135 - Madame La Roshs Marterhaus
unseres verehrten Bosses. Wir werden mit Aufgaben betraut, die ein
Nachrichtenmann als Routine nebenher erledigt...«
»X-RAY-1 wird sich etwas dabei gedacht haben,
Brüderchen, als er uns abkommandiert hat. Die Computer haben mal wieder einen
Hinweis ausgeworfen, der unseren gemeinsamen Einsatz bewirkte. Die
Wahrscheinlichkeitsberechnungen lassen eine hohe Gefährlichkeitsquote erkennen...«
Kunaritschew zuckte die Achseln. »Worin die
Gefährlichkeit einer Übernachtung besteht, wage ich nicht auszusprechen, aus
Furcht, unhöflich zu werden. Aha, jetzt geht's los, Larry: Mister Baesly steigt
in seinen Wagen. Über den müßte ich dir eigentlich einiges erzählen. Aber es
erübrigt sich hier sogar, das polizeiliche Kennzeichen durchzugeben: Baesly
fährt einen schneeweißen, funkelnagelneuen Jaguar... das metallene Raubtier auf
der Kühlerhaube blinkt, daß einem die Augen schmerzen... das ist
bemerkenswert«, konnte Iwan Kunaritschew sich die spitze Bemerkung nicht
verkneifen. »Halt's im Gedächtnis, vielleicht hat's eine Bedeutung, die uns
noch zu schaffen machen wird.... Jetzt fährt er los. Ah, nun öffnet sich wie
durch Geisterhand bewegt das große Portal. Aber da ist niemand, der die
Türflügel auseinanderzieht, Towarischtsch... die Sache funktioniert elektrisch.
Madame La Rosh winkt... Mister Baesly passiert das Tor... ist jetzt außen.
Madame geht ins Haus und Baeslys Jaguar rollt wunderbar sacht und leise den
Abhang hinunter... noch dreihundert Meter, noch zweihundert... hundert,
Towarischtsch... jetzt ist er an der Wegmündung und setzt den Blinker... nach
rechts... er fährt Richtung Blomington... na, wie einfach für dich. Da du dich
in diesem Moment meines Wissens genau in entgegengesetzter Richtung aufhältst,
brauchst du deinen Wagen nur auf offener Straße kurz zu wenden und dann ein
bißchen Gas zu
geben. Aber schnell, damit dir dieses Prachtstück
nicht davonsaust... Dann wünsch ich dir noch viel Vergnügen und mehr Erfolg als
mir. Ich werde noch einige Zeit wie ein unruhiger Geist um das Gemäuer streifen
und irgend etwas tun, damit man auf mich aufmerksam wird. Vielleicht hat die
gastfreundliche Madame La Rosh auch ein Herz mit einem armen Tippelbruder und
lädt mich ein zu den Speiseresten, die so verlockend auf ihrer großen Tafel
stehen, an der kein Mensch mehr sitzt... und gedeckte Tische sind doch
eigentlich nur zu etwas nutze, wenn Menschen dran sitzen, die die aufgetragenen
Köstlichkeiten auch genießen. Ich denke, wir hören heute noch mal voneinander,
wenn nicht, dann seh'n wir uns in der kleinen Kneipe an der Ecke. In Blomington
gibt's bestimmt eine, Towarischtsch.«
Damit beendete Iwan Kunaritschew seine Mitteilungen an
seinen Freund. Als X-RAY-7 vom Baum stieg, fuhr vorn an der Weggabelung gerade
ein mausgrauer Chrysler vorüber.
In dem Fahrzeug saß nur ein einzelner Mann.
Blond, braungebrannt, grauäugig. Ein auf den ersten
Blick interessanter und sympathischer Mann!
Es war Larry Brent alias
X-RAY-3.
*
Larry sah den weißen Jaguar vor sich.
Edward Baesly fuhr nicht sonderlich schnell.
X-RAY-3 tauchte hinter dem Fahrzeug auf und hielt
angemessenen Abstand. Baesly kam nicht auf die Idee, daß er beschattet wurde.
Aus welchem Grund auch?
Larry Brent saß leicht zurückgelehnt, und der
sorgenvolle Ausdruck auf seinem Gesicht war nicht zu übersehen.
Brent dachte an die undurchsichtigen Ergebnisse, die
vorlagen.
Im Lauf von einigen Monaten hatten sich die Gerüchte
über das Haus La Rosh zugespitzt. Es wurde
gemunkelt, daß von dort ein böser Einfluß ausgehe. Menschen würden krank,
andere würden eines plötzlichen Todes sterben. Die Computer, die eine Liste
aller ungeklärten Todesfälle aufgestellt hatten, gaben an, daß ein Großteil
dieser Leute irgendwie zu irgendeinem Zeitpunkt im Haus La Rosh zu Gast gewesen
war oder an einem der rauschenden Festlichkeiten teilgenommen hatte.
*
Danach starben sie...
Unter merkwürdigen Krankheitserscheinungen, wie Ärzte
sie in diesem Jahrzehnt noch nicht erlebt hatte. Larry hatte einige
Krankenberichte überprüft und war aufs höchste beunruhigt.
Die Ergebnisse und Tatsachen, die dort aufgeführt
waren, kannte die Öffentlichkeit nicht. Nur einige Spezialisten, die sich mit
dem Auftreten neuer Krankheiten beschäftigten, waren darüber informiert.
Der Zusammenhang zwischen einem Besuch im Haus der
Madame La Rosh und dem Auftreten der Erkrankungen und Todesfälle war für
diejenigen, die sich mit den
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