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1356

1356

Titel: 1356 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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schlossen sich an und folgten dem Mann in Schwarz-Gelb nordwärts. Thomas sah Robbie und Roland zusammen reiten und trieb sein Pferd an, damit es zu ihnen aufholte.
    «Was haben wir vor?»
    «Ihnen in den Rücken zu fallen», sagte Robbie. Er grinste.
    «Wer ist der Anführer?»
    «Der Captal de Buch», sagte Roland.
    «Captal?»
    «Das ist ein gascognischer Titel. Der Mann genießt hohes Ansehen.»
    Bei Gott, dachte Thomas, er muss wirklich gut sein. Soweit er das einschätzen konnte, hatte der Captal weniger als zweihundert Mann, die meisten berittene Bogenschützen, keine erfahrenen Waffenknechte, und damit wollte er die französische Armee angreifen? Doch falls der Captal Befürchtungen hatte, zeigte er sie nicht. Er führte die Männer den Hügel hinunter, hielt sich dabei im Wald und schlug einen weiten Bogen um die Einheiten des Earls of Salisbury, die das rechte Ende der englischen Linie verteidigten. Der Kampf dort war hitzig. Thomas konnte einen kurzen Blick darauf werfen, dann war er wieder zwischen den Bäumen. Eicheln knirschten unter den Hufen seines Pferdes. Männer duckten sich unter den niedrigen Ästen von Eichen und Kastanien. Eine Handvoll der Waffenknechte hatte sich mit langen Lanzen bewaffnet, die sie zum vorsichtigen Ritt durch den dichten Wald zwangen, aber es wurde ohnehin nicht schnell geritten. Die Kraft der Pferde musste für den Kampf aufgespart werden, deshalb führte der Captal sie im Trab, überzeugt davon, dass sie vor den Blicken des Gegners verborgen waren. Der Schlachtenlärm wurde schwächer, je weiter sie nach Norden kamen.
    Sie ritten in ein Tal, überquerten ein Flussrinnsal, und am Hang gegenüber, der ein Stoppelfeld war, ging es wieder aufwärts. Bäume schirmten die Hügelkuppen im Norden und Westen ab. Kurz bevor sie in den Wald Richtung Norden kamen, schwenkte der Captal nach links ab und ritt in ein Eichendickicht, das den Hügel krönte. Als Thomas in den Wald eintauchte, sah er, dass sich über die niedrigen Hügel nordwärts überall Männer zurückzogen. Warum? War ihm eine Niederlage der Franzosen entgangen? Dort waren sie, Hunderte und Aberhunderte rückten nach Norden ab, während auf dem englischen Hügel immer noch gekämpft wurde.
    Eine kleine Eidechse huschte vor Thomas über den Pfad. War das ein gutes Omen oder ein schlechtes? Er wünschte, er hätte immer noch die getrocknete Hundepfote, die er früher als Talisman um den Hals getragen hatte, die Pfote, so hatte er geprahlt, stammte von Sankt Guinefort, einem Hund, der heiliggesprochen worden war. Aber wie konnte ein Hund ein Heiliger sein? Thomas bekreuzigte sich, und es ging ihm durch den Kopf, dass er vor dieser Schlacht nicht gebeichtet und keine Absolution erhalten hatte. Wenn er getötet wurde, dachte er, dann würde er zur Hölle fahren. Er dachte an die Pfote und zügelte sein Pferd. Alle Pferde standen jetzt, stampften auf und warfen die Köpfe zurück.
    «Standartenträger!», rief der Captal.
    «Sire?»
    «Die englische Flagge.»
    Der Standartenträger entrollte die weiße Flagge mit dem auffallenden roten Sankt-Georgs-Kreuz.
    «Waffen, Gentlemen», sagte der Captal und sprach das englische Wort mit schwerem französischem Akzent aus. Er grinste, und seine Zähne wirkten sehr weiß gegen sein sonnenverbranntes Gesicht, das im Schatten seines Helms lag. «Und jetzt lasst sie uns vernichten!»
    Mit diesen Worten gab er seinem Pferd die Sporen und ritt aus dem Wald. Die Waffenknechte und Bogenschützen folgten ihm, und als Thomas in die helle Sonne kam, sah er die französische Armee sich bei der Hecke drängen. Der Captal hatte sie in einem weiten Bogen geführt, sodass sie jetzt von hinten auf die Franzosen zuritten. Die Männer mit den Lanzen hielten ihre Waffen aufrecht. Jede der langen Lanzen trug einen schwarz-gelben Wimpel; die Farben des Captals. Vor ihnen lag eine niedrige Hecke, aber sie hatte Lücken, und die Reiter strömten hindurch und formierten sich auf der anderen Seite neu, während der Captal in leichtem Galopp weiterritt. Thomas hörte nur noch das Trommeln der Hufe, ein teuflisches Dröhnen, das den Kontrapunkt zu den Trommeln der Franzosen bildete, die nichts von den Reitern ahnten, die von hinten herankamen.
    Sie ritten jetzt über eine Wiese. Thomas trieb sein Pferd in einen leichten Galopp. Es war nicht mehr weit. Die Franzosen waren nur noch zwei Bogenschüsse entfernt, und die hundertsechzig Reiter schwärmten aus. Sie ritten durch die Senke eines kleinen Kars, dann den

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