1355 - Jagd auf den Grusel-Star
denn die Sitze standen sich in dem recht breiten hinteren Teil der Maschine gegenüber.
Der Kopilot saß bereits vorn. Er hatte den Kopfhörer übergestreift und nahm mit seiner Basis Kontakt auf. Was er sagte, verstanden wir nicht.
Sein Kollege warf einen letzten Blick in den Innenraum, dann rammte er die breite Seitentür zu. Mir kamen die Fenster in unserer Nähe plötzlich klein vor, und auch in der Maschine war es nicht eben hell. Die Beleuchtung unter der Decke sah schon funzelhaft aus.
Earl Hammer stieg vorn ein, kletterte auf seinen Sitz und schnallte sich an.
Ich atmete tief durch, als das Geräusch der Motoren aufklang und sich auch die Rotorenblätter bewegten. Wenig später starteten wir.
Dabei gelang mir ein Blick in van Akkerens Gesicht, und mir entging nicht das zufriedene Lächeln.
Wenn ich ehrlich sein sollte, passte mir dieser Ausdruck ganz und gar nicht…
***
Wir hoben ab, und wir gewannen sehr schnell an Höhe. Natürlich wurde der Lärm nicht ausgeschaltet, doch er erreichte unsere Ohren gedämpfter, und man konnte sich sogar daran gewöhnen. Wenn wir unsere Stimmen etwas anhoben, konnten wir uns sogar unterhalten.
Es gab zwar Fenster in der Nähe, nur war es für uns nicht eben einfach, hinauszuschauen. Wir mussten uns schon leicht die Köpfe verrenken, um einen Blick nach draußen zu erhaschen, wobei wir auch nicht viel sahen, denn wir flogen durch die Dunkelheit der Nacht. Uns blieb verborgen, was sich am Boden abspielte.
Der Hubschrauber hatte seine Flughöhe längst erreicht. In Richtung Westen rauschten wir davon. Das weitere Schicksal lag jetzt nicht mehr in unseren Händen und wir hätten eigentlich die Augen schließen und schlafen können, aber das wollten wir auch nicht. Das heißt, wir konnten es nicht, solange sich jemand wie der Grusel-Star in unserer unmittelbaren Nähe befand.
Zwar war er noch immer durch die Handschellen gefesselt, doch Typen wie er waren auch unberechenbar, obwohl er sicherlich nicht die Kraft besaß, die Gurte durchzureißen.
In den ersten Minuten nach dem Start hatten sich unsere Blicke noch hin und wieder getroffen. Ich hatte versucht, das Lächeln auf seinem Mund zu entdecken, was mir leider nicht gelungen war, denn van Akkerens Züge glichen jetzt einer Maske, und so sah er eben aus wie immer.
Auch hätte ich gern gewusst, was in seinem Kopf vorging, aber leider war es nicht möglich, die Gedanken anderer Menschen zu lesen oder sie zu beeinflussen, und so blieb es für mich beim Raten.
Ich konnte mir vorstellen, dass er sich mit Fluchtgedanken beschäftigte. Er war so ein Typ. Er gab nie auf. Aber allein und ohne fremde Hilfe kam er hier nicht weg. Wenn er etwas erreichen wollte, musste er mit seinen Freunden Kontakt aufnehmen, und da war eigentlich Baphomet seine Zielperson.
Das Gesicht veränderte sich nicht. Es gab kein geisterhaftes zweites, das sich über das Seine gelegt hätte. Wer es nicht besser wusste, der hätte denken müssen, dass er es bei van Akkeren mit einem normalen Menschen zu tun hatte.
Der Templer konnte das Schweigen nicht mehr aushalten. »Ich hätte fragen sollen, wie lange wir in der Luft sind«, sagte er.
»Warum?«
Er lachte. »Bist du nicht nervös?«
Ich winkte ab. »Es hält sich in Grenzen, wenn ich ehrlich sein soll. Gespannt schon.«
»Einige Stunden werden wir fliegen müssen«, meinte Godwin.
»Aber wir können auch Glück haben. Oder haben Glück. Angeblich soll sich das Wetter nicht verschlechtern.«
»Dann sind es vielleicht drei bis vier Stunden.«
»Das sehe ich auch so. Obwohl die sich hinziehen werden wie Kaugummi.«
»Was willst du machen?«
»Nichts.«
»Genau das. Oder kannst du die übergroße Hummel fliegen?«
»Gott bewahre.«
Unser Gespräch schlief ein. Vor uns streckte van Akkeren seine Beine aus, um eine bequemere Sitzhaltung einnehmen zu können.
So zu sitzen macht wirklich keinen Spaß, wenn die Hände auf dem Rücken gefesselt sind.
Aber er beschwerte sich nicht. Er schaute uns auch kaum an. Nur huschte hin und wieder ein Lächeln über seine Lippen, was Godwin und mir nicht besonders gefiel.
Er war allein, und trotzdem zweifelte ich daran, dass er wirklich allein war. Er war dazu in der Lage, auf geistiger Ebene Kontakt herzustellen, und zwar mit Personen, die uns bestimmt nicht gefielen. Es würde mich nicht wundern, wenn er die Verbindung zu seinem großen Herrn und Meister Baphomet geschafft hatte.
Aber er sagte kein Wort. Er schien seinen Zustand nur zu genießen,
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