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1343 - Manons Feuerhölle

1343 - Manons Feuerhölle

Titel: 1343 - Manons Feuerhölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Kleidungsstücke passten so einigermaßen, waren aber nichts von Dauer, und so hatte sie sich entschlossen, sich so schnell wie möglich neue Kleidung zu besorgen. Für sie kam da nur der nahe Friedhof in Frage, der sich als ruhige Insel inmitten der Verkehrszonen präsentierte.
    Trotz ihrer Eile musste sie eine gewisse Geduld mitbringen. Es fiel ihr nicht schwer, denn beobachtet wurde sie nicht. Aber sie hatte jemanden in die Kapelle gehen sehen.
    Es war eine Frau gewesen. Zwar nicht in ihrem Alter, doch das spielte keine Rolle, denn diese Frau besaß ungefähr ihre Statur.
    Dementsprechend würde ihr die Kleidung auch passen.
    Hinter der kleinen Tür war sie verschwunden. Manon blieb an der Außenwand des Baus stehen und dachte über ihr weiteres Vorgehen nach. Dass sie sich die Kleidung besorgen würde, lag auf der Hand. Sie musste sich nur noch den genauen Weg überlegen.
    Entweder hier draußen oder in der Kapelle.
    Manon blickte sich um. Was sie sah, fand sie nicht eben ermutigend. Auf dem Boden lag ein spätherbstlicher Teppich aus Laub.
    Kahle Bäume mit nur wenigen Blättern an den Ästen und Zweigen standen dort wie Skelette herum, und die Grabsteine glänzten feucht, als wären sie von Tränen benetzt worden.
    Ob sich noch weitere Personen auf dem Gelände aufhielten, konnte sie nicht sagen. Nach ihrer Ankunft hatte sie niemanden den Friedhof betreten sehen. Auch jetzt gab es keinen Besucher, bis auf die Frau, die in die Kapelle gegangen war.
    Manon fasste dies als einen Wink des Schicksals auf. Sie wollte die kleine Kapelle betreten und dafür sorgen, dass sie endlich den Kittel und die zu große Hose loswurde.
    Der Wind hatte das Laub bis vor die Außentür der Kapelle geweht. Es raschelte, als sie mit ihren Füßen hindurchschritt und vor der Tür noch für einen Moment anhielt.
    Der letzte Blick zurück.
    Da war nichts zu sehen. Nur der Friedhof als Stillleben, auf dem sich nichts bewegte.
    Sehr gut. Manon lächelte und öffnete die Tür. Sie freute sich darüber, dass es kaum Geräusche gab. Das leise Knarren ließ sich verkraften, und es störte auch die Person nicht, die in einer der Bänke saß und nach vorn schaute, auf den Altar und gegen das schlichte Holzkreuz an der Wand.
    Die Tür schwang wieder zu, und die Eintretende sorgte dafür, dass sie so gut wie geräuschlos ins Schloss fiel.
    Sie wartete ab.
    Die Frau vor ihr regte sich nicht. Sie saß in der Bank und hatte den Oberkörper nach vorn gebeugt. Sicherlich war sie tief in ihre Trauer oder in ihr Gebet versunken. Die Umwelt war für sie nicht mehr von Belang.
    Besser konnte es für Manon nicht laufen. Sie ging auf Zehenspitzen. Nur kein Geräusch hinterlassen, das die stille Person gewarnt hätte. Alles musste schnell gehen und auch so harmlos aussehen, dass die Frau in der Bank keinen Verdacht schöpfte.
    Auf dem glatten Steinboden lag kein Laub, das unter ihren Füßen hätte rascheln können. So konnte sie sich recht leise bewegen. Sie trug flache Schuhe, die sie auch noch gefunden hatte. Es waren mehr Schlappen, genäht aus Stoff, die so gut wie keine Kälte von der Haut abhielten.
    Die Frau in der Bank merkte nichts. Sie war zu stark in sich selbst versunken. Auch als Manon Lacre direkt hinter ihr stand, schaute sie nicht hoch.
    Manon hob den rechten Arm. Die Hand ballte sie zur Faust. Sofort schlug sie zu.
    Die Frau zuckte zusammen, als der Treffer sie erwischte. Sie schrie, sie kippte nach vorn und schlug mit der Stirn gegen die Rückseite der vorderen Bank.
    Manon hörte den Aufprall. Sie glaubte, dass alles erledigt sei, aber die Frau vor ihr riss sich noch mal zusammen und stemmte sich von der anderen Bank wieder ab.
    Der nächste Schlag erwischte sie fast an der gleichen Stelle.
    Wieder schrie sie leise auf. Diesmal jedoch glich der Laut mehr einem Stöhnen. Es gab nichts mehr, an dem sie sich festhalten konnte. Mit einer langsamen Bewegung fiel sie nach rechts. Sie würde auf der Sitzfläche liegen bleiben, was Manon nun gar nicht wollte.
    Schnell zog sie die Person zu sich heran. Die Frau rutschte über die Bank hinweg, und bevor sie zu Boden fallen konnte, hielt Manon sie fest.
    Bewusstlos war die Person nicht, jedoch nicht mehr in der Lage, Widerstand zu leisten. Mit schnellen Bewegungen zog Manon ihr die Kleidung aus, den hellen Mantel, die Hose, den Pullover, und sie vergaß auch nicht die Schuhe.
    Alles klappte wunderbar. An eine Gegenwehr dachte die Person nicht. Die Dinge liefen genau so, wie sie es sich vorgestellt

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