1344 - Das Ende der Hybride
Pflanze. Sie sieht aus wie eine Pflanze, aber sie ist ein intelligentes Wesen. Sie stammt auch nicht aus der Milchstraße, sondern aus der Mächtigkeitsballung Estartu. Ich selbst bin mit ihr von dort gekommen."
„Du lügst", erwiderte er. „Ich wüßte es, wenn jemand in die Milchstraße zurückgekehrt wäre, der mit den verrückten Vironauten aufgebrochen ist."
Sein Wissensstand um diese Dinge schien sehr lückenhaft zu sein. Ich beschloß daher, nicht weiter auf diesen Punkt einzugehen.
„Ich sage es dir noch einmal, Ferbelin Destowitsch. Selbst wenn ich wüßte, wo sich Comanzatara befindet, so könntest du sie nicht für deine Ausstellung bekommen. Sie ist ein intelligentes Wesen. Und sie besitzt ein paar phantastische Fähigkeiten. Sie hat seinerzeit in Norwegen die Waffe Oliver Grueters so beeinflußt, daß sie den Mann tötete, bevor er mich umbringen konnte. Das sind die Fakten."
„Du lügst wieder, denn Olafson hat den Fall geklärt. Grueter war auch auf die Comanzatara scharf. Deshalb hast du ihn erledigt. Mir ist das egal. Ich arbeite nur für mich. Und meine Beratung für den Inspektor hat diesen auch einiges gekostet. Aber das ist Vergangenheit, Jizi Huzzel. Sie interessiert heute keinen mehr. Was geblieben ist, ist mein Interesse an der Comanzatara. Ich brauche sie für meine Sammlung."
„Es ist völlig verrückt", schrie ich, weil meine Geduld nun zu Ende war, „ein intelligentes Wesen in eine botanische Sammlung einreihen zu wollen."
„Manchmal glaube ich, du meinst das ernst." Ferbelin Destowitschs Blick wurde lauernd. „Wenn du mir beweisen würdest, daß es sich um ein intelligentes Wesen handelt, würde ich meine Jagd natürlich beenden. Es gibt ja auch noch andere Pflänzchen, die mir fehlen."
Ich erkannte sofort, worauf er hinauswollte.
„Tut mir leid, Terraner." Ich schüttelte den Kopf. „Ich kann es dir nicht beweisen, denn ich weiß nicht, wo sich Comanzatara aufhält. Wenn du meinst, ich würde sie durch deine Worte herbeizaubern können, dann irrst du dich."
„Sie war doch hier", widersprach er. „Die Löcher im Boden des Topfes sind ein eindeutiger Beweis."
Ich verfluchte die Löcher und sagte nichts mehr.
Auch er schwieg.
Die Suche der Roboter dauerte den ganzen Tag an. Dart Hulos durfte meinen bescheidenen Hausrat wieder in die Hütten räumen. Nur die Schüssel, die ich vor Jahren für Comanzatara vorbereitet hatte, mußte ich auf Geheiß des terranischen Botanikers an ihrem Platz belassen.
Als die Dunkelheit sich ausbreitete, stellte Ferbelin Destowitsch seine unsinnige Suche ein. Meine Bewachung setzte er jedoch unvermindert fort.
Auch der folgende Tag brachte keine Resultate. Gegen Mittag gab Ferbelin Destowitsch die Suche endlich auf. Ich hoffte schon, daß er endlich verschwinden würde, aber es kam ganz anders.
„Die sanfte Methode hat nichts genützt", erklärte er mir. „Jetzt werden wir eine andere Sprache benutzen."
Ich wurde durch ein Fesselfeld aus meiner Virenschaukel gerissen und auf den Boden geschleudert. Sein breiter Stiefel erschien über meinem Kopf.
„Ich zerquetsche dich wie eine Ratte", zürnte er, „wenn du nicht endlich den Mund öffnest! Wo hast du die Pflanze versteckt?"
Ich hatte keine Chance zu einer Gegenwehr und schloß verzweifelt die Augen.
„Hier bin ich", ertönte in diesem Moment die nur mir bekannte Stimme aus dem Parlafon.
Der Stiefel über mir verschwand. Ich konnte mich auch wieder aufrichten, aber das Fesselfeld erlaubte keine weitere Bewegung.
In meinem Topf mit dem Erdreich stand Comanzatara. Ihre Blüte war dunkelblau, die Blätter hingen schlaff nach unten. Sie mußte in einer miserablen Verfassung sein.
Ferbelin Destowitsch stieß einen Schrei der Begeisterung aus.
„Bevor du etwas Falsches glaubst oder tust, Terraner", erklang es weiter überlaut aus dem Parlafon, „sollst du wissen, daß Jizi stets nur die Wahrheit gesagt hat. Ich bin nur gekommen, um sie vor dir Ungeheuer zu retten."
Der besessene Botaniker zuckte zurück.
„Ist das wirklich diese Pflanze, die da spricht?" stieß er hervor.
„Natürlich, Ferbelin Destowitsch! Die Zeit meiner Buße neigt sich dem Ende zu. Ein paar Tage fehlen mir zwar noch, aber das soll mich nicht daran hindern, einen fanatischen Schwachkopf in die verdienten Schranken zu weisen."
„Ich will dich haben! Ich habe eine halbe Milchstraße dafür bezahlt, dich zu finden. Es gibt keine intelligenten Pflanzen. Du gehörst in meine Sammlung!"
Mein Fesselfeld
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