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riefen, sie seien reich und würden sich ergeben. Englische Bogenschützen, die ihre Bögen weggeworfen hatten, schwangen mit ihren enormen Kräften Äxte, Keulen und Hämmer. Männer brüllten vor Mordlust oder vor Entsetzen. Nun war jegliche Ordnung bei den Franzosen aufgelöst, sie wurden in immer kleinere Gruppen aufgespalten und von Männern im Blutrausch angegriffen, die mit schweißüberströmten Gesichtern und zusammengebissenen Zähnen nur töten wollten und wieder töten. Und das taten sie. Ein Franzose wehrte zwei Bogenschützen ab, indem er mit seinem Schwert gegen ihre Äxte focht, dann trat er zurück, stolperte über einen gefallenen Mann und ging zu Boden, die Bogenschützen sprangen vor, schwangen ihre Äxte, und der Franzose schrie, als eine Klinge ihm in die Schulter fuhr; er versuchte sich aufzurichten, fiel erneut zurück und schwang sein Schwert weit herum, um einen Axthieb zu parieren. Thomas sah den Mann die Zähne zusammenbeißen, sein ganzes Gesicht verzerrte sich in seinem verzweifelten Kampf. Er parierte einen weiteren Hieb und schrie auf, weil ihm der zweite Bogenschütze die Axt in den Oberschenkel gehackt hatte. Er versuchte sein Schwert gegen den Mann vorzustoßen und spuckte Zähne aus, die abgebrochen waren, als er sie so fest zusammengebissen hatte, aber sein verzweifelter Schwertstoß wurde abgewehrt, und dann zerschmetterte eine Axt sein Gesicht, und die Spitze einer Streitaxt wurde in seinen Bauch gerammt, sein ganzer Körper bog sich in einem heftigen Zucken, als er starb. Einen Augenblick lang war das helmumrahmte Gesicht blutüberströmt, dann floss das Blut ab, und die beiden Bogenschützen hockten sich neben ihn, um seine Leiche zu durchsuchen.
Keane war vom Pferd gestiegen und stand über einem Toten, dessen Bauch der Ire mit seiner Streitaxt aufgerissen hatte. Die Eingeweide des Mannes waren in das Stoppelfeld getrampelt worden, und neben dem Toten und in dem gleichen Wappenrock mit gelben Kreisen auf blauem Feld lag ein älterer Mann mit bleichem, faltendurchzogenem Gesicht, grauem Haar und säuberlich gestutztem Bart. Er trug eine Plattenrüstung mit einem goldenen Kruzifix auf dem Brustpanzer. Offensichtlich hatte er sich Keane ergeben, denn der Ire hielt den Helm des Mannes in der Hand, dessen Helmzier aus einem Kreuz und einer langen blauen Feder bestand. «Er sagt, er ist der Erzbischof von Sens!», sagte Keane zu Thomas.
«Dann bist du reich. Pass auf ihn auf! Sorg dafür, dass ihn dir niemand wegnimmt.»
«Dieser Bursche hat versucht ihn zu beschützen.» Keane sah auf den ausgeweideten Mann hinunter. «Das war nicht besonders klug von ihm.»
In der Mitte des Feldes herrschte wildes Schlachtengetümmel, immer noch sah Thomas dort die königliche Standarte der Franzosen wehen. Männer hackten in grausamer Enthemmung auf die Verteidiger der Standarte ein, um zu König Jean durchzukommen. Thomas kümmerte sich nicht darum, sondern ritt südwärts, wo er Männer den Hügel hinunter zum Miosson fliehen sah, an dem sie von den Bogenschützen des Earls of Warwick erwartet wurden. Die Franzosen flohen in die Arme des Todes.
Ein Mann rief nach Thomas, und als er sich umdrehte, sah er Jake, einen seiner Bogenschützen, der einen Gefangenen auf einem Pferd abführte. Der Mann trug einen Wappenrock mit einer geballten roten Faust auf orange-weiß gestreiftem Feld, und Thomas konnte nicht anders, er musste lachen. Der Gefangene war Joscelyn de Berat, der Mann, der geschworen hatte, Castillon d’Arbizon zurückzuerobern. «Er sagt, er wird sich nur Euch ergeben», erklärte Jake, «angesichts dessen, dass ich kein
Gentleman
bin.»
«Ich auch nicht», sagte Thomas, dann wechselte er zu Französisch. «Ihr seid mein Gefangener», verkündete er Joscelyn.
«Schicksal», sagte Joscelyn ergeben.
«Keane!», brüllte Thomas. «Hier ist noch einer zum Bewachen! Pass auf sie beide auf, sie sind reich!» Thomas sah Jake an. «Bewacht sie gut!» Männer stritten sich nach der Schlacht oft um die Gefangenen, aber Thomas vermutete, dass genügend Hellequin da waren, die verhindern würden, dass ihnen der Erzbischof und der Comte de Berat von anderen abgejagt wurden.
Thomas ritt wieder nordwärts. Dorthin flohen nun mehr Franzosen in dem verzweifelten Versuch, das sichere Poitiers zu erreichen. Nur wenigen, sehr wenigen war es gelungen, ihr Pferd zu holen oder sich das Pferd eines Engländers zu nehmen. Die meisten rannten, besser gesagt, sie hasteten stolpernd dahin, gehetzt von
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