1349 - Chronik der Kartanin
diesen vierzig Millionen Lichtjahre weiten kosmischen Sektor nicht vermessen haben. Und er akzeptiert es einfach nicht, daß wir ihm die geforderten Koordinaten nicht liefern können. Soviel zu Bao von Tarkan." Mia-San machte eine kurze Pause und preßte sich die Handfiäche fester an die Stirn. „Nein, Eirene, alles, was ich über meine Pflichten weiß, das sagt mir meine Intuition. Vielleicht handelt es sich um eine Art Rassenbewußtsein, das über viele Generationen vererbt wurde. Möglicherweise wurde es mir auch bei der Geburt von den Hohen Frauen eingegeben. Aber ich weiß, daß der Paratau wichtiger ist als unser Leben. Und wenn es zur Katastrophe kommt, dann soll sie hier stattfinden, denn ohne Paratau soll es auch kein Tarkanium geben. Ich muß dich jetzt wegschicken, Eirene. Vielleicht sehen wir uns überhaupt nicht mehr. Ich muß an der Strategie feilen, um den Untergang so lange wie möglich aufzuschieben."
Nach dieser Unterredung zweifelte Eirene an der geistigen Zurechnungsfähigkeit der Protektorin. Aber Mia-San einfach als verrückt abstempeln zu wollen war denn doch zu einfach. Vielleicht entsprang ihre fatalistische Haltung gar keiner Todessehnsucht, sondern einem geradezu schon religiösen Fanatismus.
Sah sie sich als Märtyrerin, die für die Wahrung einer 50.000 Jahre alten Tradition in den Tod ging?
Eirene kam sich hilflos vor. Sie hatte schon mehrmals die Netzgänger-Station im Dschungel aufgesucht und um Unterstützung gebeten, ohne bisher jedoch die gewünschte Reaktion erwirkt zu haben. Idinyphe!
Sollte sie die dunkle, unbekannte Seite ihres Wesens anrufen und zu wecken versuchen, um sich deren Hilfe zu sichern? Warum nicht Idinyphe werden, die Tochter der Inkarnation einer Kosmokratin, und so an das Wissen und die Macht zu gelangen, um den Lao-Sinh-Kartanin auch gegen deren Willen zu helfen!
Eirene war beim Verlassen des Funkturms so in ihre Gedanken versunken, daß sie beinahe mit den beiden großgewachsenen Humanoiden zusammengestoßen wäre, die ihr entgegenkamen. Vor ihr standen der Arkonide Atlan und Perry, ihr Vater. „Hallo, Eirene!" begrüßte sie Perry. „Was ist denn schiefgelaufen?"
Eirene war so perplex, daß sie keinen Ton hervorbrachte. Schweigend warf sie sich ihrem Vater an die Brust und drückte ihn an sich. Dann umarmte sie auch Atlan innig. „Wenn ihr zur Protektorin wollt, könnt ihr euch den Weg ersparen", sagte sie schließlich. „Mia-San wird euch nicht empfangen."
„Das wird sie, wenn sie erfährt, welche wichtigen Neuigkeiten, die Vergangenheit ihres Volkes betreffend, wir für sie haben", sagte Atlan.
Aber der Arkonide irrte. Die wachhabende Kartanin machte sich nicht einmal die Mühe, Mia-San-K'yon über die Besucher zu informieren. Sie ließ sie von ihren Leuten umgehend hinausweisen. „Was ist denn plötzlich in die Lao-Sinh gefahren?" wunderte sich Perry. Er straffte sich. „Okay, wenn Mia-San es so will, dann werden wir unser Wissen per Funk über ganz Hubei verbreiten."
Sie bestiegen zu dritt den Gleiter, mit dem Rhodan und Atlan hierhergekommen waren, und flogen in Richtung Landesinnere, wo Phamal-Station lag.
Während des Fluges hörte sich Eirene ein Band mit einer Zusammenf assung der Geschichte der Mächtigkeitsballung Estartu an, wie ihr Vater sie vom Ewigen Krieger Ijarkor erfahren hatte.
Danach war sie überaus schweigsam.
Als Atlan sie nach dem Grund ihrer Nachdenklichkeit fragte, sagte sie: „Seltsam, aber das alles klingt nicht neu für mich. Es ist, als hätte ich es schon immer gewußt.
5.
Es dauerte volle drei Tage, bis die Kartanin auf die Funksendung reagierten. Lange Zeit hatte es den Anschein, als würde Mia-San-K'yon die Sendung völlig ignorieren und den Lao-Sinh sogar verbieten, ihre Funkempfänger zu benützen. Aber selbst wenn es so war, hätte sich ein solches Verbot nicht einmal bei den disziplinierten und gehorsamen Lao-Sinh-Kartanin durchsetzen lassen. Es gab immer Schwarzhörer, und diese hätten eine solch bedeutende Meldung nicht für sich behalten. Immerhin enthielt sie einige brisante Aussagen, etwa die, daß Kartanin und Nakken gleicher Abstammung waren, aber, obwohl sie vor zirka 50.000 Jahren die Geschichte der Mächtigkeitsballung Estartu mitgeprägt hatten, nicht hier beheimatet waren.
Perry Rhodan hatte es übernommen, den Aufruf an die Kartanin zu richten. Er tat dies in Sothalk, weil die meisten Lao-Sinh die Kriegersprache beherrschten. Die meiste Zeit ließ Rhodan den besprochenen
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