1356 - Am Abgrund des Lebens
Farnborough, und den Schluss bildete Aldershot. Durch Frimley führte die Autobahn M3, im Süden gab es die Schnellstraße A31. Beide Bahnen sorgten für eine schnelle Flucht.
Aber man musste erst dorthin gelangen. Und da führte der Weg durch eine recht leere Landschaft mit nicht zu vielen Straßen, die auch leicht abgeriegelt werden konnten.
Boris fuhr trotzdem. Er hatte sich für den Westen entschieden und damit für ein Gebiet, vor dem gewarnt wurde. Danger Zone stand nicht grundlos auf den Schildern, denn in diesem großen Areal regierte die Armee. Hier besaß sie einen Truppenübungsplatz, den man nicht unbedingt als verlassen bezeichnen konnte, denn wer hier übte, der wurde auch in der Nähe einquartiert. So gab es an den Zufahrtsstraßen die Kasernen, in denen die Soldaten untergebracht worden waren sowie Verkehr, sodass er immer damit rechnen musste, dass ihm Militärfahrzeuge begegneten. Er hoffte nur, dass sie nicht in eine eventuelle Fahndung miteinbezogen worden waren.
Aber Militär und Polizei waren zwei verschiedene Paar Schuhe.
Bei seiner Flucht hatte sich Nolan für die westliche Richtung entschieden, weil er sich dort auskannte. Er würde sich also auch in den Städten, wenn nötig, zurechtfinden.
Aber er musste erst dort sein.
Van Akkeren saß nicht neben ihm. Er lag auf dem Rücksitz, zusammengekrümmt wie ein Haken. Es war auch nichts von ihm zu hören. Hin und wieder mal ein Stöhnen oder seltsames Glucksen, das war alles.
Der kleine Ort Brookwood lag hinter ihm. An einer schmalen Kreuzung musste sich Nolan entscheiden. Er konnte die normale Straße nehmen, aber auch eine die durch die Danger Zone führte.
Nolan stellte den Motor ab und grübelte. Die Hauptadern würden sicherlich am besten überwacht werden. An die kleinen Strecken wurde zwar auch gedacht, aber wenn sie in ein derartiges Gelände hineinführten, dann ging man schon mit Vorsicht zu Werke.
Er würde den schmalen Weg nehmen, der direkt an der Grenze zum Übungsgelände entlangführte. Bevor er startete, schaute er sich um. Bisher war seine Flucht perfekt gelaufen. Er sah und hörte auch jetzt keine Polizeisirenen in seiner Nähe und sah kein Blaulicht kreisen. Das hatte allerdings nichts zu bedeuten. Es gab auch stille Fahndungen.
Von der Rückbank her vernahm er ein leises Stöhnen. Die Hand zuckte wieder vom Zündschlüssel zurück. Nolan dreht den Kopf um und schaute nach hinten. Er hatte erwartet, dass sich sein Mitfahrer aufrichtete, aber der tat nichts. Er lag da wie tot, und auch sein Stöhnen war verklungen.
»Du brauchst wohl noch deine Zeit«, sagt Nolan mehr zu sich selbst. »Keine Sorge, die wirst du bekommen.«
Er wünschte sich, dass van Akkeren so schnell wie möglich erwachte. Dann hatte er jemand zur Seite, der mit ihm konform ging. Das alles würde noch Zeit brauchen, und bis dies geschah, musste er ein gutes Versteck gefunden haben.
Nolan kam jetzt zugute, dass er sich in dieser Gegend auskannte, weil er schon immer Ausflüge unternommen hatte. Und so wusste er auch, wohin er fahren würde.
Es gab eine schmale Straße, die in die Danger Zone hineinführte.
Nur ein kleines Stück, aber das reichte aus. Denn dort befanden sich wetterfeste Unterstände, die im Moment nicht belegt waren.
Noch fuhr er auf der öffentlichen Piste weiter. Davon ausgehend, dass er gesucht wurde, zum Glück nicht mit Hubschraubern, schaltete er nur das Standlicht ein. Er wollte mit seinen hellen Scheinwerfern kein Ziel bieten, denn die Nacht war klar und dementsprechend waren die Sichtverhältnisse gut.
Auch er sah kein Scheinwerferlicht, was ihn aber nicht beruhigte.
Dass eine lange Nacht vor ihm lag, freute ihn. Da konnte er nachdenken, wie es später weiterging. Einen Plan hatte er sich noch nicht zurechtgelegt, doch das würde kein Problem sein. Da konnte er optimistisch sein.
Der schmale Weg führte in die Einsamkeit hinein. Die Lichter der drei Städte, die im Osten lagen, sah er nicht. Er war noch zu weit von ihnen entfernt. Dazwischen erstreckte sich das Übungsgelände, das flach wie ein Brett war. Es gab keine hohen Hügel und auch keine Täler, in die Panzer hineinrollen konnten.
Es dauerte nicht mal zehn Minuten, als er eine Entscheidung treffen musste. Entweder auf der Straße weiter oder den abknickenden Weg zum Militärgelände nehmen.
Er fuhr nach rechts, dem Gelände entgegen. Schon nach wenigen Sekunden merkte er, dass dieser Weg für normale Autos nicht die ideale Strecke war. Mit einem Panzer
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