1337 - Die Templer-Verschwörung
schauten zu. Die Männer suchten nach Kleinigkeiten, die aus dem Rahmen fielen. Es gab sie nicht. Pierre Sestre reagierte wie immer. Er lud seine Waren aus und stellte die Kartons auf eine Sackkarre. Die Templer hielten besonders die Kartons im Auge, aber sie entdeckten nichts daran, was auffällig gewesen wäre. Sie waren geschlossen und wurden an den Rändern durch Metallbänder verstärkt.
»Und?«, fragte Ranier leise.
»Ich muss passen.«
»Ich ebenfalls.«
»Aber es beruhigt mich trotzdem nicht, das will ich dir noch sagen. Ich habe wirklich keine Ruhe. Es wird etwas geschehen, dessen bin ich mir sicher, aber ich weiß nicht, wie, wo und wann.«
»Willst du mit Sestre sprechen?«
Godwin überlegte einen Moment. »Es wäre nicht schlecht. Trotzdem sehe ich keinen Grund. Er hat abgeladen und verhält sich wie immer. Es ist schon verzwickt.«
»Es ist deine Entscheidung.«
»Ich weiß.« De Salier klopfte seinem Mitbruder auf die Schulter.
»Es schwebt etwas über uns, das ich nicht fassen kann. Der unsichtbare Tod, aber ich gebe nicht auf.« Godwin lächelte knapp, bevor er sich umwandte und zur Tür ging.
Seine Mitbrüder blieben allein zurück. Keiner konnte behaupten, dass es ihm bei dieser Sache wohl war…
***
Pierre Sestre schob seine Sackkarre in das Kloster hinein. Es war wie immer. Es gab keine Probleme, und den Weg ins Kühlhaus hätte er auch mit verbundenen Augen finden können.
Von einem großen Kühlhaus konnte man nicht sprechen. Es glich mehr einem begehbaren Kühlschrank mit unterschiedlichen Temperaturen. Allgemein war es sehr kalt, aber es war auch eine Seite abgetrennt für das Gemüse und die Waren, die eine normale Kälte vertrugen, um frisch zu bleiben. Dafür mussten zwei Glastüren geöffnet werden. Ähnlich wie bei einem temperierten Weinschrank.
Der Kaufmann bewegte sich nicht zu langsam und nicht zu schnell. Er packte das kleinere Paket mit der Wurst in den temperierten Schrank, die anderen Kartons blieben im Eiskeller stehen.
Mit der leeren Sackkarre fuhr er wieder zurück. Noch eine Fuhre, dann war er fertig.
Im Gang wartete der Templer mit der Narbe. »Was ist eigentlich mit der Rechnung?«, fragte er.
»Beim nächsten Mal.«
»Gut.«
Sestre schob seine Karre wieder auf den Eingang zu. Eigentlich bezeichnete er sich selbst als einen einsamen Menschen, der sich gern unterhielt, wenn ihm die Chance geboten wurde. Die Leute, die er belieferte, kannte er gut und hielt mit ihnen gern ein Schwätzchen. Das war bei den Templern nicht anders.
An diesem Tag spürte er jedoch wenig Lust auf ein Gespräch. Er war anders. Ruhiger, konzentrierter. Er machte seinen Job. Der Templer mit der Narbe wunderte sich darüber. Deshalb sprach er den Kaufmann an.
»He, hast du Probleme?«
»Nein, wieso?«
Der Mann ging neben Sestre her und hielt mit ihm Schritt. »Du bist so ruhig.«
»Das liegt am Wetter.«
»Wieso?«
»Es macht mich irgendwie müde. Das ist der Umschwung, verstehst du?«
»Klar, das verstehe ich. Man ist nicht jeden Tag gleich in Form.«
»Du sagst es.«
Sie hatten den Wagen erreicht, und Sestre kletterte wieder hinein.
Zwei Kisten mit Gemüse hatten die Templer bestellt. Sestre hatte sie bereits vor seiner Abreise mit den entsprechenden Waren gefüllt.
So brauchte er sie nur auf die Sackkarre zu laden. Zwar hätte er sie auch zur Not tragen können, aber davon nahm er Abstand. Nur keine unnötigen Anstrengungen, das brachte nichts.
Wieder schob er die Karre an. Die beiden Gummireifen fuhren über das kleine Pflaster hinweg und verursachten dabei so gut wie kein Geräusch. Sestre fuhr wieder in den Bau hinein und wollte abbiegen, um zum Kühlhaus zu gelangen, als plötzlich ein Mann vor ihm stand.
Es war Godwin de Salier.
»Oh, Monsieur de Salier. Welch eine Ehre.«
»Bonjour, Pierre. Geht es Ihnen gut?«
»Ja, ich habe keine Probleme. Warum?«
De Salier lächelte, während seine Augen den Kaufmann nicht aus dem Blick ließen. »Man fragt halt eben mal.«
»Da bin ich beruhigt. Ich dachte schon, Sie hätten wegen der gelieferten Ware irgendwelche Beschwerden anzumelden.«
»Nein, nein, die ist in Ordnung. Ich wollte mich nur nach Ihrem allgemeinen Befinden erkundigen.«
»Das ist schon okay. Bis auf eine kleine Müdigkeit. Muss wohl am Wetter liegen.«
»Bestimmt. Dann einen schönen Tag noch.«
»Ja, Ihnen auch.«
Der Templerführer wandte sich ab, und Sestre schob seine Sackkarre in die andere Richtung. Den sehr nachdenklichen Ausdruck im
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