1337 - Krieg der Esper
mich im Hintergrund der Kommandozentrale und saß entspannt in einem Kontursessel. Drei Paratautropfen zerflossen in meinen hohlen Händen, ihre psionische Energie ging auf mein Gehirn über und verstärkte meinen Geist auf paramentaler Ebene.
Ich merkte nichts von den Vorgängen um mich, hörte die Stimmen wie aus weiter Ferne. Als Nikki meinen Namen rief, holte mich das in die Realität zurtick. „Kannst du Esper erlauschen?"
„Ich nehme keinerlei paramentale Impulse wahr", antwortete ich, nicht ganz wahrheitsgetreu. Ich hatte zuvor einige von Dao-Lin-H'ays Gedanken vernommen, als sie ihre Geistesblokkade bewußt abgebaut hatte. Aber danach fragte mich Nikki nicht. Ich fügte hinzu: „Keine kartanischen Esper weit und breit."
Ich hörte kurz darauf, wie jemand vorschlug, daß wir die WAGEIO aufgeben und uns auf fünf 70-Meter-Beiboote aufteilen sollten. Das, fand ich, war keine schlechte Idee, aber auch davon wollte Nikki nichts wissen, ohne einen plausiblen Grund zu nennen, außer den Standpunkt, daß sie sich nicht geschlagen geben wolle. „Wir ergeben uns nicht!" erklärte sie. „Diesen Triumph gönne ich den Kartanin nicht. Sie würden jede Achtung vor uns verlieren, wenn wir nicht bis zum letzten Atemzug kämpften."
„Es wurden doch schon einige Alternativen zur Kapitulation aufgezeigt ..."
„Wir werden einen Ausweg finden, dessen wir uns nicht schämen müssen. Wir können jede Niederlage hinnehmen, aber das Gesicht dürfen wir vor den Kartanin nicht verlieren ..."
Nikki konnte schon recht stur sein, besonders wenn es darum ging, einen einmal eingenommenen Standpunkt zu verteidigen.
Poerl, ich öffne dir meinen Geist, ohne zu wissen, ob du meine Gedanken auch hören kannst.
Das war wieder Dao-Lin-H'ay. Ich konzentrierte mich auf sie.
Leider habe ich keinen Paratau zur Verfügung, sonst könnte ich mit dir telepathischen Kontakt aufnehmen. So versuche ich es eben auf gut Glück. Ich habe dir einiges mitzuteilen. „Poerl?"
„Keine Esper weit und breit", sagte ich automatisch, obwohl ich gerade gar nicht in die Ferne lauschte, sondern mich ausschließlich Dao-Lins Mentalimpulsen widmete. Der Kontakt kam natürlich nur zustande, weil man den Paratronschirm um ihren Wohncontainer aus Energiemangel desaktiviert hatte. „Ortung?"
„Keine Feindobjekte ..."
Eure Lage ist überaus ernst, Poerl. Du mußt Protektorin Frickel klarmachen, daß die Wissenden mit ihrer Geduld am Ende sind. Ich nütze euch nichts mehr. Die Wissenden werden keine Rücksicht mehr auf mich nehmen ... „Was sagst du da?"
Ich mußte laut gesprochen haben, denn die Hintergrundstimmen verstummten. Ein Schatten löste sich aus der Gruppe, und ich erkannte an den Umrissen, daß es sich um Nikki handelte. „Was ist, Poerl?" drang ihre Stimme zu mir. „Mit wem sprichst du?"
„Laß mich!" fauchte ich sie an. „Keine Zeit für Erklärungen."
Ich suchte wieder Dao-Lins Gedanken. Eine ganze Weile empfing ich nur ein wirres Durcheinander von Empfindungen und Gedankensplittern, dann ordnete sich das Chaos.
Rob-Ert-K'uzelj ist an Bord. Er hat mich kontaktiert. Er soll mich retten, wenn die WAGEIO zerstört wird. Wenn dieser Rettungsversuch mißlingt, ist es den Wissenden auch recht.
Ich weiß selbst nicht, warum sie mich aufgegeben haben. Aber auch wenn ich den Grund nicht kenne, kommt es nicht ganz unerwartet...
Nikki packte mich an den Schultern und schüttelte mich so heftig, daß ich aus meiner Konzentration gerissen wurde und den Kontakt verlor. „Dao-Lin-H'ay", flüsterte ich, ohne daß ein Grund für solche Heimlichtuerei vorlag. „Und Rob-Ert-K'uzelj."
Nikki ließ mich los, kam interessiert näher, kniete vor mir nieder. ... vermute, daß sie nicht länger ein Risiko eingehen wollen. Und als Geheimnisträgerin in Feindeshand bin ich ein unberechenbarer Risikofaktor. Es ist nur eine Vermutung, aber sie mögen meinen Wert gewogen und mich als zu leicht befunden haben ...
Die Alarmsirene durchschnitt Dao-Lins Gedanken wie ein Nadelstrahl.
Bei N'jala, jetzt ist es aus! Dao-Lin konnte natürlich den Alarm ebenfalls hören. Rettet euch! Gebt die WAGEIO auf. Ihr werdet diesen Angriff sonst nicht überleben. Ergebt euch! Ich werde versuchen, mit Rob-Ert... „Kartanin!" gellte es. „Wer hat schon mal so eine gewaltige kartanische Flotte gesehen! Sie stürzen zu Hunderten aus dem Linearraum!"
Nikki hatte mich wieder gepackt. „Was habt ihr beiden da gemauschelt?" herrschte sie mich an. „Dao-Lin hat mich gewarnt",
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