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1356

1356

Titel: 1356 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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waren auf einem Wettlauf, dessen Ausgang niemand vorhersagen konnte. Die Berater des Prinzen, diese klugen und erfahrenen Krieger, die von Edwards Vater gesandt worden waren, um ihn vor Schwierigkeiten zu bewahren, glaubten, dass sie – wenn es ihnen gelang, vor den französischen König zu kommen und eine geeignete Stelle zu finden, um Position zu beziehen – eine Schlacht führen und gewinnen konnten. Wenn sie die Franzosen dazu zwingen konnten, einen steilen Hügel hinauf in Richtung der tödlichen englischen Bogenschützen vorzurücken, bestand die Möglichkeit, einen großen Sieg zu erringen, doch dieselben Berater fürchteten das, was geschehen würde, wenn König Jean den Spieß umdrehte und den Engländern mit seiner Armee den Weg abschnitt. «Ich würde von einem Angriff abraten», erklärte der Earl of Suffolk dem Prinzen.
    «Gott, ist das heiß», sagte der Prinz.
    «Es ist immer besser, die Verteidigungsposition einzunehmen», sagte der Earl, der rechts neben dem Prinzen ritt.
    «Wo in Gottes Namen sind wir?», fragte der Prinz.
    «Dort drüben liegt Poitiers.» Der Earl of Oxford, der auf Edwards linker Seite ritt, deutete vage nach Osten.
    «Euer Großvater, vergebt mir, hat diesen Fehler bei Bannockburn begangen.»
    «Fehler?»
    «Er hat angegriffen, Sire. Dazu bestand keine Notwendigkeit, und er hat den Kampf verloren.»
    «Er war ein Dummkopf», sagte der Prinz heiter. «Ich bin kein Dummkopf, oder etwa doch?»
    «Gewiss nicht, Sire», sagte Suffolk, «und Ihr werdet Euch sicher an den großen Sieg Eures Vaters bei Crécy erinnern. Und auch Euren, Sire. Wir haben uns verteidigt.»
    «Das haben wir! Mein Vater ist kein Dummkopf!»
    «Gott bewahre, Sire.»
    «Aber Großvater war einer. Kein Grund, sich zu entschuldigen! Hatte den Verstand eines Eichhörnchens, sagt mein Vater.» Der Prinz duckte sich unter dem niedrigen Ast einer Ulme. «Aber was ist, wenn wir die Bastarde auf der Straße entdecken? Dann sollten wir angreifen, ja?»
    «Wenn die Umstände günstig sind», sagte der Earl of Oxford vorsichtig.
    «Und was, wenn wir diesen passenden steilen Hügel nicht finden?», fragte der Prinz.
    «Wir halten uns so lange Richtung Süden, Sire, bis wir einen finden», sagte Suffolk, «oder bis wir eine unserer Festungen erreichen.»
    Der Prinz verzog das Gesicht. «Ich laufe nicht gern davon.»
    «Einer Einkerkerung in Paris würdet Ihr es dennoch vorziehen, Sire», bemerkte Oxford trocken.
    «Wie ich höre, sind die Mädchen in Paris sehr hübsch.»
    «Es gibt überall hübsche Mädchen, Sire», sagte Suffolk, «wie Ihr besser wisst als die meisten anderen Männer.»
    «Gott ist gut», sagte der Prinz.
    «Amen», fügte Oxford hinzu.
    «Und Gott gebe, dass die Franzosen langsamer werden», sagte Suffolk grimmig. Die letzte verlässliche Information lautete, dass der französische König nur zehn oder zwölf Meilen entfernt war und seine Armee, die wie die des Prinzen beritten war, schneller vorankam. König Jean, der den ganzen Sommer vertrödelt hatte, war nun voller Tatendrang und, so vermutete Suffolk, voller Selbstvertrauen. Er wollte eine Schlacht, war aber nicht so närrisch, einen Kampf auf ungünstigem Gelände zu riskieren. Die Franzosen wollten den Prinzen in die Falle locken, ihn zum Kampf an der Stelle zwingen, die sie ausgesucht hatten, und Suffolk war besorgt. Ein Gefangener des Captals de Buch hatte bestätigt, dass König Jean all seine Fußsoldaten weggeschickt hatte, und sogar ohne diese Fußtruppen war er den Einheiten des Prinzen zahlenmäßig überlegen, auch wenn niemand wusste, wie groß diese Überzahl war, und zudem war der französische König nicht gezwungen, über diesen verdammten Höhenzug vorzurücken. Er benutzte gute Straßen. Er hetzte südwärts. Er wollte die Falle zuschnappen lassen.
    Der verdammte Höhenzug allerdings war die größte Hoffnung des Prinzen. Er war eine Abkürzung. Auf diesem Weg war ein Tagesmarsch zu gewinnen, und ein Tagesmarsch war Gold wert. Und vielleicht fand sich am Ende des Höhenzugs eine Stelle, an der die Franzosen in den Hinterhalt gelockt werden konnten. Vielleicht aber auch nicht. Und Suffolk sorgte sich um den Gepäcktross. Solange er getrennt von der Armee zog, war er angreifbar, und selbst wenn sie einen Tagesmarsch gewannen, würden sie einen halben Tag warten müssen, bis der Gepäcktross aufgeholt hatte. Und er machte sich Sorgen um die Pferde. Es gab kein Wasser in diesem Hochland, die Tiere hatten Durst, und die Männer, die

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