1354 - Strangeness-Schock
ich, und die Chefingenieurin nickte mir zustimmend zu. „Aber ich kann deine Vorsicht verstehen. Ich schalte die alte Positronik auf diesen Sonderkanal. Sie arbeitet zur Zeit noch ohne ihren biologischen Plasmazusatz, da dieser ebenfalls gestört ist. Posy kann dich aber sehr schnell über alles informieren, was wir bislang herausgefunden haben. Wenn dann noch Fragen bestehen, wende dich wieder an mich. Verstanden?"
„Alles verstanden. Ich warte auf die Zuschaltung."
Mascha Kubizek nahm das vor. Der Datentransfer dauerte nur wenige Sekunden, dann meldete sich der Bordsyntron wieder: „Es bestehen noch Fragen, aber ich versuche nicht, von dir, Kommandantin, Antworten darauf zu bekommen. Nach Meinung der Positronik ist das nämlich nicht möglich. Ich halte es für zweckmäßiger, wenn ich alles daransetze, um selbst wieder voll funktionsfähig zu werden. Nur so können die gefährdeten Leben erhalten werden. Ich schlage daher vor, daß ich jetzt einen kompletten Selbsttest durchführe.
Dieser wird mehrere Minuten dauern, da ich mehrere Milliarden Situationen gegen mich selbst simulieren muß. Einverstanden?"
Ich war einverstanden und ließ den Selbsttest starten.
Während dieser lief, gingen zwei Nachrichten bei mir ein. Dr. Wjaslew Surok war es immer noch nicht gelungen, Poerl Alcoun und Mullin-Okra aus dem Koma zu holen. Da Mascha Kubizek den Bordsyntron in den Griff zu bekommen schien, war das einerseits nicht so tragisch. Meine Sorgen um die Tefroderin und den Gys-Voolbeerah wuchsen andererseits.
Die zweite Information kam von Posy. Kumpel, der Notcomputer der UMBALI-Endstufe, hatte angefragt, ob mit Fortschritten für seine Kartanin zu rechnen sei. Ich ließ ihm von Posy einen Hoffnungsschimmer übermitteln, bat ihn aber gleichzeitig um Geduld und darum, nichts zu unternehmen, was nicht der bisherigen Routine entsprach. Kumpel sicherte das zu. „Mitteilung", meldete sich dann der Bordsyntron über den noch bestehenden Sonderkanal. „Selbstdiagnose beendet. Keine Fehler oder Fehlfunktionen festgestellt. Ich stehe nach Aufhebung der Notabschaltung wieder uneingeschränkt zur Verfügung."
Mascha Kubizek stieß einen lauten Jubelruf aus. Auch ich hatte das Gefühl, daß wir jetzt den entscheidenden Durchbruch gegen den Strangeness-Schock erzielt hatten. Das Erwecken von Poerl und Mullin war nun wohl auch nur noch eine Frage der Zeit. Und auch den besinnungslosen Kartanin würde geholfen werden können.
Nur eins störte mich in diesem Moment.
Irgendwo in der Hauptzentrale hörte ich zwei Gestalten kichern. Es war niemand zu sehen, aber ich hätte schwören können, daß es sich um Käsegesicht und Traumtänzer handelte.
Unbeeindruckt davon hob ich die Notabschaltung auf. Der Bordsyntron erwachte zu neuem Leben.
Der Bordsyntron nahm nun gemeinsam mit Dr. Wjaslew Surok die weiteren Maßnahmen wahr. Er bestand darauf, daß zunächst alle Roboteinheiten aktiviert wurden. Nur so, meinte er, sei gewährleistet, daß es bei den dann zu erweckenden Terranern nicht zu Schwierigkeiten kommen würde.
Es würden nämlich ausreichend Roboter mit voller Kapazität zur Verfügung stehen.
Ich hatte keine Einwände vorzubringen, aber ich bestand darauf, daß mein Bordastronom, der 211 Jahre alte Ernesto Briebesca, schnellstmöglich zur Verfügung stehen mußte. Ich brauchte ihn, um die ungeklärten Verhältnisse draußen im All untersuchen und analysieren zu lassen.
Mascha Kubizek beauftragte ich, sich mit den Leuten vom Funkdienst baldmöglichst um die Hyperfunksignale zu kümmern, von denen Posy in zahlreicher Form berichtet hatte. Nach den Aussagen des Bordsyntrons konnte auch dieser die aufgefangenen Nachrichten nicht entschlüsseln. Es fehlte der fremde Informationskode, und der ließ sich nicht im Handumdrehen finden.
Als die ersten Roboter des Syntrons voll aktiviert waren, schickte ich sie mit Muron Feyerlinck an Bord der RUSSARU zu einer persönlichen Kontaktaufnahme mit Kumpel und zur Vorbereitung der Erweckung der Kartanin aus dem Strangeness-Schock. Ich konnte nur hoffen, daß bei den Feliden nicht ähnliche Probleme auftraten wie bei den Nichtterranern Poerl Alcoun und Mullin-Okra. Die beiden befanden sich noch immer in den Klimakammern der Medo-Station und zeigten keine Anzeichen für eine Rückkehr aus dem Koma.
Der Bordsyntron übernahm auf meine Anweisung auch die Kontrolle über die beiden Spukgestalten Käsegesicht und Traumtänzer. Aber von den beiden zeigte sich in der Folgezeit nichts. Wenn
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