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135 - In der Falle

135 - In der Falle

Titel: 135 - In der Falle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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abgehen wird.« Nurbat lehnte schwer atmend gegen die Wand und wischte sein Schwert an einem Lumpen ab. »Es ging darum, die Streitmacht der Siedlung auf uns zu ziehen und der Königin die Flucht zu ermöglichen. Hör auf zu grübeln.«
    »Versuchen wir lieber uns drei noch zu retten.« Watzlowerst machte Anstalten, aus dem Fenster zu steigen. »Da draußen ist niemand. Sie haben den Ring noch nicht um die Ruine geschlossen. Versuchen wir es!« Die Lanze geschultert, die Keule in der Rechten zum Schlag erhoben, so schlich er durch das Unterholz.
    Nurbat stand auf, kletterte aus dem Fenster und half der kleineren Miouu heraus. Geduckt und nach allen Seiten lauschend und sichernd schlichen sie hinter dem Riesen her.
    Auf einmal brach ein Ast irgendwo in der Nähe. Ein paar Atemzüge lang verharrten sie vollkommen reglos und still. Bis drei Schatten aus dem Wald brachen. Kampfschreie ausstoßend und Äxte und Schwerter schwingend gingen sie auf Watzlowerst los. Der zögerte keinen Augenblick, brüllte seinerseits aus Leibeskräften und warf sich den Angreifern entgegen. Ein ungleicher Kampf – zweien zerschmetterte seine Keule die Schädel, den dritten spießte seine Lanze auf.
    Er wandte sich nach Miouu und Nurbat um, winkte mit der Keule, und dieses Bild brannte sich tief in Miouus Gedächtnis ein. Das gleißende Licht aus dem Wald erhellte für die Dauer eines Blinzelns sogar noch den siegesgewissen Zug auf seiner Miene. Im nächsten Moment war er nichts weiter mehr als eine riesige Fackel.
    Brennend brach er zusammen, den Mund weit geöffnet zu einem stummen Schrei und den schmerzerfüllten Blick auf Miouu geheftet. Es sah aus, als würde er sich Vorwürfe machen, weil er starb und sie allein lassen musste.
    Für einen Augenblick stand Miouu wie gelähmt. Der Tod des Riesen schnitt ihr ins Herz und war ihr zugleich ein böses Omen.
    »Zurück!«, brüllte sie. Doch der nächste Strahl traf den Waldmann: An ihrer Seite brach Nurbat lautlos zusammen.
    Und plötzlich kamen sie von allen Seiten, aus der Ruine, aus dem Wald, von links und von rechts…
    ***
    Südostengland, Mitte März 2521
    Seit vierundzwanzig Stunden regnete es ununterbrochen.
    Die Themse war ein schlammiger See, dessen Ufer irgendwo jenseits der überfluteten Wälder liegen mussten und in dessen Mitte Wurzelstrünke, Tierkadaver und ganze Baumstämme Richtung Mündung um die Wette schwammen.
    Der Mann aus der Vergangenheit betrachtete die Überschwemmung durch die Frontkuppel von Selina McDuncans EWAT.
    Nicht dass Matthew Drax und Aruula in den letzten zwei Wochen zu wenig Feuchtigkeit abbekommen hätten. Auf Gibraltar im verregneten Südspanien hatten sie sich mit Daa’muren und dem letzten Exemplar der sagenumwobenen Fishmanta’kan herumschlagen müssen.
    Die permanente Nässe hatte Matts Funkgerät lahm gelegt.
    Er nutzte die Flugzeit, um es auseinander zu nehmen, die Einzelteile zu trocknen und es mit der Hilfe des Analysecomputers zu reparieren. Er stellte einen Kurzschluss der Trilithium-Batterie fest. Normalerweise hielten diese 2008 entwickelten Energieträger Jahrhunderte lang – zu Matts Glück, denn sonst hätte er auf viele elektrisch betriebenen Geräte nach seiner Bruchlandung in dieser dunklen Zukunft verzichten müssen.
    Captain Benjamin Rudolph, der Pilot von Ark IX, bückte sich durch die Luke in den Kommandostand. »Ist das okay für Ihre Zwecke? Eine andere hab ich leider nicht finden können. Stammt aus der Bordküche.« Er reichte Matt eine winzige Trilithium-Batterie.
    »Danke. Bisschen klein, könnte aber hinkommen.«
    Während der Earth-Water-Air-Tank wenige Meter über dem reißenden Strom durch dichten Regen flog, baute der Mann aus der Vergangenheit den neuen Energiespeicher in sein Funkgerät ein.
    Eine halbe Stunde später erreichten sie die Ruinen Londons und kurz darauf die Baustellen der Community in der Umgebung des alten Parlamentsgebäudes. Ein silbrig-bläulicher Schimmer schälte sich aus Dunst und Regen, halbkreisförmig, etwa fünf Meter hoch und sechs Meter breit: das Außenschott der Community London.
    Der Schleusenbutler peilte sie an, Selina antwortete mit dem ID-Code von Ark IX, der Butler verlangte die individuelle Identifizierung der Insassen, und endlich öffnete sich das Titanglastor. »Herzlich willkommen in der Community London, Lady Aruula und Commander Drax«, tönte die Stimme des Schleusenbutlers aus dem Bordfunk. In genau diesem Augenblick begann Matts ISS-Funkgerät nervende Piepstöne in

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