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1356

1356

Titel: 1356 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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unweigerlich verloren Pferde Hufeisen oder lahmten, und jedes dieser Vorkommnisse kostete Zeit.
    Es gab kaum Neuigkeiten, und wenn es welche gab, konnte man ihnen nicht trauen. Am dritten Tag ihrer Reise hörten sie Kirchenglocken läuten. Es war zu laut und unmelodisch für ein Beerdigungsläuten, deshalb ließ Thomas seine Männer in der sicheren Deckung eines Waldes zurück und ritt mit Robbie los, um festzustellen, was die Aufregung verursacht hatte. Sie entdeckten ein Dorf, das groß genug war, um zwei Kirchen sein Eigen zu nennen, und in beiden wurden die Glocken geläutet, während am Marktplatz ein Franziskanermönch mit fleckiger Kutte auf den Treppen einer Kreuzessäule stand und einen großen französischen Sieg verkündete. «Unser König», rief der Mönch, «wird zu Recht Jean le Bon genannt! Er ist wirklich Jean der Gute! Jean der Siegreiche! Er hat seine Feinde zerschmettert, hochgestellte Gefangene genommen und die Gräber mit Engländern gefüllt!» Er sah Robbie und Thomas, und weil er sie für Franzosen hielt, deutete er auf sie. «Hier sind die Helden! Die Männer, die uns den Sieg gebracht haben!»
    Die Zuhörer, die eher neugierig als begeistert schienen, drehten sich zu den beiden Reitern um.
    «Ich war nicht bei dieser Schlacht», rief Thomas, «wisst Ihr, wo sie ausgetragen wurde?»
    «Im Norden!», erklärte der Mönch vage. «Und es war ein großer Sieg! Der König von England ist erschlagen!»
    «Der König von England?»
    «Gott dem Herrn sei Lob», sagte der Mönch. «Ich habe es selbst gesehen! Ich habe gesehen, wie der Stolz Englands von Franzosen niedergemacht worden ist!»
    «Das Letzte, was ich gehört habe», sagte Thomas zu Robbie, «war, dass der König noch in England ist.»
    «Oder gegen Schottland kämpft», sagte Robbie verbittert.
    «Es herrscht Waffenstillstand, Robbie, Waffenstillstand.»
    «Der Lord of Douglas erkennt keinen Waffenstillstand an», sagte Robbie niedergeschlagen. «Deshalb bin ich hier, weil ich ihm erklärt habe, dass ich nicht gegen die Engländer kämpfen kann.»
    «Das kannst du jetzt. Dich bindet kein Eid mehr.»
    «Aber vielleicht Dankbarkeit?», fragte Robbie. Thomas lächelte, sagte jedoch nichts. Er betrachtete einen kleinen Jungen, vermutlich nicht älter als Hugh, der ein ebenso kleines Mädchen ärgerte, indem er versuchte, dem Mädchen mit einem Nusshaken den Rock hochzuziehen. Der Junge bemerkte Thomas’ Blick und heuchelte Interesse für das, was der Mönch sagte. «Glaubst du, er hat recht?», fragte Robbie. «Hat es eine Schlacht gegeben?»
    «Nein, das sind Gerüchte.»
    Der Mönch forderte die Menge inzwischen wortreich dazu auf, zwei jüngeren Männern in Mönchskutten, die mit kleinen Schalen herumgingen, ein paar Münzen zu spenden. «Unsere tapferen Männer haben Verwundungen erlitten!», rief der Mönch. «Sie haben für Frankreich gelitten! Um der Liebe unseres Herrn Jesu willen, helft ihnen in ihrer Not! Seid großzügig, und ihr empfangt Gottes Segen! Jede Münze wird unseren verwundeten Helden helfen!»
    «Er ist ein Schwindler», sagte Thomas abschätzig. «Nur ein Gauner, der ein bisschen Geld macht.»
    Sie ritten weiter nordwärts. Die Hellequin mussten Städte umgehen, denn in jedem Ort mit einer Befestigungsmauer befanden sich auch Dutzende von Männern, die mit Armbrüsten schießen konnten, und Thomas wollte seine Reise hinter sich bringen, ohne in einer unwichtigen Auseinandersetzung Männer zu verlieren. Er hatte sich leicht nordostwärts gehalten, weil er es für wahrscheinlicher hielt, in dieser Richtung auf Engländer zu treffen, und schließlich begegnete er etwa zwanzig Engländern in einem Dorf, das von einem hohen Kirchturm überragt wurde. Die Kirche war das einzige Steingebäude; alle anderen bestanden aus Holzbalken mit Gipsverputz und hatten Strohdächer. Es gab eine Schmiede, deren Esse im Hinterhof unter einer rauchgeschwärzten Eiche stand, und ein Gasthaus inmitten eines Wirrwarrs kleiner Hütten. Thomas hatte auch Pferde gesehen, die an dem kleinen Fluss getränkt wurden, der neben der beeindruckenden Kirche entlangströmte. Es waren mehr als fünfzig Pferde, was auf wenigstens zwanzig Männer schließen ließ. Zunächst hatte Thomas angenommen, dass die Pferde Franzosen gehörten, doch dann hatte er die Sankt-Georgs-Flagge mit ihrem roten Kreuz auf weißem Grund entdeckt, die außen an dem Gasthaus lehnte. Er war an der Spitze seiner Männer den Hügel hinunter- und auf den kleinen Marktplatz geritten,

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