1347 - Am Ereignishorizont
Kampf, Gehorsam und Ehre. Er dachte ans Überleben.
Das Serum drang ihm in die Nüstern und begann, in seinem Bewußtsein zu wirken. Fazzy beobachtete ihn scharf. Mittlerweile kannte er sich im Mienenspiel der Pterus aus. Ein Ausdruck der Verwunderung erschien auf dem Gesicht des Panish Panisha. Er griff sich mit beiden Händen an den Schädel und schüttelte sich. Er verlor das Gleichgewicht und sank seitwärts zu Boden. Sid Avarit trat vorsichtig einen Schritt zurück. Er traute dem Pterus nicht. Vielleicht verstellte er sich nur, um seine Bewacher abzulenken.
Plötzlich sprang Saduur Mahout auf. Ein irres Feuer glomm in seinen Augen. „Also war es doch Oogh at Tarkan, der zu uns gesprochen hat!" schrie er. „Also ist der Kodex doch eine Lüge!"
Vier weitere Pterus waren inzwischen zu sich gekommen. Sie begriffen noch nicht, wie ihnen geschah.
Sie sahen erstaunt zu Saduur Mahout auf, aber sie widersprachen ihm nicht.
Captain Ahab trat auf den Panish Panisha zu. „Du erkennst die Wahrheit, mein Freund", sagte er freundlich. „Aber schrei sie nicht zu laut hinaus, sonst packt uns alle der Tod."
„Wer bist du?" wiederholte Saduur Mahout die Frage, die er schon einmal gestellt hatte. „Ich sagte dir, du würdest es noch erfahren", lächelte der Springer. „Wie bald, das liegt allein an dir. Tyg Ian hat vor, diese Galaxis zu vernichten.
Er ist ein Wahnsinniger, ein Feind alles Lebens. Sein Plan muß vereitelt werden. Du, Saduur Mahout, bist sein Vertrauter. Führe uns zu ihm, damit wir ihm den Wahnsinn austreiben können."
Der Panish Panisha war entsetzt zurückgefahren. Er streckte Captain Ahab die mit krallengleichen Fingern bewehrten Hände entgegen, als gälte es, das Böse selbst abzuwehren. „Du verweigerst ihm den Titel?" zischte er. „Du nennst ihn nicht Sotho?"
„Es gibt nur einen Sotho", erklärte der Springer ruhig. „Sein Name ist Tal Ker."
„Sotho Tai Ker ist tot!" schrie Saduur Mahout auf. „Schau her, du Kleingläubiger!"
Captain Ahabs Stimme war auf einmal nicht mehr freundlich. Sie grollte wie Donner, und Saduur Mahout, ohnehin verunsichert, duckte sich unwillkürlich. Dann aber geschah, was keiner der Beteiligten je vergessen würde.
Die Maske des Springers begann abzublättern. Es war ein gespenstischer Vorgang. Schicht um Schicht der von synthetischem Leben erfüllten Hülle öffnete sich, rollte sich zusammen und fiel ab. Mit jeder abfallenden Schicht wurde die wahre Gestalt des Wesens, das sich jahrelang unter der Maske verborgen hatte, deutlicher. Was da zum Vorschein kam, war häßlich, sogar widerwärtig. Auf Tahun hatte man sich um Stalkers physische Restaurierung nur bis zu dem Tag kümmern können, an dem er die Flucht ergriff. Und Herkor nan Voor war es erst in zweiter Linie um die Statur seines Patienten zu tun gewesen. Er hatte sich vordringlich um die Manipulierung der genetischen Substanz gekümmert.
Stalker war ein Wrack. Er stand nur noch einszweiundsiebzig groß. Seine Haltung war verkrümmt. Die rechte Schulter hing tiefer als die linke. Das Hohlkreuz war mit drei höckerförmigen Wucherungen durchsetzt, die jetzt, da die therapeutische Wirkung der Springer-Maske entfiel, zu nässen begannen. Die Beine wirkten in den Gelenken verdreht. Die Füße standen seitwärts. Das war der einzige Zug seiner wahren Gestalt, den Stalker nicht hatte verbergen können - oder verbergen wollen. Der seitwärts gerichtete Gang wurde durch die entsetzliche Verformung der Beine bewirkt.
Am schrecklichsten aber war sein Gesicht. Der Mund war schief und stand offen. Eine schlecht verwachsene Verletzung der Kinnpartie sorgte dafür, daß er ihn nicht mehr schließen konnte. Jetzt, da er die Maske nicht mehr trug, ging sein Atem röchelnd. Die Höhle des rechten Auges hatte nicht mehr die Form eines Kreises. Sie war rund, und das Auge quoll daraus hervor. Es besaß einen bösen, starren Blick, und Fazzy Slutch machte instinktiv das geheime Zeichen gegen Malocchio, das er in den Slums von Toledo gelernt hatte.
Saduur Mahout war in die Knie gesunken. Die Hände, die er bisher zur Abwehr erhoben hatte, reckte er dem Verunstalteten in flehender Gebärde entgegen. Stalker war anhand seines Äußeren nicht mehr zu identifizieren. Aber es bestand kein Zweifel, daß er ein Pterus war. „Du bist Sotho Tal Ker, Herr!" zischte der Panish Panisha voller Entsetzen. „Es ist wahr! Du lebst! Verschone mich und die, für die ich verantwortlich bin. Gib mir deine Befehle!"
„Tyg Ian muß
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