135 - In der Falle
Minuten später.
»Die Koordinaten, Lieutenant Yoshiro«, verlangte Selina.
Der Navigator gab sie durch. »Nehmen Sie Kurs auf die Signalquelle, Captain Rudolph«, befahl die Kommandantin.
Eine halbe Stunde später, zwölf Kilometer vor dem Westrand des Ruinenfeld Berlins und etwa dreißig von seinem besiedelten Zentrum entfernt, ortete Major Billy zwei menschliche Gestalten. Als die Zentralhelix sie Sekunden später auf einem Monitor darstellte, erkannten Matthew Drax und Aruula den einäugigen und fast zahnlosen Obersten von Jennys Palastwache. »Bulldogg!«, sagte Matt. »Den anderen kenne ich nicht.«
»Es ist der Mann mit den schwarzen Hunden«, sagte Aruula.
Und wirklich: Zwei große Hunde mit langem schwarzem Fell begleiteten die Männer.
»Oh!« Mr. Hacker zog die Brauen hoch und spitzte die Lippen. »Welch überaus vertrauenswürdige Erscheinungen!«
»Keine blöden Witze, Hacker«, blaffte Matt. »Diese Männer sind unbezahlbar.«
Bulldogg winkte aufgeregt, als er den EWAT entdeckte.
Selina McDuncan befahl die Landung. Sie, die Barbarin, Commander Drax und Mr. Hacker stiegen aus. Die Begrüßung fiel knapp aus; allen saß die Zeit im Nacken. Matt berichtete von seinem letzten Funkkontakt mit Jenny, und die beiden Eingeborenen schilderten die Lage in Berlin. Matt kannte sie bisher nur bruchstückhaft. Unter dem Strich tauschten sie eine Menge Hiobsbotschaften aus.
Der zahme Batera war unterdessen auf Rudgaars Schulter gelandet. »Und das Tier fliegt zu eurer Königin nach Berlin?«
»Wenn wir es schicken, schon.«
»Es muss sein, damit ich wieder Kontakt zu ihr aufnehmen kann. Und bei der Gelegenheit…« Matt griff in seine Brusttasche und holte ein paar Dinge heraus, die Bulldogg und Rudgaar weder kannten noch benennen konnten. »Kann der Batera auch das hier noch transportieren?«, wollte Matt wissen.
Rudgaar starrte die fremdartigen Dinge in Maddrax’ Hand an. »Vielleicht«, sagte er.
***
Berlin, Ende März 2521
Die Sonne ging auf. Bald scharrten viele Schritte draußen über das Pflaster des Marktplatzes. Jennys Herz klopfte.
Stimmen wurden laut, ein Wakudakarren rollte unter dem Kerkerfenster vorbei. Jenny wagte es nicht, hinauszublicken.
Trommelwirbel setzte ein. Jenny hielt den Atem an.
»Die Nacht ist um, Jennifer Jensen, Mörderin des edlen Conrad von Leyden!« Franz-Gustav von Leydens Stimme. »Du ziehst es vor, dich weiterhin vor Königin Rauna zu verkriechen? So sieh dem Sterben deiner verblendeten Anhänger zu!«
»O Gott…!« Jenny sprang auf und spähte aus dem Zellenfenster. Sie rollten einen gewaltigen Körper von einem Wakudakarren, einen toten Riesen. Das Volk von Berlin jubelte, als er auf dem Steinpflaster aufprallte. Fanfarenstöße zerrissen die Morgenstille. Soldaten zerrten zwei mit Ketten gefesselte Menschen vom Karren und stießen sie auf das Blutpodest.
Miouu und Tilmo.
Jenny schrie. Sie ging in die Knie, tastete nach von Leydens Lasergewehr.
Draußen verstummten die Fanfaren, und erneut erhob sich Trommelwirbel. Als Jenny sich wieder aufgerichtet und den Lauf der Laserwaffe durch die Eisenstäbe des kleinen Fensters geschoben hatte, packten sie draußen auf dem Podest schon Miouus Haarschopf und rissen ihren Kopf auf den Hackblock hinunter. Der Henker hob das Beil. Jenny merkte nicht einmal mehr, wie sie schrie.
Sie drückte ab. Ein dünner weißer Strahl zischte durch den Morgendunst zum Podest hinüber.
Zu spät. Das Beil fuhr nieder, trennte Miouus Schädel von ihrem Rumpf. Im selbem Augenblick aber stand der Henker in Flammen, sprang auf, drehte sich einmal um sich selbst und stürzte vom Podest.
Ein einziger Aufschrei ging durch die Menge, nach allen Seiten sprangen die Leute davon.
»Ihr Teufel!«, brüllte Jenny. »Ihr gottverdammten Teufel!«
Sie zielte auf Franz-Gustav von Leyden, doch der packte Tilmo und ging hinter ihm in Deckung. Im nächsten Moment fegte ein Laserstrahl heran, zischte durch das Kerkerfenster und tauchte Jennys Zelle in gleißendes Licht. Sie ließ sich auf den Boden fallen, weinte und schrie: »Miouu! Meine Miouu! Warum du…? Warum…?!« Heulkrämpfe schüttelten ihren ausgemergelten Körper.
Viele Schritte rund um das Kerkergebäude und Befehlsrufe, die über den Marktplatz gellten, rissen sie irgendwann aus dem hysterischen Krampf. Sie hob den Kopf, wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und lauschte.
»Nun hast du auch noch das Leben deiner treuen Leibwächterin auf dem Gewissen!«, rief draußen eine
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