135 - In der Falle
Sekunde später schlug etwas in den Rumpf ihres Panzers ein. Eine Druckwelle schleuderte sie aus dem MG-Stand, und fast zeitgleich ertönte eine gewaltige Detonation.
Als sie sich im Gras auf die Fäuste stemmte, sah sie den brennenden Panzer schräg zwischen Gräbern stehen.
Ora’leq’tarquans Oberkörper im Turm krümmte sich in den Flammen. Die anderen Panzer richteten ihre Geschützrohre auf sie und rollten an. Sie sprang auf und rannte los.
Kein guter Tag, um den Zeitriss zu erreichen. Sollte sie heute ihr Leben retten können, würde sie zufrieden sein müssen.
In der Deckung von Grabsteinen und Sträuchern gelangte sie zur Friedhofsmauer. Wenigstens das Sturmgewehr war ihr geblieben. Hinter sich hörte sie die Panzermotoren brüllen, über ihre hämmerten die Hubschrauberrotoren.
Irgendwie gelang es ihr, die Mauer zu überwinden. Durch Hinterhöfe flüchtete sie in die Stadt hinein. Glücklicherweise gab es in dieser Gegend viele Hinterhöfe. Die Panzer konnte sie abhängen, den Helikopter nicht.
Einmal schlug eine Rakete in einem Hinterhof ein, den sie kurz zuvor durchquert hatte, ein anderes Mal legte eine MG-Salve eine Glasfront in Scherben, an der entlang sie zu einer Haustür spurtete.
Sie lief durch das Treppenhaus, verließ das Gebäude durch den Straßeneingang, rannte über eine vierspurige Fahrbahn zu einer Kreuzung, hinter der sie eine Flussbrücke erkannte. Eine Rakete schlug mitten auf der Kreuzung ein. Die Druckwelle riss Fahrzeuge aus der Spur, die Explosion einen Krater in den Asphalt. Est’sil’aunaara wirbelte durch die Luft und blieb auf dem Bürgersteig liegen. Glasscherben, Blechfetzen, Reifen, Steinbrocken und Erde regneten auf sie herab.
Sie öffnete das rechte Auge: Die Brücke war noch etwa hundertfünfzig Meter entfernt. Der Helikopter kreiste über der Kreuzung. Menschen schrien, Sirenen heulten. Der Helikopter drehte immer engere Schleifen, kam näher und näher, setzte schließlich wenige Schritte neben ihr zur Landung an.
Est’sil’aunaara sprang auf und feuerte auf die Cockpitkuppel. Der Helikopter, noch knapp zehn Meter über der Kreuzung, kippte nach rechts ab, schrammte mit den Rotorblättern den Asphalt, schlug auf und explodierte.
Eine Flammenwand raste auf Est’sil’aunaara zu, warf sie erneut zu Boden und schlug ihr das Gewehr aus der Hand. Von jetzt auf gleich hüllte Feuer sie ein. Sie ging in die Knie, schnellte nach oben, spurtete Richtung Brücke. Im Rennen registrierte sie die Flammen – sie schlugen aus ihrer Uniform, verzehrten ihr Haar.
Bloß jetzt nicht sterben, durchdrang es ihre brennenden Glieder, ihr Gehirn. Passanten schrien und wichen der lebenden Fackel aus, als sie die Brücke erreichte. Sie schwang sich über das Geländer und sprang in den Fluss hinunter. Bloß jetzt noch nicht sterben…
***
Brandenburg, Ende März 2521
Die Nacht zog sich allmählich nach Westen zurück. Sie überflogen eine seenreiche Landschaft. »Eine größere Ruinenansammlung in zwei Kilometern Entfernung«, meldete Major Billy.
»Wenn unsere Kurskoordinaten korrekt sind, müssten das die Überreste einer Stadt sein, die früher mal ›Brandenburg‹ hieß.«
Yoshiro hatte eine alte Karte auf seinen Navigationsmonitor geladen.
»Dann ist Berlin nicht einmal mehr fünfzig Kilometer entfernt.« Matthew Drax stand hinter dem Sessel der Aufklärerin. »Können Sie die Signale schon anpeilen?«
Major Billy schüttelt den Kopf.
Der Mann aus der Vergangenheit hatte Jenny Jensen dazu überreden können, ein wichtiges Relais aus dem ISS-Funkgerät auszubauen und es ihren letzten Kämpfern zu schicken. Das Relais sendete Energieimpulse aus, die auf einer bestimmten Frequenz angepeilt werden konnten, wenn man über entsprechende Geräte verfügte. Der EWAT war gut ausgerüstet.
Auf diese Weise wollte Matt so schnell wie möglich mit Jennys letzten Verbündeten Kontakt aufnehmen. Von den Eingeborenen versprach er sich exakte Informationen über die Lage in der Siedlung, und von ihren Ortskenntnissen erhoffte er sich wertvolle Scoutdienste. falls es nötig werden sollte, auf Schleichwegen in Berlin einzudringen, oder wenn sie Anns Gefängnis in den Wäldern und Ruinen erfahren sollten.
Natürlich hatte der Einsatz des Peilsenders auch einen Nachteil: Matt konnte sich jetzt nicht mehr mit Jenny in Verbindung setzen. Zumindest so lange nicht, wie sie den Batera mit dem Bauteil nicht zu ihr zurückschickten.
»Ich empfange Peilsignale«, meldete Major Billy zwanzig
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