135 - Der schreckliche Pakt
dann auch richtig.
Dorian Hunter und Coco Zamis standen auch auf der Liste der Einzuladenden.
Seltsam, dachte Armand Melville. Gerade jetzt, wo wir wieder mit Dorian zusammenkommen, erzählt mir jemand Stunden vor seiner Ermordung am Telefon von einem Spuk bei Lamballe!
Nun, vielleicht konnte Dorian ihm Rat geben oder ihm sogar helfen - vor oder nach der Examensparty.
Ein paar Stunden später stand Armand vor dem Toten. Gustave Gautier lag in einem Kühlfach im Kellergeschoß der Gerichtsmedizin von Dinan. Armand Melville erschauerte. Wer auch immer Gautier getötet hatte - er war niemals ein Mensch gewesen.
Kommissar Levoix erwies sich als durchaus umgänglich. Er gestattete Armand, die wenigen Habseligkeiten des Toten durchzusehen. Es fand sich nichts, das für Armand von Interesse gewesen wäre. Nur eben der Zettel mit Anschrift und Telefonnummer.
Keine schriftlichen Unterlagen über die vorgebliche Spukerscheinung. Gautier mußte alles, was er wußte, im Kopf gehabt haben.
Pech auf der ganzen Linie. Wenn Armand also etwas darüber herausfinden wollte, mußte er sich schon selbst nach Lamballe begeben. Das war es bestimmt wert. Aber er mußte sich vorher irgendwie absichern. Er wollte nicht, daß es ihm so erging wie Gautier!
Dem Kommissar durfte er aber mit Spukerscheinungen nicht kommen. Und weil Armand sich auf die schnelle auch keine glaubwürdige Ausrede einfallen lassen konnte, schwieg er lieber. Dorian mußte ihm helfen.
Armand verabschiedete sich von Levoix.
„Hören Sie, Monsieur Melville", brummte Levoix. „Ich sehe es Ihnen an, daß Sie sich in private Ermittlungen stürzen möchten. Sie verschweigen mir etwas… wäre es nicht doch besser, Sie würden sich mir anvertrauen?"
Armand hob die Brauen. „Wovon reden Sie, Kommissar?"
Levoix seufzte. „Ich habe einen Blick dafür, Monsieur. Wenn Sie etwas wissen oder in Erfahrung bringen sollten - teilen Sie es uns mit. Wir haben naturgemäß mehr und bessere Möglichkeiten, diesen Fall aufzuklären…"
Kaum, dachte Armand.
Er fuhr zurück nach Paris. Aber das Bild des Toten ließ ihn nicht mehr los.
„Einladungen", sagte Coco. „Einladungen, die merkwürdige Wege gegangen sind. Da die Absender nicht genau wußten, wo sie uns nun wirklich erreichen können, haben sie sich an die Mystery Press' gewandt."
„Womit sie anscheinend goldrichtig lagen", bemerkte der Dämonenkiller trocken. „Was sagt also Trevor?"
Trevor Sullivan oblag die Leitung der „Mystery Press" in London, kräftig unterstützt von Miß Pickford. Zur Zeit hielt sich auch Hideyoshi Hojo dort auf. Coco hatte mit Sullivan telefoniert.
„Trevor erzählte von zwei Dingen, die sich offenbar in Frankreich abspielen. Und ärgerlicherweise beide zum gleichen Termin."
„Was ist für uns wichtiger? Einladungen…von wem?" Dorian lehnte sich zurück und versetzte den schweren Ledersessel in Drehung. Er glitt auf dem Drehkreuz einmal herum, bis er Coco wieder ansah.
„Die eine ist von Raffael Amalfi. Sein Sohn Stefan heiratet, und wir sind zur Hochzeit eingeladen." Dorian entsann sich stirnrunzelnd. Mit Raffael Amalfi verband ihn und Coco eine ganz besondere Freundschaft. Sie beiden waren sogar in die Amalfi-Sippe aufgenommen worden, gewissermaßen als „Ehrenzigeuner". Die Amalfis zogen mit einer Monströsitätenschau durch die Welt, und eine Zeitlang hatte der alte Raffael, das Sippenoberhaupt, sich getrennt in den USA aufgehalten, um von einer Fernsehshow zur anderen zu rasen. Das war ihm aber bald wieder lästig geworden; er liebte die Ruhe und Beschaulichkeit, und so hatte er das einträgliche Geschäft wieder aufgegeben und war nach Europa zurückgekehrt. Stefan, sein zweitältester Sohn, hatte schon vor einiger Zeit verkündet, in eine französische Zigeunersippe einheiraten zu wollen. Offenbar war es jetzt soweit.
Dorian lächelte. Zusammen mit den Amalfis hatten Coco und er schon einige haarsträubende Dinge erlebt. Er freute sich darauf, die Freunde wiederzusehen.
„Und die zweite Einladung?"
Coco ließ sich auf der Tischkante nieder. „Armand und Sybill Melville feiern Sybills Examen", sagte sie.
Das war natürlich auch eine Sache, die eigentlich nicht ausgelassen werden durfte. Tausend andere Aktionen hätte Dorian liebend gern ausgeschlagen, um mit den Zigeunern feiern zu können. Aber ausgerechnet die Melvilles! Er kam ins Grübeln.
Gleichgültig, wie Coco und er sich auch entschieden - eine der beiden Parteien würde sich immer auf den Schlips
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