1347 - Am Ereignishorizont
eine Ausstrahlung des Psichogons, die Schäden verursachte, die mit medotechnischen Mitteln nicht nachzuweisen waren.
Die geheimnisvolle Fähigkeit der Diapathie, die ihm eine Laune der Natur hatte zukommen lassen, war ihm zuerst wie ein Wunder erschienen. Er hatte sich erhöhte Paratau-Rationen auserbeten, damit er sie so oft wie möglich exerzieren könne. Man hatte ihn gewarnt, die Anwendung des Psichogons zu übertreiben. Elsande Grel, die regelrecht paratausüchtig geworden war, diente als abschreckendes Beispiel.
Im Lauf der Zeit war seine Begeisterung abgeklungen. Seine Begabung war eine einzigartige. Wo immer die Kunst eines Diapathen benötigt wurde, rief man nach Tirzo. Er ertappte sich manchmal dabei, wie er den Druck eines Paratautropfens auf der Handfläche zu fühlen glaubte, obwohl er seit Stunden nicht einmal in der Nähe des Psichogons gewesen war.
Es muß noch anderes geben, was ich tun kann, dachte er in solchen Augenblicken verzweifelt.
Aber vorläufig gab es noch keinen anderen Beruf, der sich ihm anbot. Vorläufig war er der einzige Diapath unter denen, die gegen den Sotho und seinen fürchterlichen Plan ankämpften. Vorläufig mußte er tun, was von jedem anständigen Galaktiker erwartet wurde: seine Pflicht erfüllen.
Ein kleiner Vorrat Paratau lag vor ihm auf dem Tisch, sechs Tropfen insgesamt. Es war über zwanzig Minuten her, seit er das Psichogon zum letztenmal angerührt hatte. Er streckte die Hand aus und berührte einen der Tropfen mit dem Finger.
Augenblicklich hörte er Arfrars mentale Stimme. „Bei Tarkan und Meekorah", hörte er den Nakken sagen, „ich bin froh, daß die Verbindung zustande kommt."
Sorge und Angst schwangen in seinen Gedanken mit. Tirzo wagte es, den Paratautropfen zwischen zwei Fingerspitzen zu nehmen. Das grelle Licht der Stygstränge blendete ihn, aber es war wichtig, daß er jeden mentalen Impuls verstand, den der Nakk ihm sandte. „Es gibt Gefahr?" fragte er. „Die Pterus werden aufsässig", antwortete Arfrar. „Wir wußten bisher nicht, was wir von ihnen zu halten hatten. Wir verstehen die Lehre des Kodex nicht und waren der Ansicht, daß sie sich von ihrem bisherigen Glauben abgewendet hätten, seit Oogh at Tarkan durch den Mund seiner Statuen zu ihnen sprach. Aber wir haben die Lage entweder falsch eingeschätzt, oder es ist Sotho Tyg lan insgeheim gelungen, Verbindung mit den Pterus aufzunehmen und ihren Sinneswandel rückgängig zu machen."
„Wie ist eure Lage?" fragte Tirzo. „Seid ihr in Gefahr? Habt ihr RA-MANI, USHIRIKA und TAWALA noch unter Kontrolle?"
„Es besteht keine akute Gefahr", sagten Arfrars Gedanken. „Meine Brüder und ich, wir haben uns in den Kontrollzentralen der Stationen verschanzt. Die aufsässigen Pterus können nicht an uns heran, ohne das ganze System in Gefahr zu bringen. Vorläufig zögern sie noch. Wenn Sotho Tyg lan wirklich mit ihnen in Verbindung steht, hängt die weitere Entwicklung ganz allein davon ab, welche Befehle er ihnen erteilt."
Für Tirzo gab es kein Zögern. „Wir können euch helfen", sagte er. „Wir haben Anti-KM-Serum an Bord, mit dem die Pterus von ihrem Wahn geheüt werden können. Aber wie bringen wir es zu euch? Eure Stationen sind in psionische Feldschirme gehüllt. Könnt ihr sie abschalten?"
„Das können wir nicht", antwortete der Nakk. „Die Feldschirme werden von UDHURU aus kontrolliert.
Aber wir können die Waffensysteme von RAMANI, USHIRIKA und TAWALA desaktivieren. Ihr wißt, wie man die Feldschirme mit inerten Körpern durchdringt?"
„Ja", sagte Tirzo. Er war seiner Sache nicht ganz sicher, aber er glaubte, etwas Dementsprechendes gehört zu haben. „Dann schickt uns Behälter mit dem Anti-KM-Serum", drängte Arfrar. „Die Fahrzeuge, die sie transportieren, sollen ihre Triebwerke und alle anderen Systeme ausschalten, bevor sie das Schirmfeld berühren. Den Rest überlaßt uns. Wir bergen die Behälter. Eile tut not."
„Hilfe kommt sofort", versprach Tirzo.
Er ließ den Paratautropfen fallen und sprang auf. Noch in derselben Sekunde war im Kontrollraum der BASIS das hektische Piepsen des Alarmsignals zu hören.
Es war ein gutes Gefühl, etwas Wichtiges getan zu haben. Auf den Alarm hin hatte Galbraith Deighton sich mit Tirzo in Verbindung gesetzt, und Tirzo hatte über sein Gespräch mit Arfrar berichtet. Deighton hatte versichert, daß robotisch gesteuerte Behälter mit Anti-KM-Serum unverzüglich in Richtung der drei Kontrollstationen auf den Weg gebracht würden.
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