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135 - In der Falle

135 - In der Falle

Titel: 135 - In der Falle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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für den Rang des Lin zu qualifizieren. Ich soll dich zurückführen. Was bedeutet das ›Projekt Daa’mur‹?«
    »Genug jetzt. Du weißt, was es bedeutet, du weißt, wie geheim es ist, und du weißt, dass mein Gedächtnis zurückgekehrt ist. Ich hoffe, du weißt auch, wie wir zurück in unsere Zeit und zum Zielplaneten gelangen?«
    »Natürlich. Aber erst sage mir, wer du bist.«
    Sie blickte in die Dampf Schwaden. »Ich bin die Königin von Berlin, ich bin Arnau, erster Königlicher Berater…« Bilder bedrängten sie, Gesichter, Worte, Gerüche. Da war eine Höhle, ein See, ein Strand, ein schweres Fahrzeug. »Ich bin… ich bin eine Sil, ich habe einen Sohn…« Sie sah einen Kampf auf einer Autobahnbrücke, einen Kampf in einem Wald, sie sah einen Bunker, einen weißen Hund, einen Mann mit weißer Haut und langen weißen Haaren. Sein Name stand auf einmal deutlich in ihrem Hirn: Rulfan. »Mein Sohn heißt Est’hal’orguu. Ich habe ihn jenseits des Eisgebirges wieder gefunden, sein Speicherkristall ist jetzt am Kratersee, wir gehören zur symbiotischen Einheit der Est, und…« Die Tür in ihrem Kopf schwang endgültig auf. Es wurde Licht in ihrem Gehirn. »Ich bin Est’sil’aunaara.«
    ***
    Ruinen am Rande von Berlin, Mitte März 2521
    Sie weint nur noch leise und wenn sie glaubt, Tilmo höre und sehe es nicht – abends beim Einschlafen, morgens beim Aufwachen und manchmal auch nachts, wenn Jennymom ihr wieder einmal im Traum begegnet ist. Eine dumpfe Erinnerung plagt sie ständig – die Erinnerung, dass ihr Leben einst leichter und schöner war. Und eine diffuse Hoffnung hält sie aufrecht – die Hoffnung, dass ihr Leben wieder so leicht und schön werden kann, wie es einst gewesen ist.
    Meist spricht sie mit den Insekten, die sie im Käfig besuchen, oder mit den Vögeln, die sie draußen zwitschern hört. Sie hat ihnen Namen gegeben. Es ist schön, jemanden zu haben, mit dem man reden kann.
    Mit Tilmo kann man nicht reden; nicht mehr. Er spielt nicht mit ihr, erzählt ihr nichts, macht keine lustigen Sachen mehr.
    Er ist müde und krank und manchmal ziemlich böse. Aber daran will sie nicht denken.
    Wenigstens bringt er ihr Sachen aus dem Wald mit und aus den Ruinen, damit sie etwas zum Spielen hat. Sie hat zwar um einen Spielkameraden gebettelt, um einen lebendigen, doch was Tilmo mitgebracht hat, ist besser als gar nichts: interessant geformte Holzstücke, Eicheln, rostige Nägel und ähnliche alte Dinge, denen man einen Namen geben kann. Das uralte Buch zum Beispiel heißt Johaan. Seine Seiten zerbröseln manchmal, wenn Ann sie berührt. Johaan hat viel zu erzählen.
    Jetzt schläft Tilmo. Und sie tut, was sie oft tut, wenn er tagsüber schläft: Sie kritzelt mit einem verkohlten Holzstück eine von Johaans Seiten voll. Sie schreibt einen Brief an ihre Mom.
    Mir ist ein bisschen kalt, aber ich habe viele Freunde. Ich hab dich lieb, und bald bin ich wieder bei dir.
    Wie immer, wenn sie einen Brief an ihre Mom, an Bulldogg, an Dad oder Miouu schreibt, trennt sie anschließend das Blatt aus Johaan heraus, faltet sie zu einem Flugzeug – das hat ihre Mom ihr beigebracht – und geht zu der Seite ihres Käfigs, von der aus sie hinunter in den Wald und die Ruinen blicken kann.
    Sie streckt den rechten Arm mit dem Brief hinaus und wirft das Papierflugzeug durch das Fenster. Manchmal geht es ihr wie heute und sie kann ein oder zwei Atemzüge lang zugucken, wie es durch die Luft nach unten segelt. Irgendjemand wird es finden und zu Jennymom bringen, ganz bestimmt.
    Was aber macht dort unten so einen Lärm? Ein Wagen auf vier Rädern rollt durch die Ruinen, dunkelgrün und sehr schmutzig. Jemand sitzt am Lenkrad. Dad? Der Wagen verschwindet aus ihrem Blickfeld. Später hört sie Schritte in der Ruine und kurz darauf kommen zwei Frauen in den Raum.
    Tilmo springt auf und verneigt sich. Blöder Kerl!
    Die eine Frau trägt schwarzes Fell, geschnürte Stiefel, einen Lederharnisch und eine Pelzkappe. Ein bisschen erinnert sie an Miouu. An ihrem Gurt hängen Schwert und Beil, auf ihrem Rücken eines dieser schlimmen Dinger, die Strahlen verschießen können.
    Die andere Frau hat langes blondes Haar, ist in einen roten Pelzmantel gehüllt und trägt ein edles Kleid darunter. Ann hat das Kleid schon an Jennymom gesehen. Die Augen der Frau glitzern kalt, und sie erinnern Ann an Arnaus Augen. Wieso trägt sie eigentlich Moms Kleid?
    »Wer bist du?«, fragt sie.
    »Ich bin die neue Königin.«
    »Meine Mom ist die

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