1349 - Chronik der Kartanin
des Netzes, der sich in eine dieser Richtungen fortbewegt hätte, wäre unweigerlich an einen Megaschwarm von Ephemeriden geraten und von ihnen absorbiert worden.
Es war deutlich zu erkennen, daß die Ephemeriden die Absicht hatten, den Sektor Tarkanium in einer Raumkugel von etwa 15 Lichtjahren einzukesseln, und irgendwann würde sich auch die Northside des Psionischen Netzes schließen. Natürlich war es nicht die Absicht der Ephemeriden, korrigierte sich Eirene, denn diese besaßen keine Intelligenz. Es waren die Nakken, die die Pseudo-Psiqs von ihren Ephemeriden-Bojen aus steuerten und sie gegen die Quelle starker psionischer Strahlung trieben, gegen die Paratau-Konzentration im Tarkanium.
Als Eirene diesmal das Psionische Netz aufsuchte, hatte sich die Ephemeridenfront nicht nur noch weiter geschlossen, so daß nur noch ein Fünftel der Präferenzstränge gangbar war, sondern die Raumkugel hatte sich auch verengt. Sie hatte nur noch einen Durchmesser von zehn Lichtjahren. Und die Ausläufer der Ephemeridenschwärme waren von den äußeren Lao-Sinh-Welten Bansej, Shallej und Kumai nur noch zwei Lichtjahre entfernt. Das stimmte mit den Berichten aus den Parataulagern dieser Kolonien überein, aus denen hervorging, daß sich die Sterbequote der Esper innerhalb der letzten Woche verdoppelt hatte.
Die fünf Ephemeriden-Bojen, von denen aus die Nakken die Megaschwärme der Pseudo-Psiqs steuerten, befanden sich alle außerhalb dieser Raumkugel, und keine einzige befand sich im Knotenpunkt der Präferenzstränge beziehungsweise in unmittelbarer Nähe eines solchen. Sie lagen lediglich an Normsträngen, so daß sie mittels Enerpsi-Antrieb leicht zu erreichen waren.
Eirene vermochte nicht zu sagen, wie stark die Ephemeridenkonzentration tatsächlich war, weil sie keinen Einblick in die Normstränge nehmen konnte. Aber aus den Berichten anderer Netzgänger ging hervor, daß es in den übrigen Gebieten der Galaxis Absantha-Gom zu keinerlei Ephemeridenphänomenen mehr kam. Es konnte also durchaus sein, daß die Nakken sämtliche Pseudo-Psiqs im Sektor Tarkanium zusammengezogen hatten.
Das wiederum konnte nur bedeuten, daß sie fest entschlossen 'waren, die Ephemeriden gegen die Parataulager der Kartanin ins Feld zu führen, um diese psionische Störquelle, die die Menetekelnden Ephemeriden von Absantha-Gom, dieses siebte Wunder der ESTARTU, in Aufruhr versetzte, ein für allemal zu eliminieren.
Und dies mußte zum Untergang der Lao-Sinh-Kartanin führen.
Eirene verstand nicht recht, warum ihr Mia-San-K'yon seit einiger Zeit aus dem Weg ging, genauer, seit der KLOTZ zum erstenmal sein WO XING BAO AT TARKAN ... gefunkt hatte. Inzwischen herrschte ein reger Funkkontakt zwischen den Lao-Sinh und dem KLOTZ, der nach einigen Zwischenstopps im Raum Hubei Position bezogen hatte.
Mia-San-K'yon hatte ihr Hauptquartier in den Funkturm verlegt, der auf einer Anhöhe über der Stadt Hangay stand. Fast jedesmal, wenn Eirene sie hier aufsuchen wollte, hatte sie sich verleugnen lassen. Und wenn Mia-San sich schon herabließ, sie zu empfangen, dann vermied sie es, über den KLOTZ und seine Bedeutung für die Lao-Sinh zu sprechen.
Eirene mußte es akzeptieren, da sie eine Außenstehende war. Obwohl ihr Mia-San einmal das Kompliment gemacht hatte, das Charisma einer Hohen Frau zu haben, blieb sie doch eine Fremde.
Damals, Ende November vergangenen Jahres, hatte Eirene der Protektorin erklärt, daß die Kartanin schon vor 50.000 Jahren in Estartu gewesen waren und den hier herrschenden Völkern das Dreieckssymbol des Tarkaniums als Hoheitszeichen der ESTARTU vermittelt hatten. Eirene wußte selbst nicht mehr, wie sie an das Wissen über die glorreiche Vergangenheit der Kartanin gekommen war - und eigentlich war es mehr eine Ahnung gewesen. Sie redete sich selbst ein, daß sie diese Information von einem der Querionen einsuggeriert bekommen hatte, ohne jedoch recht daran glauben zu können. Sie wollte gar nicht wissen, wer der Informant war, der ihr dieses Wissen, diese Ahnung, eingegeben hatte. Sie fürchtete sich vor diesem Unbekannten, denn sie assoziierte damit einen Namen. Idinyphe!
Der Name ließ sie frösteln, weil sie fühlte, daß irgendwann und irgendwo irgend jemand sie einmal so genannt hatte. Und sie glaubte, daß, wenn dieser Jemand eines Tages wiederkehren und sie mit diesem Namen ansprechen würde, etwas in ihr erwachte und sie zu einer anderen wurde, die Sie nicht sein wollte.
Idinyphe! Der Name hatte etwas
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