen Dorham gehört hatte. Inzwischen hatte Stronker Keen die Seele des Virenschiffs dazu bewegt, die Koordinaten des Rattley-Systems hervorzusuchen. Sie wurden der Nachricht hinzugefügt.
„Ich bin überzeugt, daß diese Meldung auf allgemeines Interesse stoßen wird", sagte der Knoten.
„Das will ich hoffen", antwortete Bull. „Dann also: bis zum nächsten ..."
„Halt, langsam!" wurde er unterbrochen. „Es liegt eine Nachricht für dich vor. Ich möchte sie dir vorlesen."
„Bitte", sagte Bull.
„Der Text lautet: Triff mich während des Zeitraums zehnter bis zwanzigster September vierhundertsechsundvierzig auf Pinnafor. Ich habe durch Zufall eine Spur gefunden, die vielleicht nach Hubei führt. Nähere Angaben bezüglich Treffpunkt sind nicht erforderlich: Ich espere dich. Gezeichnet: der Ilt."
Reginald Bull scheute sich nicht, seine Begeisterung zu zeigen. Er klatschte in die Hände.
„Gucky meldet sich wieder", rief er. „War aber auch höchste Zeit! Den wievielten haben wir heute?"
„Heute ist der siebzehnte September vierhundertsechsundvierzig", antwortete eine sanfte, weibliche Stimme, die Stimme des Schiffes.
„Die Zeit wird knapp", murmelte Bull. „Wo liegt Pinnafor?"
Die Frage war an den Informationsknoten gerichtet, aber die Antwort kam von der EXPLORER.
„Ich weiß über Pinnafor Bescheid", erklärte die sanfte Stimme. „Du brauchst die Daten des Informationssystems nicht."
„Also gut dann", sagte Reginald Bull zufrieden. „Ich trenne die Verbindung."
Er schaltete den Netzkoder ab. Bull saß eine Zeitlang schweigend und nachdenklich. An seiner Miene war die Freude auf das Wiedersehen mit dem Mausbiber abzulesen. Das letzte Mal hatte er ihn vor zehn Monaten auf der Welt Chanukah gesehen, wo die Lao-Sinh einen Stützpunkt unterhielten.
Er sah auf. Mit gespielter Entrüstung wandte er sich an Stronker Keen.
„Worauf wartest du?" fuhr er den Verdutzten an. „Auf dem schnellsten Wege: Kurs Pinnafor."
3.
„Warum hat er sich ausgerechnet diesen Treffpunkt ausgesucht?" erkundigte sich Reginald Bull.
„Er hatte wahrscheinlich keine andere Wahl", antwortete die Stimme des Schiffes.
„Das mag wohl sein. Aber auf Pinnafor existiert eine Primitivkultur, die die Lehre des Permanenten Konflikts zur Religion erhoben hat. Die Pinnaforer..."
„Die Nafor", unterbrach ihn das Schiff.
„Also bitte: die Nafor." Bull wurde allmählich ungeduldig. „Die Nafor sind streng kodextreu. Und unter solche Wesen soll ich mich wagen? Ich mit dem roten Toshin-Mal auf der Stirn?"
„Ich sagte dir schon, daß die Nafor unter den drei Glaubensprinzipien des Kriegerkults - Kampf, Gehorsam, Ehre - der Ehre einen besonderen Platz einräumen."
„Ja, das sagtest du", antwortete Bull mürrisch. „Und was hilft mir das?"
„Wenn du ein bißchen intensiver nachdächtest, anstatt den Ärgerlichen zu spielen", tadelte das Schiff, „dann hättest du dir die Frage sparen können."
„Also gut", lenkte Bull ein. „Sich mit dir zu streiten, ist ohnehin eine hoffnungslose Sache.
Hilf meiner Begriffsstutzigkeit auf die Beine. Was hat die Ehre der Nafor mit meinem Toshin-Mal zu tun?"
„Die Nafor sind, dem Status ihrer Zivilisation entsprechend, in zahlreiche Stämme zersplittert. Allen gemeinsam ist diesen Stämmen lediglich die Religion des Kriegerkults.
In jedem Stamm gibt es einen Priester, der auf die Reinheit der Lehre achtet. Ich würde in ihm einen Agenten des Ewigen Kriegers Granjcar sehen, aber Definitives ist über die Rolle der Priester in dieser Hinsicht nicht bekannt.
Gut. Die Nafor sind also zersplittert und führen Kriege untereinander. Diese Kriege nehmen, so hört man, im allgemeinen einen äußerst humanen Verlauf. Der Nafor vergreift sich nicht an Wehrlosen; das verbietet ihm die Ehre."
„Mit anderen Worten: Wenn ich als Wehr- und Hilfloser auftauchte, würde man sich an meinem Toshin-Mal nicht stören", sagte Bull.
„Das ist meine Hypothese", bestätigte
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