135 - In der Falle
Königin. Bring mich zu ihr.«
»Das ist Veda’lan’tubaris.« Die falsche Königin zeigt auf die andere Frau. »Sie wird dich in einem Wagen zu einem Schloss bringen. Dort wird es dir gefallen.«
»Mir gefällt es nur bei meiner Mom. Dorthin musst du mich bringen. Und Moms Kleid ziehst du auch aus!«
Die Blonde zischt böse und macht eine herrische Handbewegung. Die andere Frau öffnet den Käfig.
»Du bist böse, genauso böse wie Arnau! Nur meine Mom ist Königin!« Die Frau im Lederharnisch packt sie und zerrt sie aus dem Käfig. Gerade noch kann Ann Johaan festhalten und an ihre Brust drücken. »Mein Dad wird kommen, warte nur. Er wird mich retten, und dich wird er bestrafen…!« Die andere Frau hält sie fest und schleppt sie durch die Tür in einen dunklen Gang.
»Ja, er wird kommen«, hört sie die falsche Königin noch sagen. »Er wird kommen und sterben.«
***
London, Mitte März 2521
Wetterumschlag. Seit vier Tagen gab es keinen Tropfen Niederschlag mehr, stattdessen fast siebzehn Grad Celsius. Die Bäume zwischen den Ruinen schlugen aus.
Der Wasserspiegel sank allmählich wieder. Zwischen den Baustellen und in der Ruine des Parlamentsgebäudes standen allerhand Gewässer – Pfützen, Tümpel und kleine Seen. Die Sonne spiegelte sich darin. Dergleichen sah man nicht allzu oft in London, weswegen sich eine Menge Leute auf den Baustellen und auf der Brücke tummelten.
Das Hochwasser würde wohl noch ein paar Tage anhalten, aber wenigstens hatte der Fluss die Anlegestelle zwischen Victoria-Brücke und den Houses of Parliament wieder freigegeben. Dort standen sie in Gummistiefeln, ohne Mäntel und mit hochgekrempelten Ärmeln: die Queen, Matthew Drax, Mr. Hacker, Aruula, Dave McKenzie und General Charles Draken Yoshiro, der Militär-Octavian der Community London.
Ein wichtiger Mann in diesen kriegerischen Zeiten, und so verhielt er sich auch.
»Sie kommen«, sagte der General und deutete auf die Wasseroberfläche wenige Meter vor der Anlegestelle. Dort freilich sah man weiter nichts als eine Menge Blasen im schmutzigbraunen Wasser. Bald mischte sich Schaum unter die Blasen, und das Wasser um sie herum wogte und brauste, bis ein weißgraues, schleimiges Etwas auftauchte.
Niemand erschrak über das reichlich exotische Gebilde, nicht einmal Mr. Hacker, der auch schon eine Fahrt in einer Transportqualle der Hydriten hinter sich gebracht hatte. Seit dem Morgen warteten sie schließlich schon auf die Qualle.
Das Kunstwesen aus hydritischen Bioproduktion schwamm zur Kaimauer, fuhr ein paar Tentakel aus und vertäute sich gewissermaßen selbst im Leichtmetall-Unterbau der Anlegestelle. Ein Wulst schwoll auf seiner Oberfläche, daraus entstand ein Ring, aus dem Ring eine Öffnung. Eine schuppige, grünblaue Kreatur mit Kopfkamm kletterte aus der Öffnung, eine gelungene Mischung zwischen Molch, Mensch und Makrele.
»Ich bin froh euch zu sehen«, sagte das fischmenschliche Wesen. »Er hat schneller reagiert, als ich erwartet hatte.«
Das Wesen hieß Quart’ol, und »Er«, der nach seiner Auskunft schneller als erwartet reagiert hatte, war ein gewisser Arthur Crow aus Washington, Nordamerika, seines Zeichens General und politisch-militärischer Führer einer Organisation mit dem anspruchsvollen Namen »Weltrat«.
»Ich traue Crow nicht über den Weg«, sagte Mr. Hacker, während Drax den ersten Kunststoffbehälter aus der Qualle hievte. »Solange ich nicht mit eigenen Augen gesehen habe, dass die Kisten die Gerätschaften enthalten, die wir angefordert haben, gehe ich davon aus, dass sie mit Sprengstoff vollgestopft sind.« Und dabei dachte er an den heimtückischen Mord an seinem Kampfgefährten Emmiem, den letztlich auch Crow zu verantworten hatte. Er trat ein paar Schritte zurück und deutete auf Matt, der in Begriff war, das erste Behältnis zu öffnen. »Und genau in diesem Augenblick lösen Sie den Zünder aus, Commander!«
Die Kiste enthielt eine Menge Kabel, Schläuche, Drähte und chromblitzende Apparaturen. »Sie sind ein gottverdammter Skeptiker, Hacker, und dafür liebe ich Sie«, sagte der Mann aus der Vergangenheit.
Acht solcher Kisten holten sie aus der Transportqualle, und alle waren beladen mit exakt jenen Gerätschaften, um die Matthew Drax den Weltrat gebeten hatte. Nach einer Anregung Mr. Hackers übrigens, der so ein Gerät drüben in der
»Datscha« Arthur Crows gesehen hatte.
»Ich muss mich korrigieren, Ladies und Gentlemen.« Mr. Hacker lächelte süßsauer. »Orguudoos
Weitere Kostenlose Bücher