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135 - In der Falle

135 - In der Falle

Titel: 135 - In der Falle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Miouu. Er selbst war des Lesens nur sehr lückenhaft kundig.
    »Meine Getreuen«, las die ehemalige Leibwächterin der Königin. »Ich bin so froh, dass noch einige von euch am Leben und gesund sind, und ich danke euch für diese Gewissheit. Ich bin Gefangene im eigenen Palast und bange täglich um das Leben meiner verschleppten Tochter. In Beelinn herrscht das Böse, aber ich warne euch vor einem Angriff. Die Invasoren stammen von einer anderen Welt. Sie können ihre Gestalt nach Belieben verändern und kennen kein Erbarmen; unser Leben ist nichts wert in ihren Augen. Haltet euch verborgen und sucht, darum bitte ich euch aus ganzem Herzen, nach einer Spur meiner kleinen Ann. In Liebe grüßt euch eure Königin Jenny.«
    Eine Zeitlang herrschte Schweigen. Bald hörte man da und dort jemanden schluchzen. »Unsere Königin lebt«, flüsterte Maakus. »Lang lebe Königin Jenny!«, antwortete jemand lauter. Und bald erfüllte wieder Jubel die Hütte.
    Durch eine Handbewegung brachte Rudgaar die kleine Schar zum Schweigen. »Lasst uns auf Königin Jenny schwören und ihr eine Nachricht schicken…!«
    ***
    Endlich Kleider…!
    Sie knöpfte den Mantel auf, zog ihn der Puppe über die Schultern und hielt inne, als sie Sirenen hörte, derer Geheule irgendwo in der Stadt langsam anschwoll. Auf einmal flammten Lichter auf, im Schaufenster, im Laden, überall. Sie sprang von der Auslage des Fensters ins Innere des Modehauses, rannte zwischen unzähligen Garderobenständern mit Damenkleidern hindurch, griff wahllos nach links und rechts und schlüpfte schließlich hinter den Vorhang einer Kabine.
    Vor ihr stand ein Mann, der einen Haufen zusammengeknüllter Frauenkleider an seine Brust drückte. Er war nackt, voller Schnittwunden und blutüberströmt. Sie erschrak, ließ die Kleider fallen und wich bis zum Vorhang zurück. Auch der Mann ließ die Kleider fallen und wich bis zu einem Vorhang zurück.
    »Ich bin Königin Rauna«, sagte sie plötzlich und staunte über ihre eigenen Worte. »Wer bist du?« Auch der Mann bewegte die Lippen, doch sie konnte seine Stimme nicht hören.
    Sie blickte an ihrem Körper hinunter – dem Körper eines Mannes, blutverschmiert und an vielen Stellen zerschnitten. Sie blickte auf. Wieder ein Spiegel!
    Sie betrachtete ihren Bauch, ihre Beine. Die Wunden hörten auf zu bluten, eine nach der anderen schlossen sie sich. »Ich war Königin Rauna, aber wer bin ich jetzt?« Ihr war, als würde sie eine Tür in ihrem Kopf berühren, die Tür zu ihrer Erinnerung.
    Der Klang der Sirenen hörte sich jetzt an, als würden sie auf der anderen Seite des Vorhangs ertönen. Fahrzeuge bremsten mit quietschenden Reifen vor dem Laden. Sie lief aus der Kabine, kroch in der Deckung der Kleiderständer zur Rolltreppe und huschte auf leisen Sohlen in das erste Obergeschoss. Die Abteilung für Herrenmode. »Kommen Sie mit erhobenen Händen auf die Straße!«, rief eine Männerstimme im Untergeschoss. Sie hetzte erneut an unzähligen Garderobenständern vorbei und schnappte sich im Vorbeirennen ein paar Hemden, Jacketts und Hosen von den Bügeln.
    »Kommen Sie mit erhobenen Händen heraus! Sie haben eine Minute Zeit, danach stürmen wir das Gebäude!«
    Sie schlich zu einem Fenster, spähte vorsichtig hinunter: Dutzende von Fahrzeugen mit Blaulichtern standen auf der Straße. Hinter einigen knieten Scharfschützen. Auf der anderen Straßenseite, halb in der Deckung eines Kleinbusses warteten Polizisten in Zivil. Oder Gaffer? In ihrer Mitte entdeckte sie einen Dunkelhäutigen. Unter seinem schwarzen Ledermantel trug er einen weißen Arztkittel. Der Mann aus der Klinik?
    Sie duckte sich, wählte eine Kabine neben dem Treppenhaus und schlüpfte hinter den Vorhang. Kurz zuckte sie zurück angesichts des Mannes im Spiegel, dann begann sie sich in aller Eile anzukleiden.
    Nach einer Minute erscholl eine zweite Warnung, kurz darauf hörte man Schritte durch das äußere Treppenhaus des Geschäfts herauf stürmen. Auch unten im Erdgeschoss und auf der Rolltreppe klangen Schritte auf. Schüsse fielen.
    Unter dem Kleiderhaken rechts des Spiegels befand sich eine Metallkonsole mit einem schmalen Schlitz. Schnell begriff sie, dass sie eine am Bügel befestigte Chipkarte dort hineinstecken musste, um sich in den betreffenden Kleidern im Spiegel sehen zu können, ohne sie zuvor anzuziehen zu müssen. Auf diese Weise entschied sie sich für einen dunklen Anzug mit Weste und grüner Krawatte.
    Jenseits des Vorhangs hörte sie Menschen

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