1349 - Chronik der Kartanin
Deflagration nicht übriggeblieben.
Durch diese Erfahrung klüger geworden, ließen wir beim zweitenmal von der Robotik nur einige wenige Tropfen entladen. Als wir sahen, daß diese wenigen Tropfen, insgesamt vier Stück, in keiner Weise reagierten, dachten wir schon, daß wir es geschafft hätten. Doch kurz darauf verging das mit dem Psichogon beladene Robotboot in einer Entladung psionischer Energie.
Beim drittenmal holten wir überhaupt nur an die fürifzig Tropfen ein. Diesmal passierte überhaupt nichts.
Da uns nun die Gefährlichkeit der Tautropfen bekannt war, wagte ich es nicht, eine Versuchsperson zu bestimmen. Kurz entschlossen zog ich mich mit einem einzelnen Tropfen zu einem Selbstversuch zurück.
Mir war etwas mulmig zumute, als ich den Tropfen des Psichogons in der hohlen Hand hielt und mich mit meinen Gedanken darauf konzentrierte. Aber es geschah nichts. Und irgendwann hatte sich das halbstoffliche psinergetische Gebilde in nichts aufgelöst.
Ich wiederholte daraufhin einen Selbstversuch zuerst mit zwei und dann drei Tropfen. Aber selbst als ich die Dosis auf fünf Tropfen erhöht hatte, geschah immer noch nichts. Ich kam zu der bitteren Erkenntnis, daß ich, Oogh at Tarkan, völlig parataub war. „Laß es mich mal versuchen", sagte da Pola-Ciu, die unbemerkt ins Labor gekommen war.
Ich hatte keinerlei Bedenken, ihr zwei Tropfen zu überlassen, Pola-Ciu machte es sich in einem der Sessel bequem, schloß die Hände über den beiden Tropfen und starrte wie hypnotisierend darauf. Ich merkte, wie ihr Blick immer entrückter wurde, ihre Augen immer kleiner, bis sie ganz geschlossen waren. „Was für ein Gefühl!" flüsterte Pola-Ciu fasziniert. „Was ist das für ein Gefühl?" fragte ich. „Als ob ich schwerelos sei, mich in die Schwebe erheben könnte", sagte sie - und sie glitt auf. einmal eine Handbreit aus dem Sessel hoch und ... war nicht mehr da! Gleich darauf ertönte ihre Stimme in meinem Rücken, und als ich herumwirbelte, sah ich sie über einem der Labortische schweben. Sie sagte: „Ich fühle mich so stark, als könnte ich dieses ganze Schiff mit mir fortteleportieren. Ich ..."
Pola-Ciu verlor plötzlich den Halt, den ihr eine unsichtbare Kraft in der Luft gegeben hatte, fiel auf den Tisch und stürzte von diesem auf den Boden.
Ich eilte zu ihr. „Alles in Ordnung mit dir, Liebes?" fragte ich sie. „Ich fühle mich gut, nur etwas schwach", murmelte sie, und ihr Gesicht war dabei entspannt, als schlafe sie. „Es ist sehr anstrengend, mit den Kräften des Psichogons zu spielen, weißt du ..."
Sie schlief in meinen Armen ein. Ihr Erschöpfungsschlaf dauerte aber nicht lange. Als sie die Augen aufschlug, wirkte sie ausgeruht und energiegeladen. „Laß mich den Test wiederholen", bat sie mich. „Ich bin sicher, daß ich zu weit mehr fähig bin, als zu schweben und über eine Entfernung von wenigen Körperlängen zu teleportieren. Und, weißt du was, Oogh? Ich habe deine Gedanken gelesen. Du hattest richtige Angst um mich. Das muß wahre Liebe sein."
Wir wiederholten die Versuche auch mit den anderen Frauen und ebenso vielen Männern. Das Ergebnis der Testreihe war niederschmetternd.
Jede der Frauen sprach positiv auf die Tautropfen an und entwickelte ähnliche Fähigkeiten wie Pola-Ciu.
Aber keiner der Männer reagierte darauf, alle männlichen Kartanin waren völlig parataub.
Diese Erkenntnis erschütterte mich zutiefst, denn sie bedeutete, daß wir auf unsere Frauen angewiesen waren,. wollten wir uns der Kräfte dieses Psichogons bedienen.
Und ich dachte auch noch weiter, und die Ergebnisse, zu denen ich kam, sträubten mir das Fell. Ich hatte die Horrorvision einer Psichogon-Gesellschaft, in der die Frauen das Sagen hatten, dank ihrer neugewonnenen Fähigkeiten die Macht ergriffen und uns Männer unterdrückten.
Zuerst dachte ich sogar daran, nie mehr in die Nocturnen-Galaxis zurückzukehren und die Existenz des Psichogons geheimzuhalten. Aber dann kam ich zu der Einsicht, daß die positiven Auswirkungen die negativen überwogen und wir uns die Chance, die Kräfte des Psichogons zu nutzen, nicht entgehen lassen durften.
Und dann war da noch das Versprechen, das wir dem Weisen der Nocturnen gegeben hatten. Immerhin hatten wir uns verpflichtet, die kritischen Tauregionen zu entsorgen, ohne darüber Rechenschaft ablegen zu müssen, was wir mit den geernteten Psichogontropfen machten. Wir konnten sie ebensogut im Leerraum wieder entladen, wo sie deflagrieren konnten, ohne
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