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135 - In der Falle

135 - In der Falle

Titel: 135 - In der Falle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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gutes Blatt erwischt hatte.
    »Na also!« Er klatschte ihr auf den Hintern. Ihr Körper erstarrte. »Warum nicht gleich so…« Er beugte sich an ihr Ohr und flüsterte: »… so kooperativ, Gnädigste. Übermorgen also!«
    Pfeifend verließ er das Turmzimmer.
    Jenny wartete, bis seine Schritte auf der Wendeltreppe verhallten. Dann ging sie vor ihrem Bett auf die Knie, griff darunter und holte ein schwarzbraunes Wesen hervor, einen jungen Batera. Durch diesen Boten wusste sie, dass es noch zwei freie Männer in Berlin gab; und dass sich in den Wäldern östlich des ehemaligen Schönefeld über zwanzig Getreue versteckt hielten, die nur auf ein Zeichen von ihr warteten. Die Nachricht an Miouu, Rudgaar und Bulldogg hatte sie längst vorbereitet. Sie band das Lederröllchen an den Fuß des Batera und schickte ihn in die Dämmerung hinaus…
    ***
    Ostufer Terrbizzer See, Ende Februar 2521
    Miouu hatte, so weit sie sich zurückerinnern konnte, noch nie wirklich tief geschlafen. Ein Ohr war immer gespitzt, ein Auge immer halb geöffnet. Während der Jahre als Leibwächterin der Königin hatte sie diese Kunst noch perfektioniert.
    So war sie die Erste, die hochfuhr in dieser letzten Nacht vor Beginn des Frühlingsmonats, als der Fischgreif dreimal schrie.
    Natürlich war es kein Fischgreif, sondern einer der Wächter; ein Waldmann. Miouu weckte Rudgaar.
    Nacheinander kletterten sie über eine der drei Leitern aus dem Baumhaus. Unten ragte bereits die mächtige Gestalt Watzlowersts aus dem Unterholz. Der Riese wich nicht mehr von Miouus Seite. Er pflegte sogar in ihrer Nähe zu schlafen.
    Gemeinsam liefen sie zum Seeufer. Greif und Canada folgten ihnen lautlos. Ein Waldmann, der am Seeufer Wache gehalten hatte, kam ihnen entgegen. Er hieß Nurbat. »Ein Frekkeuscher über dem See«, flüsterte er. »Wahrscheinlich der Oberst.«
    Oberst – so nannten die Waldleute Bulldogg. Und tatsächlich: Am Seeufer, neben Watzlowersts Frekkeuscher, wartete der einäugige Hüne bereits. »Die Königin hat unsere Nachricht beantwortet«, sagte er.
    Auf dem Weg in Rudgaars Bootshütte schloss sich ihnen ein halbes Dutzend Männer und Frauen an. Der Ruf des Fischgreifen hatte sie geweckt. Im Inneren der Hütte versorgte Watzlowerst das Reitinsekt mit Wasser und getrocknetem Fisch. Die anderen scharten sich um Bulldogg. Dieser holte den Nachtflügler aus seinem Mantel, löste das Leder von seinem Bein, entrollte es und reichte es Miouu. Das Tier flatterte zu Watzlowerst und verkroch sich in dessen Jackentasche.
    Miouu las mit zitternder Stimme: »Ich danke euch, meine Kämpferinnen und Kämpfer. Eure Treue tröstet mich in meiner Gefangenschaft. Wenn ihr mir helft, kann ich vielleicht fliehen und Maddrax und seine Freunde verständigen. Kommt zur Königssiedlung, noch heute. Sobald am Abend das Licht in meinem Fenster erlischt, macht viel Lärm und viel Geschrei und zieht euch sofort zurück, wenn ihr selbst angegriffen werdet. Es soll nur ein Scheinangriff sein! Alles andere wäre tödlich für euch.«
    Sie sahen einander an. »Vertraut ihr«, sagte Miouu.
    »Vertraut Königin Jenny.«
    »Weckt die anderen!«, rief Rudgaar. »Wir müssen vor Sonnenaufgang in Beelinn sein, um noch unbemerkt Deckung zu finden. In einer Stunde brechen wir auf…«
    ***
    Berlin, Anfang März 2521
    »Wie romantisch…!« Conrad von Leyden grinste, als er die Öllampe auf dem Fensterbrett bemerkte. Mit dem Rücken drückte er die schwere Tür hinter sich zu. »Da wäre ich.«
    »Die Uhr.« Jenny blieb völlig ruhig. Jede Bewegung, jeden Handgriff hatte sie hundert Mal durchgespielt. Ihr Hirn war kalt.
    »Erst die Ware, dann der Preis.« Von Ley den stieß sich von der Tür ab und kam betont lässig auf sie zu. In diesem Augenblick erschien er der fünfzehn Jahre älteren Frau als das, was er wirklich war: ein großes Kind, ein verwirrter Jugendlicher. Seit langem trug er wieder einmal seinen goldfarbenen Overall. Den Helm hatte er gar nicht erst mitgebracht.
    »Hier ist mein Pfand.« Er griff in die rechte Beintasche und zog einen rostigen Schlüssel heraus. »Der passt zu dem Tor in den Hospitalhof. Dort steht der alte LKW mit dem Beutegut. Der Koffer mit deiner Uhr liegt schon auf dem Beifahrersitz bereit.« Von Leyden grinste. »Ich hab’s mir extra noch mal angeguckt.« Er versenkte den Schlüssel wieder in seiner Tasche. »Und jetzt komm…«
    Jenny konnte ihr Glück kaum fassen. Sie hatte damit gerechnet, dass er den Schlüssel benötigen würde, um an den

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