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135 - In der Falle

135 - In der Falle

Titel: 135 - In der Falle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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rechten Arm, riss sie herum und stieß sie gegen das Schaufenster. Sie hörte Handschellen rasseln. Im Spiegelbild des Fensters sah sie jemanden aus dem silbergrauen Wagen steigen; jemanden, der keine schwarze Haut hatte.
    »Jesus!«, rief der Polizist, der sie fesseln wollte. »Was ist das…?« Erst jetzt hatte er ihre Klaue entdeckt.
    Auf einmal brüllte eine ganz und gar unmenschliche Stimme hinter ihnen. Sie fuhr herum, packte den Polizisten, riss ihm die Pistole aus dem Holster – und sah, wie eine Echse in schwarzem Ledermantel die bewaffneten Polizisten angriff!
    Wie vertraut ihr das Wesen vorkam, wie sein Gebrüll sie erfreute! Schüsse fielen. Einen feuerte sie selbst ab.
    Der Echsenmann im Ledermantel schleuderte die Uniformierten zu Boden. Er schlug auf sie ein, bis sie sich nicht mehr bewegten, rannte dann zurück zu seinem Wagen und sprang hinter das Steuer.
    Auch sie ließ den toten Polizisten, der sie hatte festnehmen wollen, los. Seine Waffe und die Handschellen steckte sie in die Tasche. Mit zwei Schritten war sie an der Beifahrertür des silbergrauen Fahrzeugs. Am Steuer saß der schwarze Arzt.
    Sie sprang auf den Sitz, und mit einem Satz fuhr der schwere Wagen an. Das hintere Seitenfenster auf der Fahrerseite zersplitterte, als der Polizist auf der Kreuzung hinter ihnen her feuerte. Der Arzt riss das Steuer herum, bog in die Alexanderstraße ein und raste davon.
    Sie betrachtete sein Profil. Keine Spur von silbrigen Schuppen. Sie betrachtete seine schwarzen Hände am Steuer.
    Auch dort waren weder Schuppen, noch Klauen zu sehen. Sie legte ihm ihre Klaue auf die Schulter. »Wer bist du?«
    ***
    Berlin, Anfang März 2521
    Am Westtor brannten zwei Häuser, hinter der Südmauer zischten Strahlen durch den Nachthimmel, von der Nordmauer her tönte heftiger Kampflärm und im Osten standen mindestens drei Ruinen in Flammen. Auch von dort waren Strahlerschüsse zu hören. Das Gebrüll von Panzermotoren hallte schrecklich durch die Nacht, und zwei, drei Mal erschütterten Explosionen die Siedlung.
    Eng an die Fassaden gedrückt huschte Jenny von Haus zu Haus. Sie befürchtete das Schlimmste für ihre Kämpfer. Was hatten Miouu, Bulldogg und Rudgaar den Strahlern und Granatwerfern der Daa’muren schon entgegenzusetzen?
    Sie erreichte das letzte Haus vor dem Markplatz, warf sich in einer Tordurchfahrt auf den Bauch, weil sie Schritte hörte, und spähte in die dunklen Gassen.
    Eine Gruppe von sieben oder acht Männern näherte sich im Laufschritt, bis auf den Anführer alle Beelinner. Jedes Gesicht war Jenny vertraut: Conrad von Leydens Onkel, Franz-Gustav von Leyden, führte sie an. Er war mit einem Lasergewehr gleichen Typs bewaffnet wie das, welches Jenny seinem Neffen abgenommen hatte. Die Männer stürmten vorbei und rannten Richtung Nordtor.
    Jenny legte die Stirn auf das kalte Steinpflaster. Der tote Junge auf dem Bett ihres Kerkers stand ihr plötzlich vor Augen. »Gott, verzeih mir…«
    Schüsse und Schreie rissen sie in die Gegenwart zurück. Sie dachte an Bulldogg und Miouu und die anderen. Was für einen aussichtslosen Kampf hatte sie ihnen zugemutet!
    Sie sprang auf, rannte auf den Marktplatz und dann zum Tor vor der Hofeinfahrt des Hospitals. Beiläufig registrierte sie die vielen Menschen an den erleuchteten Fenstern. Keiner schien sich um sie zu kümmern, alle achteten auf den Kampflärm an den Toren, alle ereiferten sich darüber, wer die Siedlung wohl angreifen mochte. Jenny erreichte das Tor.
    Was hätte ich denn tun sollen? Im Kerker abwarten, bis auch der Letzte vor Arnau zu Kreuze kriecht…?
    Sie nestelte den Schlüssel aus der Beintasche, blickte sich nach allen Seiten um, suchte ein paar Atemzüge lang nach dem Schloss – endlich aber steckte der Schlüssel. Sie drehte ihn, einmal, zweimal…
    Wir wären alle gestorben, so aber sterben wenigstens nur einige von uns…
    »Hey!«, rief eine Männerstimme hinter ihr. »Was treibst du da?!«
    Sie fuhr herum. Eine Gruppe von vier Bewaffneten stand mitten auf dem Markplatz. Unter ihnen war kein Daa’mure.
    Jenny drückte das Tor auf, schlüpfte in den Hof, schlug das Tor wieder zu und schloss es ab. Von außen knallten Pfeile dagegen.
    Sie rannte in den Hof hinein. Es war dunkel. Kein Lampenschein erhellte die Fenster. Jenny blieb stehen und wartete, bis sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten.
    Hinter ihr trommelten Fäuste gegen das Tor.
    »Wer bist du?!«, brüllte ein Mann. »Was hast du da drin zu suchen?!«
    Endlich

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