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1349 - Chronik der Kartanin

Titel: 1349 - Chronik der Kartanin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Sthortem, den Sprecher der Gryolen, der gleichzeitig auch der Chef-Mediziner war, und bat ihn, alle bekannten Fälle von Vergeßlichkeit zu untersuchen und mir einen medizinischen Befund darüber zu liefern. „Hast du schon versucht, das Vergeßlichkeits-Syndrom mit Psichogontropfen zu behandeln?" erkundigte er sich. „Es scheint, daß vor allem ihr Kartanin betroffen seid. Zumindest euren Frauen könnte mit den Tautropfen geholfen werden."
    Zehn Tage später rief ich vom Computer meine Notizen ab und fand diese Eintragung. Ich hatte mein Gespräch mit Sthortem völlig verschwitzt.
    Bei meinem nächsten Treffen mit Pola-Ciu bat ich sie, einige Tautropfen mitzubringen. Sie kam ohne, wie fast zu erwarten gewesen war, aber ich erinnerte mich zum Glück noch an meine Bitte und bestellte eine Psi-Frau mit der gewünschten Menge Psichogon zu uns.
    Ich setzte meiner Gefährtin meinen Plan auseinander, mit Hilfe der Tautropfen ihr Gedächtnis aktivieren zu wollen. Doch war der Test ein völliger Fehlschlag. Pola-Ciu konnte zwar mittels der Tautropfen ihre Parafähigkeiten aktivieren, aber sie gerieten völlig außer Kontrolle. Sie demolierte fast die komplette Einrichtung meiner Privatunterkunft in der Siedlung auf Kartan, schleuderte mich mit ihrer Geisteskraft einmal so heftig gegen die Wand, daß ich beinahe die Besinnung verlor - aber ihre Gedächtnislücken schlossen sich nicht.
    Das Psichogon war kein Mittel gegen das Vergeßlichkeits-Syndrom, sondern wurde in den Krallen der davon betroffenen Psi-Frauen zu einer furchtbaren Waffe. Ich entschloß mich daher, die Entsorgungskommandos auf unbestimmte Zeit einzustellen und die Psichogon-Vorräte auf der NAE-GA SANT und auf Kartan zu entsorgen - sie ins Vakuum des Weltraums schaffen zu lassen.
    Irgendwann legte sich die krankhafte Vergeßlichkeit fast schlagartig in meinem Volk wieder, und ich dachte an das vergangene Jahr wie an einen bösen Alptraum zurück.
    Ein halbes Jahr später erinnerte mich Sthortem jedoch nachhaltig daran.
    Wir waren gerade mit einem wichtigen Projekt beschäftigt. Es ging dabei um eine Kontaktaufnahme mit den aus Sayaaron geflüchteten Kolonisten der Tefroder-Galaxis. Auf Anraten der Peergateter entschloß ich mich, nicht Vertreter unserer Völker Verbindung mit den Tefrodern aufnehmen zu lassen, sondern dafür Robotsonden zu entsenden.
    Wir statteten ein Dutzend kleinerer Oberlichtschiffe mit ausreichend Bildund Tonmaterial aus, das einen Überblick über unsere Völkergemeinschait gab, ohne jedoch zuviel zu verraten, und ließen einen Sender leicht zu ortende Peilsignale auf verschiedenen Frequenzen funken. Natürlich verschwiegen wir auch alles, was unsere Position hätte verraten können. Aus der leichtverständlichen Bild-Ton-Symbolsprache gingen nur die Koordinaten eines Rendezvouspunkts im Leerraum zwischen den beiden Galaxien hervor, an dem wir die Vertreter eines „friedliebenden Intelligenzvolks" treffen wollten. An diesem Rendezvouspunkt kreuzte eines unserer bemannten Raumschiffe, dessen Mannschaft nicht wußte, daß es an Bord eine Selbstvernichtungsanlage gab.
    Im schlimmsten Fall konnten wir nur einige Robotschiffe und einige unserer Leute verlieren. Aber wir würden dann wenigstens wissen, woran wir mit den Tefrordern waren.
    Und in dieser Situation wollte mich Sthortem sprechen. Ich erinnerte mich wieder meines Auftrags, den ich ihm gegeben hatte. „Sthortem, vergiß, was ich dir aufgetragen habe", empfing ich ihn. „Es gibt kein Vergeßlichkeits-Syndrom mehr, die Sache hat sich von selbst erledigt."
    „Eben nicht", erwiderte er. „Die Angelegenheit ist viel schlimmer, als zu befürchten gewesen war. Was ich entdeckt habe, ist so entsetzlich, daß ich davon abraten muß, irgend etwas davon an die Öffentlichkeit dringen zu lassen. Oogh, ohne zu übertreiben, kann ich behaupten, daß wir alle dem Untergang geweiht sind."
    „Wovon redest du eigentlich, Sthortem?" fragte ich. „Hat es nun dich erwischt? Wirkt sich die Krankheit bei euch Gryolen anders aus als bei uns Kartanin? Als eine Art Untergangswahn?"
    „Ich wünschte, es wäre so", sagte Sthortem gedrückt. „Aber leider ist am Ergebnis meiner Untersuchungen nicht zu zweifeln. Ich habe Dutzende Personen aus jeder Volksgruppe untersucht - und alle Befunde sind gleichlautend."
    „Und wie lautet, verdammt noch mal, dieser Befund?"
    „Wir mutieren, Oogh", sagte er. „Unsere Gene verändern sich auf eine Art, wie sie mir bislang unbekannt war. Diese Veränderung

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