1333 - Mordgelüste
des Hypnotiseurs hineinschauen, denn in seinem Beruf gehörte der Blick zu den wichtigsten Dingen.
Ich blickte hinein.
Er schaute zurück.
Und ich hatte den Eindruck, nicht in die normalen Augen eines Menschen zu sehen. Diese hier waren anders. Sie waren kalt und völlig leblos. Auf mich wirkten sie nicht wie ein menschliches Augenpaar, aber wenn ich genauer darüber nachdachte, waren sie mir auch nicht so fremd.
Ich hatte sie schon mal gesehen!
Die Lösung war sehr einfach. Im Gesicht des Hypnotiseurs sah ich die gleichen Augen wie ich sie in diesem künstlichen Kopf gesehen hatte.
Hell, blass, kalt und gläsern. Ohne Leben, und doch von einer Suggestionskraft durchdrungen, der sich die meisten Menschen nicht entziehen konnten.
Schon beim ersten Hinschauen hatte auch ich mich unter diesem Blick gefangen gefühlt.
»Ich hätte nie gedacht, dass es so schnell zu einer Begegnung zwischen uns kommen würde, Sinclair. Du hast auf meiner Liste gestanden, das ist schon richtig, aber ich hätte noch warten können. So aber hat sich die Fügung auf meine Seite gestellt.«
»Was wollen Sie, Saladin?«
»Bitte, Sinclair. Sie haben sich herbringen lassen. Was wollen Sie von mir?«
»Ihnen das Handwerk legen.«
»Ah ja…«
»Menschen haben ihren eigenen Willen, Saladin, und so soll es auch bleiben. Kein anderer hat das Recht sie zu manipulieren und zu Werkzeugen einer finsteren Macht zu machen. Auch Sie nicht, Saladin. Ich weiß, was dahinter steckt und wem Sie sich wirklich verschrieben haben. Ihre Opfer litten darunter, denn sie waren plötzlich nicht mehr sie selbst. Und so etwas möchte ich ihnen ersparen oder sie wieder zurückführen in das normale Leben.«
»Sehr nobel von Ihnen.«
»Nein, das ist menschlich. Aber diese Vokabel scheinen Sie nicht zu kennen.«
Er lächelte. Schmal nur, denn seine Lippen bewegten sich kaum.
Ich schaute ihn zwar an, aber ich hatte den Kopf so gedreht, dass ich seinem direkten Blick auswich. Die Augen erschienen mir einfach zu intensiv und gefährlich.
»Wissen Sie, was ich an Ihnen bewundere, Sinclair?«
»Sie können sich eine Antwort sparen, denn ich will es gar nicht wissen.«
»Das sollten Sie aber. Ich bewundere an Ihnen Ihre Sicherheit, die schon mehr als überzüchtet ist. Wissen Sie denn nicht, in welch einer Lage Sie sich befinden? Dass es mit Ihnen aus ist? Dass Sie hier nichts zu sagen haben. Dass Sie in meiner Gewalt sind und ich Sie formen kann wie weiches Wachs? Ist Ihnen das nicht klar?«
»Ich denke nicht darüber nach.«
Saladin griff in die rechte Seitentasche und zog meine Beretta hervor. Damit zielte er auf mich. »Das sollten Sie aber, Sinclair. Sie sollten darüber nachdenken. Sie befinden sich in meiner Hand. Ich habe mir ihre Waffe angeschaut. Sie ist topp gepflegt und funktionstüchtig. Ich bräuche nur den Abzug durchzuziehen und Sie sind gewesen oder Geschichte, wie man so schön sagt. So ist das, John Sinclair, so und nicht anders. Verstanden?«
»Sicher.« Die nächste Frage glich schon einer Provokation. »Und warum schießen Sie dann nicht?«
Wieder lächelte er kalt und arrogant. »Ich will Ihnen sagen, warum ich es nicht tue, Sinclair. Ich habe etwas anders mit Ihnen vor. Sie sind für mich die perfekte Testperson.«
»Machen Sie, was Sie wollen, Saladin.«
»Nein, nein, so ist das nicht. Ich habe etwas Bestimmtes mit Ihnen vor und nicht nur etwas anderes. Sie wissen, in welch einem Beruf ich arbeite, und ich werde Ihnen zeigen, dass ich nicht nur gut bin, sondern auch der Beste.«
»Das heißt, Sie wollen mich hypnotisieren?«
»Ja.«
»Das habe ich mir gedacht.«
»Dabei wird es nicht bleiben, Sinclair. Ich werde Sie nicht nur hypnotisieren, sondern auch zu meiner Marionette machen. Sie werden hingehen, wohin ich es Ihnen befehle. Und ich freue mich schon jetzt auf das Ziel, das ich Ihnen eingeben werde.« Er breitete seine Arme aus. »Noch etwas möchte ich Ihnen sagen, Sinclair. Sie werden sicherlich festgestellt haben, dass ich Ihnen das Kreuz gelassen habe. Ich hätte es Ihnen wegnehmen können, das habe ich bewusst nicht getan, denn ich möchte, dass Sie es behalten. Sie werden also im Besitz Ihres Kreuzes bleiben, wenn Sie sich unter meiner Kontrolle befinden.«
Er hatte gesprochen wie ein Manager, der eine Rede vor seinen Mitarbeitern hält. Kalt, klar, ohne Umschweife. Er war sofort auf den Punkt gekommen. Emotionen hatte er aus dem Spiel gelassen.
Die aber waren in mir hochgestiegen. Ich merkte meine innerliche
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