1355 - Jagd auf den Grusel-Star
genau zuhörte, was wir uns zu sagen hatten.
Ich konnte mich über den Flug nicht beschweren. Dennoch baute sich in mir der Eindruck auf, in einer Falle zu sein, die sich leider noch in der Dunkelheit verborgen hielt.
Mein Freund Godwin sprach mich an. »John, ich kenne dich. Wenn du mich so ansiehst, willst du mir etwas sagen.«
»Gut geraten.«
»Dann los!«
»Ich war ja vorn, mein Freund. Ich habe draußen die Dunkelheit gesehen. Das war die Nacht. Nur war sie anders als die, die wir schon vor zwei Stunden und länger erlebt haben.«
»Wie anders war sie den?«
»Dunkler, sehr dunkel. Ich meine nicht Mond und Sterne. Ich habe einfach nichts mehr sehen können, und genau das erinnert mich an etwas, Godwin.«
Der Templer spürte seine Gänsehaut, und er schüttelte sich etwas.
Ich rechnete damit, dass er über etwas Bestimmtes nachdachte, sogar zu einem Ergebnis gekommen war, sich aber nicht traute, es auszusprechen. Das überließ er mir.
»Es ist möglich, dass wir in eine andere Dimension geflogen sind, ohne dass wir es gemerkt haben.«
»Die Schwärze, wie?«
»So ist es.«
Wir hatten leise gesprochen. Trotzdem waren wir gehört worden.
Der gefesselte van Akkeren drehte mir langsam sein Gesicht zu. Das verdammte Grinsen deutete darauf hin, dass er sehr wohl bestimmte Dinge begriffen hatte.
Er mischte sich allerdings nicht ein und wartete darauf, dass wir etwas sagten.
Die Frage stellte der Templer. »Kannst du dir vorstellen, wo wir gelandet sind? Ich meine, diese Dunkelheit ist sehr intensiv. Man kann nichts sehen, aber…«
Ich wusste worauf er hinaus wollte. Da ich schon öfter Dimensionsreisen hinter mich gebracht hatte, war seine Frage gar nicht so unberechtigt. Er bekam auch eine Antwort.
»Es könnte die Vampirwelt sein, Godwin!«
»Was?«
»Ja, auch sie ist finster. Und Licht existiert nur an bestimmten Stellen.«
»Wäre sogar logisch«, flüsterte er.
»Klar. Nimm es trotzdem nicht für bare Münze, Godwin. Es ist nur der Versuch einer Erklärung gewesen.«
»Und die Piloten können nichts feststellen?«
»Nein. Die Instrumente sind ausgefallen. Sie fliegen, und das ist alles.«
Godwin überlegte einen Moment. Bevor er wieder sprach, nickte er. »Wäre es dann nicht besser, wenn wir es mit einer Landung versuchen würden? Das könnte doch…«
»Nein. Man sieht nichts.«
»Es gibt Suchscheinwerfer.«
»Wenn sie funktionieren.«
Godwin deutete mit dem rechten Zeigefinger nach vorn. »Geh wieder hin, John, und lass es auf einen Versuch ankommen.«
»Okay.«
Ich trat wieder den Rückweg an. Zuvor warf ich noch einen Blick auf den Grusel-Star. Er saß nach wie vor auf seinem Platz. Nichts wies darauf hin, dass er sich wehren wollte. Er machte den Eindruck, als hätte er sich in sein Schicksal ergeben.
Dazu passte der Ausdruck in seinem Gesicht nicht. Das Lächeln dort wirkte wie festgefroren. Er brauchte nichts zu sagen. Er konnte seinen Triumph still genießen.
Bei den Piloten hatte sich nichts verändert. Nach wie vor saßen sie auf ihren Plätzen und kamen ihrem Job nach. Ich allerdings bekam den Eindruck, dass der Hubschrauber auch ohne ihre Hilfe fliegen würde, denn sie taten einfach nichts mehr.
»Wir begreifen es beide nicht«, sagte Cliff Benson, als ich einen Notsitz herabgeklappt hatte und jetzt hinter ihnen saß, so weit nach vorn gebeugt, dass ich durch die Lücke zwischen ihnen schauen konnte, die breite Scheibe sah und auch die dahinter liegende Dunkelheit, die sich nicht verändert hatte.
»Es ist kein normaler Kurs festzustellen«, meldete Hammer.
»Und wie fliegen Sie?«
Er hob die Arme an. »Einfach so. Wir fliegen in die Dunkelheit hinein und können nur hoffen, dass wir nicht gegen irgendeinen Berg prallen, der plötzlich vor uns auftaucht. So und nicht anders muss man es sehen. Und wir können nichts daran ändern.«
»Haben Sie es schon mal mit Licht versucht? Ich meine, die Maschine besitzt Scheinwerfer, die…«
»Haben wir.«
Ich fragte nicht mehr weiter, denn ich wusste auch so, dass die Scheinwerfer nicht funktioniert hatten. Unser Hubschrauber stand voll und ganz unter einem fremden Einfluss.
»Wir können nichts tun, Mr. Sinclair«, fasste Hammer zusammen.
»Es ist einfach Schicksal. Ich kann es nicht erklären, weil mir so etwas noch nie in meinem Leben passiert ist.«
»Ja, das weiß ich. Man hat uns entführt.«
Hammer drehte den Kopf in meine Richtung. »Bitte, wer sollte uns denn entführt haben? Ich habe keinen gesehen
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