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1356

1356

Titel: 1356 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Junien.»
    «Wart Ihr dort?»
    Roland schüttelte den Kopf. «Ich habe nur davon gehört. Geht Ihr dorthin?»
    «Wenn es auf dem Weg liegt», sagte Thomas.
    «Weil Ihr
La Malice
wollt?», fragte Roland, und die Frage war beinahe eine Anklage.
    «Existiert sie denn?»
    «Das habe ich gehört, ja.»
    «Kardinal Bessières glaubt es», sagte Thomas, «die Predigermönche müssen es auch glauben, und mein Herr hat mich geschickt, um
La Malice
zu suchen.»
    «Damit er sie benutzen kann, um gegen Frankreich zu kämpfen?», fragte Roland empört. Zwar hatte er sich den Hellequin angeschlossen und war bereit, gegen die Armee König Jeans zu kämpfen, aber das tat er für Bertille. Er drehte sich im Sattel nach ihr um. Sie ritt mit Genevieve. Thomas hatte weder die eine noch die andere dabeihaben wollen, aber Bertille war unbeugsam geblieben, und er hatte es ihr unmöglich verweigern können, wo so viele der Bogenschützen und Waffenknechte ihre Frauen auf Zeltern mitreiten ließen.
    Irgendwo im Norden grollte Donner. «Macht Ihr Euch Sorgen darüber», sagte Thomas, «dass ich
La Malice
finden könnte?»
    «Ich möchte nicht, dass diese Waffe den Feinden Frankreichs in die Hände fällt», sagte Roland.
    «Wollt Ihr, dass die Kirche sie bekommt?»
    «Dort sollte ihr Platz sein», sagte Roland, aber die Erinnerung an Vater Marchant ließ seine Stimme unsicher klingen.
    «Lasst Euch eine Geschichte erzählen», sagte Thomas. «Habt Ihr schon einmal von den Sieben Schattenfürsten gehört?»
    «Diese Männer hatten die Aufgabe, die Schätze der ketzerischen Katharer zu hüten», sagte Roland missbilligend.
    Thomas hielt es nicht für klug zu sagen, dass er ein Abkömmling eines dieser Schattenfürsten war. «Es heißt, sie hätten den Heiligen Gral besessen», sagte er stattdessen, «und ich habe gehört, sie hätten ihn aus Montségur gerettet und versteckt, und vor gar nicht langer Zeit sollen andere Männer aufgebrochen sein, um ihn zu suchen.»
    «Genau das habe ich auch gehört.»
    «Aber was Ihr nicht gehört habt», sagte Thomas, «ist, dass einer dieser Männer ihn gefunden hat.»
    Sire Roland bekreuzigte sich. «Gerüchte», sagte er abfällig.
    «Ich schwöre Euch beim Blute Christi», sagte Thomas, «dass der Gral gefunden wurde und dass der Mann, der ihn entdeckt hat, manchmal an dem zweifelt, was er da gefunden haben soll.»
    Roland starrte Thomas ein paar Sekunden lang schweigend an, dann erkannte er die Aufrichtigkeit in Thomas’ Miene. «Aber wenn er gefunden wurde», sagte er drängend, «warum steht er dann nicht in einem goldenen Schrein auf einem Altar und wird von Pilgerscharen angebetet?»
    «Weil», sagte Thomas ernst, «der Mann, der ihn gefunden hat, den Gral erneut versteckte. Er hat ihn an einen Ort gebracht, an dem er nicht gefunden werden kann. Er hat ihn auf dem Grund des Ozeans versteckt. Er hat ihn Gott zurückgegeben, weil er den Menschen nicht anvertraut werden kann.»
    «Ist das wahr?»
    «Ich schwöre es Euch», sagte Thomas, und er dachte an den Augenblick, in dem er die Tonschale ins weite graue Meer geschleudert hatte und in dem er das winzige Aufspritzen gesehen hatte, und es war ihm so erschienen, als hätte sich Stille über die Welt gesenkt, nachdem der Gral verschwunden war, und es hatte lange Momente gedauert, bis er das Geräusch der Wellen wieder gehört hatte und das Knirschen der Kiesel, die ins Meer gezogen wurden, und die einsamen Schreie der Möwen. «Ich schwöre es Euch», sagte er noch einmal.
    «Und wenn Ihr
La Malice
findet …», begann Roland und verstummte.
    «Werde ich sie Gott zurückgeben», sagte Thomas, «weil sie den Menschen nicht anvertraut werden darf.» Er hielt inne und sah Roland an. «Also ja», sagte er, «ich will
La Malice
, und sei es nur, damit Kardinal Bessières sie nicht mehr finden kann.»
    Fern im Norden rollte der Donner. Es gab keinen Regen, nur tiefhängende, schwarze Wolken, und die Hellequin ritten nordwärts auf sie zu.
     
    Der Regen war nach Süden gezogen und hatte einen wolkenlosen Himmel hinterlassen, von dem die Sonne brannte. Es war Mitte September, doch man fühlte sich wie im Juni.
    Die Armee des Prinzen folgte den Wolken nach Süden und kämpfte sich auf einen hohen, bewaldeten Bergzug. Der Gepäcktross, schwer beladen mit der Beute der
Chevauchée
, zog westlich von ihnen auf den Talstraßen entlang, doch der Hauptteil der Armee, die berittenen Bogenschützen und Waffenknechte, folgten den Wegen durch den dichten Wald.
    Sie

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