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Gläubigen mit diesen Gegenständen betrogen wurden. Jedes alte Stückchen Knochen, mochte es von einer Geiß, einem Ochsen oder einem hingerichteten Dieb stammen, konnte als Fingerknöchel eines Märtyrers ausgegeben werden, doch trotz seiner Skepsis hatte er das sichere Gefühl, dass
La Malice
wahrhaftig das Schwert des Fischers war. Es konnte nicht versagen. Die Engel selbst würden für Frankreich kämpfen, und der Sieg würde Louis Bessières auf den Petrusthron befördern.
«Jetzt geht!», rief der Kardinal den Männern in der ersten Reihe zu, obwohl sie viel zu weit weg waren, um ihn zu hören.
Und die Franzosen griffen an. «Montjoie Sankt Denis!»
Thomas ritt nordwärts an der englischen Linie entlang. Er hörte die Franzosen anrücken, ihre Trommelschläge hallten durch die Luft, und er wollte wissen, was vor sich ging. Für ihn hatte die Schlacht bisher aus der kurzen, wilden Abwehr der Reiter an der Furt und anschließend dem ebenso kurzen und wilden Kampf hinter der Hecke bestanden. Die Geschehnisse auf dem übrigen Schlachtfeld waren ihm ein Rätsel, weshalb er losgeritten war, um sich zu informieren. Durch die breiteste Lücke in der Hecke sah er einen weiteren französischen Vorstoß. Seltsam war nur, dass keine Franzosen mehr auf der gegenüberliegenden Hügelkuppe waren, abgesehen von ein paar Reitern, die so aussahen, als würden sie die Schlacht nur beobachten.
Er wollte gerade umdrehen, um seinen Männern zu erzählen, was er gesehen hatte, und ihnen zu befehlen, sich auf einen weiteren Kampf an der Hecke vorzubereiten, als eine Stimme rief: «Seid Ihr Bogenschütze?»
Thomas vermutete, dass die Frage an jemand anderen gerichtet war, und beachtete sie nicht, dann erschien es ihm seltsam, dass die Frage auf Französisch gestellt worden war. Er drehte sich um und sah einen Mann, auf dessen Wappenrock auf gelbem Feld ein schwarzes, von silbernen Jakobsmuscheln geschmücktes Kreuz abgebildet war. Der Mann sah direkt in Thomas’ Richtung.
«Ich bin Bogenschütze», rief Thomas zurück.
«Ich brauche berittene Bogenschützen!» Der Mann war jung, strahlte aber unmissverständliche Selbstsicherheit und Autorität aus. «Bringt auch Handwaffen mit!»
«Ich kann Euch wenigstens sechzig Bogenschützen zur Verfügung stellen», rief Thomas.
«Macht schnell!»
Die Franzosen kamen durch die Lücke, brüllten ihren Kriegsruf und stürmten wie zuvor auf die englische Kampflinie ein, und wie zuvor traf Stahl auf Stahl. «Durchhalten!», schrie ein Mann auf Englisch. «Haltet die Linie!» Schmetternde Trompetenstöße zerrissen die Luft, die Trommler schlugen auf die Felle, die Kriegsrufe wurden gebrüllt, und Thomas ritt und hielt erst an, als er das südliche Ende der Linie erreicht hatte, das noch nicht in den Kampf verwickelt war. «Karyl! Das wird der gleiche Kampf wie vorhin! Wehrt sie einfach ab! Sam! Ich will jeden Bogenschützen auf seinem Pferd haben. Bringt Äxte, Schwerter, Keulen und auch sonst alles, womit man töten kann, und beeilt euch!»
Thomas fragte sich, wer der Mann in dem schwarz-gelben Wappenrock war und wozu um Himmels willen er sich selbst gerade bereit erklärt hatte. Seine Männer liefen zum Waldrand, wo Keane die Pferde angepflockt hatte. «Keane», rief Thomas, «gib mir eine Streitaxt!»
Der Ire brachte eine Streitaxt, dann stieg er selbst in den Sattel. «Ich komme. Wohin reiten wir?»
«Ich habe nicht die geringste Ahnung.»
«Das haben wir zu Hause oft gemacht. Einfach losreiten und sehen, wo man landet. Meistens war es eine Bierschwemme.»
«Ich glaube nicht, dass das unser Ziel ist», sagte Thomas, dann hob er die Stimme. «Kommt mit!» Er lenkte sein Pferd wieder Richtung Norden. Zu seiner Linken tobte laut die Schlacht. Die englische Kampflinie stand vier Reihen tief, und sie hielt stand. Die Männer in den hinteren Reihen stützten die erste Reihe oder stießen mit gekürzten Lanzen zwischen ihren Gefährten hindurch, während hinter der Kampflinie zwei Reiter mit langen Lanzen nach einem Reiter stachen, dessen Helmvisier aufgeklappt war. Viele Franzosen drängten sich in der Lücke der Hecke, wo die Banner wehten, doch die meisten befanden sich noch vor der Hecke und warteten darauf, dass ihre Anführer eine Lücke in die feindliche Linie hackten, in die sie vorstoßen konnten.
«Mir nach!», rief der Mann in dem schwarz-gelben Wappenrock. Er hatte sechzig Mann, die seine schwarz-gelben Farben trugen, Thomas, seine Leute und weitere Bogenschützen
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