1339 - Ijarkors letzte Schlacht
der Sinn nur nach einem stand: sich mit dem Feind herumzuprügeln. Die Ausbildung war kurz, aber hart gewesen. Die Waffen, insgesamt dreitausend Gravopulsoren, hatten die Gänger des Netzes zur Verfügung gestellt. Sie waren herangeschafft worden, als noch längst nicht feststand, in welcher Weise Ijarkor gegen die Weltraumnomaden vorgehen würden. Veth Leburians Optimismus hatte die gesamte Planung durchdrungen. Er hatte von allem Anfang an behauptet, er werde den Schauplatz und die Art des Kampfes selbst bestimmen können. Er hatte recht behalten, und mit dem Erfolg vermochten selbst die nicht zu hadern, die dem Mlironer zuvor Leichtsinn und Verantwortungslosigkeit vorgeworfen hatten.
Der Gravopulsor war von den Netzgängern ursprünglich nicht als Waffe konzipiert worden. Er war vielmehr ein Gerät zur Bodenbearbeitung in hydroiden Umgebungen. Der Gravopulsor erzeugte einen kurzlebigen, ungeheuer intensiven Schwerkraftimpuls, der in der umgebenen Flüssigkeit zu einem abrupten Druckanstieg führte. Wenn der Gravopuls verebbte, begann der Druck, sich in der Art einer Schockwelle auszubreiten. Der Maximaldruck auf dem Höhepunkt der Schockwelle war der Intensität des Gravopulses proportional. Die Intensität des Pulses ließ sich regulieren. Es war leicht gewesen, aus dem Bodenräumgerät, das die Netzgänger einzusetzen pflegten, wenn sie auf dem Grund von Ozeanen Platz für eine ihrer Stationen zu schaffen hatten, eine Waffe zu machen. Der Vorteil des Gravopulsors war, daß er Energie in ihrer primitivsten Form - als mechanische Energie - erzeugte.
Dreitausend mit eigenem Triebwerk ausgestattete, fernsteuerbare Gravopulsoren waren im Einsatz. Das Vorprellen der Neura war im allgemeinen nur ein Ablenkungsmanöver, das dazu diente, die Aufmerksamkeit des Gegners zu fesseln und die gegnerischen Truppen auf einen bestimmten Kurs zu dirigieren. War der gewünschte Effekt erzielt, trat der Gravopulsor in Tätigkeit, und die Einmannboote der Gardisten wurden zu Hunderten zerquetscht.
Die Zerstörung eines Gardistenboots führte nicht notwendigerweise zum Tod seines Insassen. Die Gardisten wurden aus den Trümmern des Bootes ins Freie gespült. Sie trugen Raumschutzmonturen, die auch den Umweltverhältnissen der Tiefsee gewachsen waren. Ihrer Waffen beraubt, in einer völlig fremden Umgebung, waren die Gardisten bestrebt, so schnell wie möglich zur Wasseroberfläche vorzustoßen. Dort, hofften sie, würde man sie aufnehmen. Nach einem Kampf mit den bloßen Händen, umgeben von Wasser, Dunkelheit und fremden Kreaturen, war ihnen gewöhnlich nicht mehr zumute, obwohl sie alle an den Hohen Schulen des Kriegerkults ausgebildet worden waren.
Mehr als 300.000 Gardistenboote waren inzwischen vernichtet worden. Trotzdem nahm die Zahl der Fahrzeuge, die sich im planetarischen Ozean von Strobila bewegten, weiterhin zu. Welle um Welle regnete von der Flotte des Kriegers herab. Jede Welle enthielt 100.000 Boote. Der Augenblick zeichnete sich ab, in dem die tapferen Verteidiger der Wasserwelt einfach erdrückt würden. Es waren der Angreifer zu viele. Es gab eine obere Grenze dessen, was dreitausend Gravopulsoren zu leisten vermochten.
Perry Rhodan stand auf und ging zu der Kommandokonsole, an der Veth Leburian arbeitete. Die Gänger des Netzes hatten dem Mlironer die technische Einrichtung der Station überlassen. Von hier aus leitete er die Schlacht, und bisher war er dabei zu Werke gegangen wie ein erfahrener Feldherr.
Rhodan legte ihm die Hand auf die Schulter.
„Es sieht aus, als müßten wir eine andere Technik anwenden, mein Freund", sagte er.
Leburian fuhr herum. Seine grünen Augen leuchteten. Im faltigen Gesicht tanzten die schwarzen Flecken einen ausgelassenen Tanz.
„Die Rechnung geht auf, Terraner!" rief er voller Begeisterung. „Ein größeres Objekt ist vor wenigen Sekunden ins Meer eingedrungen. Ein Beiboot der SOMBATH! Der Krieger kommt!"
Er wies auf eine Bildfläche, auf der ein leuchtender Reflex zu sehen war.
„Jetzt müssen wir ihm nur noch den rechten Weg zeigen", sagte Veth Leburian.
*
Aus der Nähe überzeugte sich der Ewige Krieger, daß der Kampf, den seine Truppen kämpften, aussichtslos war. Der Gegner machte sich das unebene Terrain des Meeresbodens in vollem Umfang zunutze. Bisher war keine einzige der unterseeischen Städte den Gardisten vor Augen gekommen, obwohl man aufgrund der elektromagnetischen Echos genau wußte, wo sie sich befanden. Die Ephytraner hatten klug gebaut.
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