Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
135 - In der Falle

135 - In der Falle

Titel: 135 - In der Falle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
Vom Netzwerk:
kurzen Intervallen abzusondern.
    Matt aktivierte es und hielt es ans Ohr. »Matthew Drax. Mit wem spreche ich?« Zuerst hellte sich seine Miene auf, doch nur, um sofort noch finsterer zu werden als zuvor. Er lehnte sich gegen die Trennwand neben der Luke, aktivierte das akustische Modul und hielt das Gerät ein Stück weg.
    »… tausend Mal hab ich’s schon versucht! Verdammt, Matt, warum reagierst du erst jetzt?!« Jeder im Kommandostand konnte mithören. »Wir sitzen hier so tief in der Scheiße, tiefer geht’s gar nicht mehr…«
    »Tut mir Leid, Jenny, die T-Batterie war defekt. Was ist los bei euch in Berlin?«
    »Der Teufel ist los, buchstäblich…!« Sie schluchzte, schrie und keuchte, wie eine hysterische Frau, die man gerade aus dem Wasser gezogen und wieder belebt hat. »Ein großer Konvoi mit nuklearem Material und technischem Gerät… ist gestern zum Kratersee aufgebrochen, und mit ihm sämtliche Daa’muren, die Berlin tyrannisiert haben… außerdem verfluchte Arnau, diesem Scheißkerl… Er nennt sich jetzt ›Königin Rauna‹, und mir… mir ist weiter nichts als mein Leben geblieben, Matt, und jetzt hör gut zu: Deine Tochter…«
    Die Stimme erstickte endgültig in Tränen.
    Bedrücktes Schweigen im Kommandostand. Matt schluckte.
    »Ganz ruhig, Jenny«, sagte er heiser. »Versuche ganz ruhig zu bleiben. Und jetzt noch mal von vorn: Was genau ist in Berlin geschehen seit unserer letzten Begegnung im September…?«
    ***
    »Wer bist du…?«
    »Weißt du das wirklich nicht?« Der Arzt bog von der breiten Straße in ein Wohnviertel ab. Auf Schleichwegen und über enge Gassen durchfuhr er es kreuz und quer.
    »Ich weiß es nicht, sag es mir.« Sie blickte sich um – niemand verfolgte sie.
    Industriefassaden und heruntergekommene Gebäude zogen rechts und links vorbei.
    »Sie kennen deinen Wagen, sie haben dein Kennzeichen, sie werden uns kriegen.«
    »Na und?«
    »Wir sind stark, aber nicht unbesiegbar.«
    »Aha? Deine Erinnerung kehrt zurück?«
    »Wer bist du? Und wer bin ich?«
    »Du hast viel hinter dir. Ich fahre dich an einen Ort, an dem du dich erholen wirst. Dort erkläre ich dir alles in Ruhe. Gedulde dich.«
    Der Arzt bog auf einen großen Parkplatz ein. Sie sah Bahngleise, Oberleitungen und ein altes Bahnhofsgebäude. Er stieg aus und verzichtete darauf, sein Fahrzeug zu verriegeln.
    Gemeinsam liefen sie zu einem schwarzen flachen Wagen mit auffallend aerodynamischen Formen. Ein großer Stern zierte die Spitze der Kühlerhaube. Sie stiegen ein und fuhren los.
    »Der gehört auch dir?«
    »Du wirst dich noch wundern, was mir alles gehört.«
    Sie stellte keine weiteren Fragen. Über vierspurige Straßen fuhren sie ans andere Ende der Stadt. An einem See bog der Arzt in ein Viertel ein, in dem moderne, neue Gebäude das Stadtbild bestimmten. Er hielt vor einem flachen roten Haus direkt am Seeufer. Ein großer Park umgab die Villa. Sie hatte ein schwarzes Kuppeldach und war zum Teil aus milchiggrünem Glas gebaut.
    Sie stiegen aus und betraten das Haus. Eine elegant gekleidete Frau nahm ihnen die Jacketts ab und reichte ihnen Gläser mit lachsfarbener Flüssigkeit. Sie war cremig und schmeckte nach frischem Fleisch. In einem ledergepolsterten Raum voller Wandschränke begann der Arzt sich anschließend zu entkleiden. Er wies sie an, es ihm gleichzutun.
    Die Frau aus dem Foyer kam mit weißen Bademänteln und Badetüchern. Sie half ihnen in die Mäntel und führte sie in einen Saal aus grünen Glaskacheln. Duschköpfe ragten über Wandnischen aus der Decke, Metallgeländer führten in zwei kleine Schwimmbecken hinab. Es war angenehm warm und feucht.
    Die rechte Wand war ganz und gar mit Holz verkleidet.
    Durch zwei kleine Fensterchen sah man gedämpftes Licht, Dampfschwaden und nackte Gestalten. »Tu einfach, was ich tue, dann fällst du nicht weiter auf.« Der Arzt wickelte das weiße Handtuch um seine untere Körperhälfte. Das Weiß sah sehr schön aus auf seiner schwarzen Haut. »Komm.«
    Er öffnete eine Tür in der Holzfassade und trat in den kleinen Raum dahinter. Sie folgte ihm. Es war heiß, Dampf waberte bis zur Decke. Ihre Begleiterin schöpfte eine wohlriechende Flüssigkeit aus einem Krug und goss sie über einer Art Ofen aus, der neben der Tür stand. Es zischte, frischer Dampf stieg auf, Wohlgeruch verbreitete sich. Die Frau zog sich zurück und schloss die Tür.
    Auf durchgehenden Holzbänken, die stufenartig bis zur Decke führten, saßen fünf von Schweiß glänzende

Weitere Kostenlose Bücher