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1356

1356

Titel: 1356 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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auf dem Waffenknechte alarmiert aufsprangen. «Wir sind Engländer!», rief Thomas.
    «Mein Gott», sagte ein hochgewachsener Mann erleichtert, als er sich beim Verlassen des Gasthauses unter dem Türsturz bückte. Der Mann trug einen Wappenrock mit einem aufsteigenden goldenen Löwen vor einem blauen Feld mit Fleurs-de-Lys. «Wer seid Ihr?», fragte er.
    «Sir Thomas Hookton», sagte Thomas. Er benutzte den Ehrentitel Sir nur selten, aber gelegentlich erwies es sich doch als nützlich, dass er vom Earl of Northampton zum Ritter geschlagen worden war.
    «Benjamin Rymer», sagte der hochgewachsene Mann. «Wir stehen beim Earl of Warwick im Dienst.»
    «Seid Ihr bei der Armee?», fragte Thomas hoffnungsvoll.
    «Wir sind auf der Suche nach der verdammten Armee», sagte Rymer. Dann erklärte er, dass er und seine Einheit an Bord eines Schiffes gewesen waren, das von Southampton abgelegt, dann aber den Anschluss an die Flotte verloren hatte, mit der die übrigen Verstärkungseinheiten des Earls in die Gascogne gebracht worden waren. «Der Wind hat aufgefrischt, der verdammte Schiffsmeister ist in Panik geraten, und wir sind in Spanien herausgekommen», sagte er, «und dann hat der Bastard zwei Monate gebraucht, um das Schiff zu reparieren und uns nach Bordeaux zu bringen.» Er warf einen Blick auf Thomas’ Männer. «Es ist eine Erleichterung, wieder mit ein paar Bogenschützen zusammen zu sein. Unsere waren auf einem anderen Schiff. Wisst Ihr, wo der Prinz mit der Armee ist?»
    «Ich habe nicht die geringste Ahnung», sagte Thomas.
    «Die Blinden führen die Blinden», sagte Rymer. «Und es gibt hier kein Bier, also hören die schlechten Nachrichten nicht auf.»
    «Gibt es Wein?»
    «Behaupten sie. Aber das Zeug schmeckt wie Katzenpisse. Seid Ihr aus Bordeaux gekommen?»
    Thomas schüttelte den Kopf. «Wir kommen aus einer Garnison östlich von der Gascogne.»
    «Also kennt Ihr Euch in diesem verdammten Land aus?»
    «Nur in einem Teil. Es ist groß.»
    «Wohin gehen wir also?»
    «Nach Norden», sagte Thomas. «Das letzte Gerücht, das ich gehört habe, lautete, die Armee sei bei Tours.»
    «Wo zum Teufel Tours auch immer ist.»
    «Es liegt nördlich von hier», sagte Thomas und glitt aus dem Sattel. «Lasst die Pferde ausruhen», rief er seinen Männern zu. «Führt sie zum Abkühlen herum! Lasst sie trinken! In einer Stunde reiten wir weiter.»
    Rymer und seine Einheit schlossen sich Thomas an, und Thomas fragte sich, wie der Mann bisher überlebt hatte, denn er war überrascht, als Thomas Späher vorausschickte. «Ist es so gefährlich?», fragte er.
    «Es ist immer gefährlich», sagte Thomas. «Das hier ist Frankreich.»
    Doch kein Feind behelligte sie. Ab und zu sah Thomas eine Burg und umging sie in einem weiten Bogen, aber keine Garnison versuchte, sie herauszufordern oder auch nur festzustellen, wer die berittenen Soldaten waren. «Vermutlich haben sie die meisten Männer in den Norden geschickt», sagte Thomas zu Rymer, «und nur ein paar zur Verteidigung zurückgelassen.»
    «Gott gebe, dass wir nicht zu spät zur Schlacht kommen!»
    «Sankt Georg gebe, dass keine Schlacht stattfindet», sagte Thomas.
    «Wir müssen sie schlagen!», sagte Rymer gut gelaunt, und Thomas dachte an Crécy, an das Blut im Gras und das Schluchzen am Abend nach der Schlacht. Er sagte nichts, und seine Gedanken wanderten zu Sankt Junien. Er ahnte, dass sie in der Nähe der Abtei sein mussten, in der sich das Grabmal des Heiligen befand, doch es war nicht mehr als eine Ahnung, die wohl eher von Hoffnung als von Wahrscheinlichkeit gespeist wurde. Unterdessen veränderte sich die Landschaft, die Hügel wurden niedriger und sanfter, die Flüsse breiter und träger, das Laub an den Bäumen war herbstlicher gefärbt. Wo immer er auf ein Dorf oder einen Reisenden traf, fragte er nach einer Wegbeschreibung, aber das einfache Volk wusste nur, wie man das nächste Dorf oder vielleicht eine Stadt erreichte, von der Thomas noch nie gehört hatte, und deshalb hielten sie sich einfach immer weiter in nördlicher Richtung.
    «Versucht Ihr, nach Poitiers zu kommen?», fragte Sire Roland am sechsten Tag.
    «Ich habe gehört, dass der Prinz dort sein könnte», sagte Thomas, doch weil es Sire Henri gewesen war, der das vermutet hatte, und weil Sire Henri nicht mehr wusste als Thomas, war das kaum mehr als ein vages Ziel.
    «Oder wollt Ihr dorthin, weil es in der Nähe von Nouaillé liegt?», fragte Roland.
    «Nouaillé?»
    «Dort ruht der selige

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