1349 - Chronik der Kartanin
Tonträger laufen, aber da es für die drei Gänger des Netzes ohnehin nichts anderes zu tun gab, schaltete er sich immer wieder mit Appellen an die Lao-Sinh ein.
Atlans Aufgabe war es, die Ortungsgeräte zu überwachen, was noch langweiliger war, weil diese überhaupt nicht ausschlugen. „Ich verstehe nicht, warum Mia-San sich einfach taub stellt", sagte Eirene, die am Funkempfänger saß und jene Frequenz überwachen sollte, auf der die Lao-Sinh mit dem KLOTZ in Verbindung standen. Aber seit Atlan und Perry Rhodan auf Hubei eingetroffen waren, herrschte Funkstille auf dieser Frequenz. „Es muß sie doch interessieren, welche Rolle ihr Volk einst in Estartu gespielt hat und welche Bedeutung dabei Oogh at Tarkan zukam."
„Sie steckt den Kopf einfach in den Sand", sagte Atlan. „Und glaubt, sich auf diese Weise d'en Realitäten nicht stellen zu rnüssen. Es wird wohl ihren Horizont übersteigen, daß die Nakken, die drauf und dran sind, die Lao-Sinh-Kolonie durch die Ephemeriden auslöschen zu lassen, einst ein Brudervolk der Kartanin waren."
„Wir können nicht mehr lange so weitermachen", sagte Rhodan. „Die Zeit drängt. Es muß etwas geschehen. Jedenfalls hat es keinen Sinn, daß ich mir den Mund fusselig rede, ohne zu wissen, ob man mich überhaupt hört. Zweiundsiebzig Stunden sind genug."
„Mia-San hat deine Botschaft empfangen", sagte Eirene überzeugt. „Aber seit sie Kontakt mit der NARGA PUUR hat, ist sie völlig verändert. Sie hat sich abgekapselt, scheint verwirrt und ratlos. Es könnte durchaus sein, daß die Geschehnisse sie überfordern ..."
Eirene unterbrach sich, als ihr Empfänger anschlug. „Auf der KLOTZ-Welle wird gesendet!" rief sie dann plötzlich, schaltete den Verstärker und das Aufzeichnungsgerät ein. „... die Funkstille brechen", drang eine Stimme aus dem Lautsprecher, die ein gut verständliches Kartanisch sprach. „Die Fremden bombardieren unsere Hauptstadt seit Tagen mit Nachrichten, die meine Leute in Aufregung versetzen. Sie verlangen Antworten, Erklärungen oder Dementis. Ich kann diesem Treiben nicht länger tatenlos zusehen, Bao."
Die Antwort kam in Altkartanisch, von dem die Gänger des Netzes nur wenige Brocken verstanden.
Daraufhin war wieder die Stimme zu hören, die sich des Neukartanischen bediente und nur Mia-San-K'yon gehören konnte. „Die Fremden sind unsere Freunde, sie haben uns Hilfe zugesagt", erklärte sie. Es folgte eine mit atemloser, herrischer Stimme vorgetragene Entgegnung in Altkartanisch, woraufhin die Protektorin sagte: „Gut, Projekt-Koordinator. Ich werde es so handhaben. Aber ..."
Der andere schnitt ihr mit einem einzigen Wort die Rede ab. „Ich gehorche", sagte Mia-San-K'yon daraufhin. „Aber nur unter Protest. Und wenn die Fremden - unsere Freunde - Erklärungen verlangen, werde ich sie an dich verweisen!"
Es folgte noch eine kurze Entgegnung in Altkartanisch, dann war die Verbindung unterbrochen.
Eine Stunde später meldete sich Atlan: „Wir bekommen Besuch. Aus Richtung der Stadt Hangay nähern sich mehr als zwanzig Gleiter. Was meint ihr, sollen wir uns auf die Verteidigung einrichten?"
„Ich bin dagegen", sagte Eirene. „Mia-San könnte jegliche Abwehrmaßnahmen fehlinterpretieren und in uns Feinde sehen. Ein solches Mißverständnis könnte alles zerstören, was wir bisher erreicht haben."
„Ich bin auch der Meinung, daß wir uns kampflos ergeben sollten", stimmte Rhodan zu. „Es ist die einzige Möglichkeit, mit der Protektorin in Kontakt zu treten."
„Schade", sagte Atlan. „Ich hätte den Kartanin gerne ein wenig Respekt vor den Gängern des Netzes beigebracht."
Eine Viertelstunde später landeten die Gleiter rund um die Dschungelstation der Gänger des Netzes, die, bevor Rhodan und die anderen Galaktiker sie vor zwei Monaten zum erstenmal benutzten, seit rund 50.000 Jahren praktisch unberührt gewesen war.
Bewaffnete Kartanin, fast ausschließlich Männer, sprangen heraus und umzingelten die noch halb vom Dschungel überwucherte Station. Im Hintergrund tauchte eine einzelne Espo auf. Sie stand wie unbeteiligt da, hatte die Augen geschlossen und balancierte auf der halb ausgestreckten Zunge einen einzelnen Paratautropfen. Offenbar befehligte die Espo die Männer durch telepathische Suggestivimpulse.
Die Soldaten stürmten die Station von allen Seiten und zeigten sich nicht einmal darüber verwundert, daß alle Eingänge offenstanden. Nur die Espo schlug für einen Moment die Augen auf, und ihr Gesicht
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