1344 - Das Ende der Hybride
hinderte mich auch jetzt an einem Eingreifen. Ich konnte nur auf Comanzatara hoffen und mich auf sie verlassen. Ihr plötzliches Auftauchen, und das noch dazu in dem vorbereiteten Topf, bereitete mir große Genugtuung. Die Anwesenheit Ferbelin Destowitschs und seiner sturen Roboter hingegen weckte in mir Gefühle der Abscheu.
„Ich hole dich!" Der Terraner sprang auf Comanzatara zu. Seine Hände wollten nach ihr grabschen, aber sie griffen ins Leere. Meine pflanzliche Freundin war verschwunden.
„Ich bin noch da", tönte es aus dem Parlafon. „Und ich habe eine Idee, Ferbelin Destowitsch. Es könnte sein, daß meine Schwester eine Sammlung für exotische Idioten besitzt. Ich denke, da paßt du noch gut hinein."
Nun war der Terraner total irritiert. Er warf sogar mir einen hilfesuchenden Blick zu. Ich antwortete mit einem kühlen Lächeln und mit eisigem Schweigen.
„Können dich Worte nicht überzeugen, Ferbelin Destowitsch?" Comanzatara sprach weiter. „Möchtest du vielleicht Taten sehen? Dann schließe deinen Schutzhelm! Aber schnell! Oliver Grueter hatte auch nicht viel Zeit. Er war ein Killer. Du bist ein Spinner. Ich will dir keinen Schaden zufügen."
Die Hände des Terraners ruckten nach oben. Sein Helm schloß sich.
„Erst meine Jizi." Es war mir ein Rätsel, woher diese müde Comanzatara die Kraft nahm, aber das Fesselfeld war plötzlich verschwunden. Ich überließ alles andere ihr.
„In die Virenschaukel, Jizi", rief sie mir zu. „Ich will wieder ein bißchen sündigen, aber diesmal handelt es sich nur um terranisches Blech."
Ich verstand nicht, was sie meinte, aber mein Gefährt glitt heran, kippte das eigene Schwerefeld, so daß ich automatisch ins Innere gezogen wurde, wo ich durch die künstliche Gravitation auf meine Füße gestellt wurde.
Der unsichtbare Defensivschirm baute sich auf, wie ich aus den Anzeigen erkannte. Die meist stumme Vi-Seele meiner kleinen Schaukel hatte die Zusammenhänge schneller erkannt als ich und entsprechend reagiert.
Ferbelin Destowitsch blickte sich um. Er schien in eine Art Wahnsinn verfallen zu sein. Träume, die er (wie ich und wohl auch wie Comanzatara) jahrelang mit sich geschleppt hatte, zerplatzten wie Seifenblasen.
Und noch etwas platzte.
Drei oder vier der Roboter des Botanikers explodierten fast zur gleichen Zeit. Dann folgte eins der Gleitfahrzeuge.
„Aufhören!" schrie der Terraner, aber Comanzatara kannte in diesen Sekunden keine Gnade. Wieder erfolgten mehrere Explosionen. Nach dem zehnten oder zwölften Schlag lag Ferbelin Destowitsch auf dem Boden.
Ruhe kehrte ein.
„Es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde", sagte Comanzatara, „so würdest du es nennen, Ferbelin Destowitsch, und es gibt Dinge zwischen den Mächtigkeitsballungen von ES und Estartu, so sage ich es, von denen du nur träumen kannst. Deine Sammlung vertrockneter Pflanzen ist darin so unwichtig wie ein Staubkorn auf deinem linken Stiefel, mit dem du meiner Jizi etwas antun wolltest. Und jetzt entscheide dich!"
Ferbelin Destowitsch erhob sich langsam. Seine Blicke streiften über die Trümmer seiner zerstörten Roboter.
Noch etwa fünfzehn standen wartend da und schienen auf eine Anweisung ihres Herrn zu hoffen.
„Warum helft ihr mir nicht?" brüllte der Terraner seine Metallmaschinen voller Verzweiflung an.
„Sie können nicht", kam es aus dem Parlafon. „Ich will es nämlich nicht. Gegen Blech kann ich kaum sündigen, auch wenn es elektronisch, positronisch oder syntronisch gesteuert ist. Ich weiß, Ferbelin Destowitsch, daß ich meine Kraft des Sammeins von Informationen falsch nutze. Ich weiß, daß ich den Grundsätzen meines Volkes den Rücken kehre, aber ich kann nicht anders handeln. Ich habe zuviel von dem verloren, was ich einmal war und was ich eigentlich nur suche. Ich suche ..."
Ihre letzten Worte wurden von einer tiefen Traurigkeit getragen.
„Ich suche." Der Terraner wiederholte diese Worte. Er klopfte sich den Staub von seiner Kombination und reichte mir einen Finger.
„Entschuldigung, Jizi Huzzel." Das klang verflucht ehrlich. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll, aber ich habe das Gefühl, ich bin jahrelang einer fixen Idee, einem Phantom, nachgejagt. Es ist viel verlangt, wenn ich dich um Vergebung bitte aber mir fällt nichts anderes ein."
Die Vi-Seele meiner Schaukel desaktivierte das Schirmfeld. Das Schiffchen steuerte auf den Terraner zu. Ich versuchte mit einer Hand den schwulstigen Finger Ferbelin Destowitschs zu fassen, aber er
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