1357 - Dein Blut für mich, Sinclair!
sondern jemand, der nur äußerlich wie ein Mensch aussah und zwei lange Zähne besaß, wie er sie von einem Vampir her kannte. Aber auch nicht aus der Realität, sondern aus dem Kino. Er hatte sich bisher nie vorstellen können, dass es Vampire gab, und auch jetzt konnte er nicht so recht daran glauben.
Der Wagen parkte nicht so weit entfernt. Es bedeutete kein Problem, ihn zu erreichen.
Geschafft!
Der Sergeant blickte sich gehetzt um. Der Blutsauger würde nicht aufgeben.
Ja, er kam!
Da hatte er wieder den Eindruck, ein Gespenst zu sehen. Die Gestalt im weißen Kittel, die aussah, als wäre sie aus einer Anstalt ausgebrochen. Ein Wesen, das aussah wie ein Mensch, aber kein Mensch war.
Es lief mit schwankenden Bewegungen und hatte ebenfalls mit der Unebenheiten des Bodens zu kämpfen. Es streckte seine Arme aus, um besser das Gleichgewicht halten zu können, aber es kam näher mit der Wucht einer Walze.
Henry Glock zerrte die Tür auf. Er stieg nicht normal in den Jeep ein. Es war mehr ein Kriechen, und noch immer wurde er von der Angst getrieben.
Er schlug die Tür wieder zu.
Der Griff nach dem Zündschlüssel, die schnelle Drehung. Dann der Blick nach vorn.
Es waren alles routinierte Bewegungen, die er schon unzählige Male durchgeführt hatte. Nur waren sie jetzt mit einer größeren Hektik verbunden. Er sah nach vorn, während der Motor ansprang und das übliche Zittern die Karosserie erfasste.
Der Vampir kam.
Schwerfällig, aber auf dem geraden Weg. Der lief noch immer so schwankend, er ruderte mit den Armen und stand plötzlich im Fernlicht, dass der Sergeant eingeschaltet hatte.
Jeder Mensch wäre geblendet worden oder zumindest zusammengezuckt. Das passierte bei ihm nicht. Er lief weiter und glich dabei einem Roboter, der ferngelenkt wurde.
Der ist verrückt, dachte Henry. Der ist völlig von der Rolle!
Es war ihm egal. Er würde starten und seinen Weg nehmen. Und wenn er den Weißkittel mit dem Wagen aus dem Weg räumte, war ihm das auch egal.
Er fuhr an.
Der Jeep war kein Rennauto. Auch er musste gewissen Gesetzen gehorchen. Zudem hatten sich in seine Reifen leicht in den Boden eingegraben, aber er kam weg.
Und plötzlich war er wieder der alte. In diesem Moment kam er sich vor wie jemand, der in Schlachtgetümmel steckt und verdammt cool sein musste, um zu überleben. Nichts war mehr wichtiger. Er dachte daran, dass er die Nerven behalten musste. Diese verfluchte Gestalt musste aus dem Weg geräumt werden.
Er fuhr.
Der Vampir lief!
Zumindest für einen von ihnen war es ein Nervenspiel. Dazu zählte sich Henry Glock, denn er glaubt nicht daran, dass der andere Typ noch Nerven besaß.
Und er lief weiter!
Er schien sich selbst umbringen zu wollen. Oder fühlte sich als Supermann, der es schaffte, einen fahrenden Wagen mit dem kleinen Finger zu stoppen.
Wäre er schneller gewesen, hätte sich die Chance vergrößert, den anderen so zu erwischen, dass er sich alle Knochen brach oder sogar überrollt werden konnte.
Leider ließ der Boden eine starke Beschleunigung nicht zu.
Außerdem war die Distanz zwischen ihnen verdammt kurz geworden, und ein Ausweichen war kaum mehr möglich.
Plötzlich streckte der Weißkittel beide Arme vor. Eine fast schon lächerliche Bewegung, mit der er den fahrenden Jeep aufhalten wollte. Das schaffte er nie.
Und so war es auch.
Der Vampir oder was immer dieser Typ auch war, prallte gegen die Kühlerhaube des Wagens.
Henry Glock hielt das Lenkrad fest umklammert. In diesen Sekunden hatte er den Eindruck, dass sich der Zeitablauf verlangsamte. Er sah alles nicht mehr so schnell. Er bekam genau mit, wie der Körper in die Höhe geschleudert wurde. Er prallte sogar auf die breite Haube, rutschte noch für einen Moment auf die Frontscheibe zu, erreichte sie aber nicht, sondern wurde von der Fliehkraft erfasst und von der Haube geschleudert. Der Sergeant sah noch die in die Höhe gestreckten Beine, dann war der Körper an der rechten Seite verschwunden.
Freie Bahn!
Henry Glock hörte sich schreien, wie noch nie in seinem Leben.
Er trommelte mit beiden Händen auf seine Oberschenkel, und erst als der Jeep anfing, leicht zu schlingern, wurde ihm wieder bewusst, dass er lenken musste.
Er packte das Lenkrad und riss es gerade noch um eine Umdrehung nach links, denn sonst wäre er gegen den parkenden Morris gefahren, und genau das hätte ihm noch gefehlt.
Das Fernlicht brannte noch immer. Es zeigte ihm den Weg. Es zeigte ihm den Weg vom
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