1339 - Ijarkors letzte Schlacht
glaubhaftesten erschien noch jene Überlieferung, die besagte, es habe vor undenklicher Zeit eine gewaltige Raumschlacht zwischen den Streitkräften des Ewigen Kriegers und einer Flotte von Aufständischen im Ephytra-System stattgefunden. Gewaltig mußte die Schlacht in der Tat gewesen sein; denn man zählte in Cursaafhar die Wracks von weit über einhunderttausend Raumschiffen. Wer die Gegner des Ewigen Kriegers gewesen waren, darüber allerdings sagte die Überlieferung nichts aus.
Einer anderen Legende zufolge enthielt der Raumschifffriedhof die Überreste jener Fahrzeuge, die über Nacht wertlos geworden waren, als der Ewige Krieger den raumfahrenden Völkern von Siom Som das ultrahochfrequente Hyperenergietriebwerk zum Geschenk machte. Die auf diese Weise Beschenkten hatten ihre mit Transitionsoder Halbraumtriebwerk ausgestatteten Schiffe einfach der Leere des Alls überantwortet, und im Lauf der Jahrtausende waren aus den einstmals so stolzen Raumfahrzeugen armselige Wracks geworden. Diese Deutung hatte mit der logischen Schwierigkeit zu kämpfen, daß niemand erklären konnte, wie die wahllos abservierten Altraumschiffe einer ganzen Galaxis an einem bestimmten Punkt zueinander gefunden hatten.
Wie dem auch immer sein mochte: Cursaafhar war ein ganz und gar außergewöhnliches Gebilde. Es war offenbar in ferner Vergangenheit der Versuch gemacht worden, die Wracks entlang einer imaginären Umlaufbahn um die über 30 Lichtminuten entfernte Sonne Ephytra aufzureihen. Das war auch zum großen Teil gelungen, und so bildete der Weltraumfriedhof ein mehrere Lichtsekunden langes Ringstück, das aus größerer Entfernung den Eindruck einer dünnen Sichel erweckte. Daß es in der Sichel Lücken gab und an anderen Orten Ballungen von Raumschiffswracks, die zum Teil miteinander verschweißt waren, wurde erst aus geringerer Distanz erkenntlich. Daß ein Gebilde dieser Art keinem stabilen Orbit folgen konnte, lag auf der Hand. Offensichtlich hatten die Weltraumnomaden im Lauf der Jahrtausende immer wieder Rekonfigurationen vornehmen müssen, um ein Auseinanderbrechen des Friedhofs zu verhindern.
Die Sonne Ephytra besaß einen einzigen Planeten, der in den astronautischen Dateien unter dem Namen Strobila geführt wurde. Es war eine Welt, deren Oberfläche zu mehr als 85 Prozent aus Wasser bestand. Strobila war knapp 42 Lichtminuten von seinem Zentralgestirn entfernt. Der Radius der Umlaufbahn des Planeten war gut acht Lichtminuten größer als der Orbitalradius des Raumschifffriedhofs. Strobila und Cursaafhar hatten, als Ijarkor mit seiner Flotte sich dem System näherte, ihre jüngste Konjunktion soeben hinter sich. Der Abstand zwischen beiden betrug elf Lichtminuten.
Über Cursaafhar und das Leben, das die Weltraumnomaden dort führten, war dem Ewigen Krieger nur wenig bekannt. Die Gorim-Jäger, die überall sonst auf die Nomaden Jagd gemacht hatten, waren dem Ephytra-System nur selten nahe gekommen. Die starke 5-D-Strahlung der Sonne Ephytra machte den empfindlichen Kontrollsystemen der Halbraumtriebwerke zu schaffen.
Die Zahl der Bewohner des Raumschifffriedhofs lag zwischen 800.000 und 3.000.000.
Die Bevölkerungszahl von Cursaafhar schwankte, je nachdem wie viele Nomadenschiffe jeweils außerhalb des Ephytra-Systems unterwegs waren. In vielen Wracks war die technische Einrichtung restauriert worden, so daß es möglich war, atembare Gase, erträgliche Temperaturen und künstliche Schwerefelder zu erzeugen. Die Bevölkerung des Friedhofs setzte sich aus den Mitgliedern Dutzender verschiedener Völker nicht nur der Galaxis Siom Som, sondern auch anderer Galaxien zusammen. In den vergangenen Jahrhunderten war immer öfter die Rede davon gewesen, daß Ephytraner die tonangebende Rolle unter den Nomaden zu spielen begonnen hätten. Über das Volk der Ephytraner ließen sich in den Unterlagen, die dem Ewigen Krieger zur Verfügung standen, keine Angaben finden. Dieser Umstand, verbunden mit dem späten Auftreten der Ephytraner, ließen Ijarkor vermuten, daß es sich um ein Volk handeln müsse, dessen Heimatwelt im Innern der Kalmenzone gelegen hatte und dem es erst nach der Errichtung der Heraldischen Tore gelungen war, die technische Grundlage der Raumfahrt zu schaffen. Daher erklärte sich, daß niemand etwas über die Ephytraner wußte.
Ähnlich spärlich waren auch die Daten über den Planeten Strobila. Soweit sich den Aufzeichnungen entnehmen ließ, war kein Beauftragter des Ewigen Kriegers jemals dort gelandet.
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