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1333 - Im Bann des Psichogons

Titel: 1333 - Im Bann des Psichogons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Lebendigkeit in Person war. Ihre blütenweiße Haut paßte kaum zu ihrer polynesischen Abstammung. Sie hatte langes, schwarzes Haar, das sie zu verschiedenartigen, meist koketten Frisuren zu ordnen verstand, je nachdem, wie es die Laune ihr gebot. Sie hatte einen breiten Mund mit vollen Lippen, eine klassisch geformte Nase und große, dunkle Augen. Sie war von zierlichem Körperwuchs und ohne Zweifel eine schöne Frau. Was Reginald Bull an ihr störte, war, daß sie um ihre Anziehungskraft wußte und sie als Werkzeug gebrauchte.
    Alles in allem, dachte er resigniert und zufrieden zugleich, das beste Team von Schlitzohren, das die EXPLORER zu bieten hat.
    Mana Io Ana sah auf, als sie spürte, daß Bull sie anblickte. Sie hatte ein Gespür für Männerblicke. Bull grinste sie an.
    „Wir gehen runter", sagte er.
    Mana Io nickte ihm zu. Der Autopilot hatte die Anweisung verstanden. Das Bild kippte.
    Der Horizont kam näher. Die Atmosphäre der fremden Welt fauchte, pfiff und knatterte um die kantigen Auswüchse des Bootes, die jeglicher aerodynamischen Glätte entbehrten.
    Auf dem Heckteil der Bildfläche sah man den feurigen Schweif, den das Boot hinter sich herzog.
    Vierzig Kilometer bis Pinnafor, dachte Reginald Bull. Ob Gucky schon geespert hatte?
     
    *
     
    Vexel sah den fliegenden Stern als erster. Er war, als es auf Sonnenuntergang zuging, in die Felder hinausgewandert. Sein Herz war voller Glück: Er brauchte die Einsamkeit.
    Gestern morgen war er von dem Ort, den nur Cranjcar sieht, zurückgekehrt. Gestern hatte die Xallal-Sippe ihr Einverständnis gegeben, daß Kanxa sein Erstweib werden würde. Er hatte Kanxa nur kurz begrüßen dürfen. Sie war kurz darauf von ihren Verwandten mütterlicherseits ins Brauthaus gebracht worden, und er würde sie erst am Tag der Vereinigung wieder zu sehen bekommen.
    In der Zwischenzeit hatte ihn seine Tat zum Helden gemacht. Jeder wollte mit ihm sprechen. Jeder wollte wissen, wie die Kobolde und Gnomen ausgesehen hatten, denen er am Ort begegnet war, und wie er ihrer Herr geworden war. Vexel erzählte die Wahrheit: Er hatte die Kobolde und Gnomen gesehen, dazu noch ein feuriges, fliegendes Malauri und vor allem den Pelzigen. Aber er hatte sich ihrer nicht zu erwehren brauchen.
    Das glaubte man ihm nicht. Man hielt ihn für zu bescheiden. Wer eine Nacht am Ort, den nur Granjcar sieht, zugebracht hatte, der mußte mehr zu erzählen haben. Vexel aber wollte nicht mehr erzählen, vor allem nicht Dinge, die nicht wahr waren. Er wollte allein sein. Mit Sarrex hatte er noch nicht gesprochen. Er wußte noch immer nicht, ob er dem Priester von der Bitte berichten sollte, die der Pelzige ausgesprochen hatte. Es tat ihm sogar leid, daß er überhaupt von dem Pelzigen erzählt hatte.
    Schließlich war er all den Fragern davongelaufen. Er hatte sich zum Ostausgang des Dorfes hinausgeschlichen und Oxpars dichten Obstgarten als Deckung benützt, bis er vom Ort aus nicht mehr gesehen werden konnte. Hier draußen schüttelte er alles von sich ab, was ihn bedrückt hatte. Er setzte sich in den Schatten einer Hecke und sah der sinkenden Sonne nach. Er dachte an Kanxa.
    Da tauchte der fliegende Stern auf. Er war viel heller, allerdings auch wesentlich kleiner als die Sonne. Er erschien im Südosten, in erstaunlich geringer Höhe, und bewegte sich mit großer Geschwindigkeit am Himmel entlang, einen langen, glühenden Schweif hinter sich herziehend.
    Und dann tat er etwas, was noch nie zuvor ein fliegender Stern getan hatte: Er wurde langsamer und blieb schließlich ganz und gar stehen. Das war etwa zu dem Zeitpunkt, als die ersten Druckwellen den Ort erreichten, an dem Vexel sich befand. Er hörte zunächst ein fernes Grollen, das jedoch rasch anschwoll und sich zu lautem, knatternden Donner entwickelte. Vexel bekam es mit der Angst zu tun. Er warf sich zu Boden und schrie: „Oh, herrliche Shufu, steh mir bei. Ich, dein unwürdigster Diener, befinde mich in Not..."
    Der Donner verebbte, und Vexel wagte es, den Kopf zu heben. Da allerdings erlebte er einen noch viel größeren Schreck. Der fliegende Stern war auf einmal unmittelbar vor ihm, so schien es wenigstens. Er war so groß wie eine Vorderbeinfaust, und er leuchtete in einem düsteren, tückischen Rot wie das Auge Kalmers, den man auch den Zerstörer nannte. Mit Entsetzen sah Vexel, wie der Stern auf den Boden prallte und wieder in die Höhe sprang. Funken stoben auf und sprühten nach allen Seiten. Ein dumpfer Knall hallte weithin über

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