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1349 - Chronik der Kartanin

Titel: 1349 - Chronik der Kartanin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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... Die Psichogon-Experimente hoben wir uns für die Rückreise auf, denn Tagriul meinte, daß ich zuvor unbedingt den „Weisen" kennenlernen mußte.
    Als wir uns dem einzigen mondgroßen Trabanten des Roten Riesen näherten, zeigte die Fernortung bereits an, daß die Oberfläche von unzähligen hohen, schlanken Türmen übersät war, die bis zu einer Höhe aufragten, die das Zehnfache der MAYSUN betrug, und die an der Basis dennoch nur den Durchmesser der halben MAYSUN hatten. „Der Weise ist zwar die Gesamtheit aller Quarztürme", klärte mich Tagriul auf, „dennoch entwickeln einzelne Türme manchmal eine Art Eigenpersönlichkeit, was bei einer Verständigung sehr verwirrend sein kann."
    Die MAYSUN landete auf einer freien Fläche zwischen mehreren hoch aufragenden Quarztürmen, und der vennische Kommandant meldete sich per Hyperfunk. „Ich bin Tagriul. Erinnerst du dich noch an mich, Weiser? Ich war vor Jahren schon einmal hier. Wir haben das Problem der kritischen Tauregionen diskutiert, und ich habe dir Abhilfe versprochen. Nun bin ich zurückgekehrt, um zu meinem Versprechen zu stehen."
    „So schnell ging das?" meldete sich der Nocturnenstock mittels Hyperfunksignalen. „Egal, ich hatte genug Zeit, das Problem zu überdenken und zu einem Schluß zu kommen."
    „Wie lautet das Ergebnis deiner Überlegungen?" fragte ich an. „Ich habe erkannt, daß ihr die Ursache all meiner Probleme seid", antwortete der Weise. „Nicht, daß ich euch schuldig sprechen will. Aber als Verursacher seid ihr geradezu verpflichtet, die Entsorgung der kritischen Tauregionen zu übernehmen."
    „Das verstehe ich nicht", bekannte ich. „Was sollen wir verursacht haben? War es nicht immer so, daß Nocturnen der Schwarmphase halbstoffliche Psinergie in Form leuchtender Tropfen, diesen Psichogon-Tau, absonderten?"
    „Ich bin nunmehr vierzehn Millionen Jahre alt, aber erst seit wenigen Jahren existiert das Problem der kritischen Tauregionen", sagte der Weise. „Der Zeitpunkt stimmt mit eurem Eintreffen in diesern Universum überein. Der Zeitpunkt nämlich, an dem die Psi-Konstante unnatürlich hoch angehoben wurde. Und erst mit dem Aufschaukeln der Psi-Konstanten ist der Paratau zu einem hochwertigen Psichogon geworden, das, wenn die Tauregionen eine gewisse Sättigung erreichen, die Eigenschaft hat, spontan zu deflagrieren. Das führt zu verheerenden Psi-Stürmen, deren elementare Gewalten schon so manchen Nocturnenstock in die Psiphrenie gestürzt haben. Das war früher nicht so, als die Psi-Konstante noch einen normalen Wert hatte."
    Ich verstand. Ein Blickwechsel mit Tagriul ließ mich wissen, daß der Vennok bisher auch keine Ahnung von diesen Zusammenhängen gehabt hatte. „Wie können wir dir helfen, Weiser?" fragte ich. „So gut es geht, helfen wir uns selbst, indem wir die Schwärme der Jungnocturnen durch Hypersignale so steuern, daß sich ihre Tauabsonderungen möglichst gleichmäßig verteilen. Aber das läßt sich nicht immer nach Wunsch steuern, denn die Psichogontropfen ziehen sich gegenseitig an, bis sich kritische Tauregionen bilden. Darum bitte ich euch, daß ihr Erntekommandos entsendet und die kritischen Tauregionen entsorgt. Sammelt den Paratau, ladet ihn auf eure Schiffe und bringt ihn fort aus unserer Galaxis. Was ihr damit anstellt, das bleibt euch selbst überlassen."
    „Du hast mein Versprechen, daß wir Abhilfe schaffen werden, Weiser", sagte ich. „Aber zuerst müssen wir einige Tests machen, um die beste Methode zur Entsorgung zu finden und die damit verbundenen Risiken abzugrenzen."
    Wir schickten ein Robotboot in eine nahe Tauregion und ließen es einige hundert Tropfen des Psichogons einsammeln. Als wir den robotischen Ernter zurückholten und einer vom Hangarpersonal ihn entladen wollte, kam es zur Katastrophe. Wir bekamen zum erstenmal eine Kostprobe davon, was es bedeutete, wenn selbst eine solch geringe Menge dieses Psichogons spontan deflagrierte. Der Kartanin, der mit den psinergetischen Tropfen in Berührung kam und sie durch den Kontakt zündete, wurde in einen blendenden Lichtschein gehüllt und davon langsam aufgezehrt. Wir vernahmen seine irren Schreie eine Ewigkeit lang, wie es schien. Als die gleißende Lichtaura endlich erlosch, war von dem Ärmsten nichts mehr übrig. Wir fanden von ihm nicht einmal mehr atomare Spuren, nur eine Reststrahlung, die wir zwar anmessen, aber nicht klassifizieren konnten. Es mußte sich um Psinergie handeln. Mehr war von dem Opfer der spontanen

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