1339 - Der Blutengel
nicht ganz!
Kurz vor dem Aufprall trat wieder die Sense in Aktion. Die Stahlklinge fing den Blutengel ab. Sie spießte ihn nicht auf, aber nach dieser Bewegung saß der Kopf plötzlich nicht mehr auf den Schultern. Er tickte auf den Boden und rollte dann weg.
Von diesem Augenblick an gab es den Blutengel aus Atlantis nicht mehr. Der Schwarze Tod hatte bewiesen, wozu er fähig war.
Er war der Sieger in diesem mörderischen Spiel und hatte eine uralte atlantische Fehde damit beendet…
***
Bei all diesen Dingen war ich Zeuge gewesen. Ich sah mich als Menschen an, aber ich fühlte mich anders. Ich hatte nicht das Bedürfnis, einzugreifen, denn die alte atlantische Fehde ging mich nichts an.
Ich sah den getöteten Blutengel auf dem Boden liegen. Der Schwarze Tod zog seine Sense in die Höhe. Hinter ihm entstanden plötzlich wie aus dem Nichts zwei Personen. Ich erkannte Suko und Myxin, die sich auf den Kampfplatz gesellt hatten.
Ich wollte sie warnen. Ich schrie auch, aber ich hörte meine Stimme nicht. Der neue Zustand hatte sie mir genommen. Ich befand mich in der Realität und hielt mich trotzdem in einer anderen Welt auf.
Aber der Schwarze Tod sah mich.
Seine heftige Drehbewegung lenkte mich von Suko und Myxin ab. Plötzlich stand ich im Mittelpunkt, und das bedeutete für den Schwarzen Tod nur eines – Angriff!
***
Ich hatte bereits gegen ihn gekämpft. Ich wusste, wie schnell er mit seiner Sense war. Ich hatte auch erlebt, wie glatt und sicher er den Blutengel umgebracht hatte. Jetzt stand ich auf seiner Liste, und die verdammte Waffe jagte in einem schrägen Winkel auf mich zu. Er wollte mich so von den Beinen schlagen.
Ich startete.
Es war ein Rennen gegen die Zeit. Meinen Körper spürte ich, aber ich lief leichter über den Boden hinweg als sonst. Manchmal kam ich mir vor, als würde ich wegschwimmen.
Die Zeit lief weiter, und trotzdem blieb sie für mich stehen. Die mörderische Klinge hechelte noch immer hinter mir her. Ich hatte das Gefühl, den Hauch des Stahls in meinem Rücken zu spüren und warf mich einfach aus dem Lauf heraus nach vorn.
Über mir pfiff etwas hinweg oder auch an mir vorbei, so genau wusste ich das nicht. Aber dieses Geräusch war so dicht, dass es mich fast fertig machte.
Ich rollte mich auf den Rücken, dann weiter und wollte hochspringen, um durch einen erneuten Lauf dieser tödlichen Klinge zu entwischen.
Ich kam hoch. Nein, nur halb. Dann sah ich den Schwarzen Tod.
Sein Anblick schockte mich. Er machte mich unbeweglich, und deshalb konnte ich der Sense auch nicht ausweichen.
Sie befand sich auf dem Weg, und sie war so verdammt nah.
Ich warf die Arme hoch. Ich schleuderte zugleich meinen Körper nach hinten. Es war der allerletzte und verzweifelte Versuch, dieser mörderischen Klinge zu entgehen.
Nicht zu schaffen.
So dicht hatte ich das Sensenblatt noch nie vor meinem Gesicht gesehen. Einen Sekundenbruchteil später jagte es durch meinen Hals und einen Teil meines Kopfes…
***
Knochen, Blut, Hautfetzen, Trümmer!
All das würde aus meinem Schädel werden, denn das verdammte Blatt war in der Hölle geschärft worden. Der Tod würde mich schnell erwischen und so eine gewisse Gnade zeigen.
Das letzte Pfeifen war noch zu hören gewesen. Vielleicht das allerletzte Geräusch in meinem Leben, bevor die Dunkelheit mich erwischte.
Es blieb hell!
Und mir kam der Gedanke, der in den letzten Minuten verschüttet gewesen war.
Man hatte mich schon mal töten wollen. Der Blutengel. Durch seine Schwertklinge. Auch da hatte ich überlebt – wie jetzt!
In den letzten Sekunden war ich zu sehr durcheinander gewesen, zudem von der Angst gepeitscht, und nun fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Ich war in meinem Zustand nicht zu töten. Selbst für den Schwarzen Tod nicht.
Das merkte auch er. Zwar schwang er noch seine Sense, aber es sah mehr aus wie ein Rückwärtsbewegung. Bestimmt hatte ihn die Überraschung dazu getrieben.
Ich raffte mich wieder auf.
Und plötzlich wurde ich mutiger. Waffenlos rannte ich auf den Schwarzen Tod zu. Ich fühlte mich wahnsinnig stark und rannte so schnell, dass es mir vorkam, als würde ich mich gleichzeitig überholen. Es war ein ungewöhnliches Gefühl, denn etwas rannte vor mir weg oder zog mich zur Seite.
Suko sah ich heftig winken. Er wollte mich davon abhalten, weiterzulaufen. Er begann auch zu schreien. Seine Stimme erreichte mich nur als sehr dünnes Echo.
Das Ende kam trotzdem überraschend für mich. Von hinten und auch
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