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1347 - Am Ereignishorizont

Titel: 1347 - Am Ereignishorizont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Zahlenvergleichs zu dem Schluß gelangen, daß die Schandtat, die Sotho Tyg Ian plante, so schlimm eigentlich gar nicht sei.
    Aber allein aus Zahlen ließ sich keine vernünftige Aussage formulieren. Es war auch nicht so sehr das Schicksal von Völkern, Planeten, Sonnensystemen oder Galaxien, das Julian Tifflor bedrückte. Der wahre Leidende, dachte er niedergeschlagen, ist immer der einzelne. Auf das Individuum kommt es an. Das Verbrechen liegt darin, ein Wesen zu töten, einen Verstand zu zerrütten. Die Zahl taugt nur als Multiplikationsfaktor.
    Er richtete sich im Sessel auf. „Das sind unschöne Nachrichten, die du mir bringst", sagte er. „Ich nehme an, es gibt nichts, was wir auf technischem Gebiet unternehmen können, um die Katastrophe zu verhindern?"
    Sato Ambush schüttelte den Kopf. „Nein. Unser Wissen reicht nicht weit genug. Gib uns die Möglichkeit, die estartische Technik zu erforschen, und dazu noch zehn oder zwanzig Jahre Spielraum - dann brauchten wir uns vor Sotho Ttyg Ian nicht mehr zu fürchten. Aber so ..."
    Er spreizte die Hände. Julian Tifflor stand auf, und der Pararealist tat es ihm nach. „Es bleibt uns also nur dieser eine Weg", sagte Tifflor bitter. „Selbst auf die Gefahr, banal zu klingen: Die Faust muß bewirken, was der Geist nicht schafft."
    Man hatte Tirzo keine Anweisungen zu geben brauchen: Er wußte von selbst, was er zu tun hatte. Er war der Kontakt mit den Nakken. Ohne ihn gab es keine Informationen über die Ereignisse, die sich an Bord der Stationen RAMANI, USHIRIKA und TA-WALA abspielten. Ohne seine Mithilfe tappte das Unternehmen Galaktischer Winter im dunkeln.
    Er hatte sich eine Routine zu eigen gemacht und sie mit Arfrar abgesprochen. Die Intensität der psionischen Felder in unmittelbarer Nähe des Schwarzen Loches kam ihm sehr zustatten. Er brauchte nur einen der glitzernden Tropfen mit der Fingerkuppe zu berühren, und schon tat sich die Welt des Psiraums vor seinem inneren Auge auf. Er hatte mit Arfrar abgesprochen, daß er alle zwei Stunden eine längerdauernde Verbindung herstellen würde, während der ihm der Nakk ausführlich Bericht erstatten konnte. Zwischendurch würde er das Psichogon hin und wieder berühren, um zu erfahren, ob Arfrar nach ihm rief.
    Die Verantwortung, die er übernommen hatte, bewirkte, daß er ein ziemlich einsames Leben führte. Er vermied Ablenkung. Er hielt sich zumeist in seiner Unterkunft auf. Von der Umwelt abgeschnitten war er deswegen nicht. Es gab an Bord der BASIS einen gut funktionierenden, stets aktuellen Informationsdienst. In Anlehnung an den Namen des vielfach verästelten, abhörsicheren Kommunikationsnetzes, das die GOI milchstraßenweit unterhielt, nannte man ihn Super Grapevine. Der Name war inzwischen zum positiven Wertbegriff geworden. „Ich hab's auf Super Grapevine gehört", bedeutete soviel wie: „Die Information ist brandneu und zuverlässig." Auf diese Weise erfuhr Tirzo, daß die Robotflotte Startbefehl erhalten hatte. Der erste Versuch, Sotho Tyg Ian an der Ausführung seines teuflischen Planes zu hindern, war im Gange.
    Manchmal machte Tirzo sich Gedanken über die Folgen seines häufigen Umgangs mit Paratau. Er stand zwar, wie alle Paratensoren, unter medotechnischer Aufsicht, und man hatte bis jetzt noch keinerlei negative Auswirkungen des Psichogons auf seinen Körper oder seine Seele feststellen können. Aber es waren der Geschichten viele, die mit den Kurieren der Pinwheel Information Group aus der Galaxis M33 kamen, in der die Kartanin ihren Sitz hatten, und in denen darüber berichtet wurde, daß unter den Feliden das Amt des Paratauwächters zwar ein begehrtes und angesehenes war, daß es jedoch keine alten Paratauwächter gab. Die Kartanin beherrschten die Paratrontechnik nicht. Anstatt den Paratau, der bei hoher Konzentration dazu neigte, spontan zu deflagrieren, unter energetischem Verschluß aufzubewahren, ließen sie ihn von Espern behüten, die eine besondere Begabung dafür besaßen, das Psichogon am Deflagrieren zu hindern.
    Kartanische Paratauwächter; so schien es, hatten eine Lebenserwartung, die weit unter dem Durchschnitt lag. Nun waren die Kartanin, auch wenn sie nichts von paratronischen Energiefeldern verstanden, keineswegs ein primitives Volk. Ihre Ärzte und Medotechniker leisteten Erstaunliches. Wenn sie es nicht fertig brachten, ihre Artgenossen vor den schädlichen Auswirkungen des täglichen Umgangs mit Paratau zu schützen, dann, dachte Tirzo manchmal, gab es womöglich

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