1357 - Dein Blut für mich, Sinclair!
gegeben.
Auch jetzt fand das Licht seinen Weg. Er sah das Gesicht besser.
Ein altes, ein starres Gesicht, trotz der lappigen Haut. In den Augen war kein Leben mehr zu sehen. Starr wie Glaskugeln waren sie.
Nein, in diesem Menschen steckte kein Leben mehr. Der war umgekommen.
Aber wie?
Einen eventuell im Hintergrund lauernden Killer hat der Sergeant vergessen. Ihm fiel ein, dass er noch nicht festgestellt hatte, ob der Wagen unverschlossen war.
Das holte er jetzt nach.
Ja, die Tür ließ sich aufziehen. Vor Überraschung schüttelte er den Kopf. Damit hätte er nie im Leben gerechnet. Man machte es ihm verdammt leicht.
Bevor er sich in den Mini hineinbeugte, schaute er noch zurück und drehte sich dabei um.
Nein, um ihn herum war alles still. Keine Bewegung fiel ihm auf.
Kein Licht, keine Stimme – nichts.
Wieder leuchtete er sich den Weg frei. Er suchte nach einer Wunde – einer Schuss- oder Stichverletzung. Er hätte auch Blut sehen müssen, aber das war nicht der Fall.
Langsam ließ er den Lichtkegel am Körper entlang in die Höhe wandern bis zum Gesicht hin. So weit kam der Kreis nicht. Unterwegs stoppte er, und wieder stockte dem Mann der Atem.
Er hatte den Hals gesehen. Da sah er das Blut, das schon eingetrocknet war.
Ruhig! Du musst ruhig bleiben! Diese Gedanken zwangen ihn zur Ruhe. Er holte tief Atem und erinnerte sich an seine Kriegserlebnisse. Er hatte schon öfter Menschen gesehen, denen die Kehlen durchgeschnitten waren.
Auch hier?
Nein, das war bei diesem Mann nicht der Fall. Henry Glock wusste genau wie die im Krieg getöteten Männer ausgesehen hatten.
Dieser Tote hier hatte zwar einen blutigen Hals, aber ihm war nicht die Kehle durchgeschnitten worden. Das Blut musste aus einer anderen Wunde stammen.
Er beugte sich nicht tiefer. Er leuchtete nach. Dass er seinen Rücken feilbot, daran dachte er in diesen Augenblicken nicht. Er wollte sehen, was mit dem Mann passiert war.
Das Blut war auch nicht aus einer Brustwunde in die Höhe gespritzt. Es stammte aus einer anderen Quelle, und als der Mann sie fand, da stockte ihm wieder der Atem. An der linken Halsseite sah er die beiden Einstiche. Es waren Wunden, die relativ dicht beisammen standen und wie kleine Krater aussahen.
Es verging schon einige Zeit, bis ihm der richtige Ausdruck dazu einfiel.
Bisse!
Ja, diese Wunden konnten seiner Meinung nach nur von irgendwelchen Bissen stammen. Als wäre der Mann von einem Tier angefallen worden, das ihm seine Zähne in den Hals geschlagen hatte. Jedenfalls ein kleines Raubtier. Eine Katze oder etwas Ähnliches.
Er begann zu zittern. Nur schwach, und das war nur am Kegel der Lampe zu erkennen. Das Zittern lag nicht an der Entdeckung der Leiche, dafür hatte er in seinem Leben zu viele Tote gesehen. Es ging ihm darum, wie der Mann gestorben war. Auf eine unnatürliche Art und Weise. Ein Tier möglicherweise musste ihn so tief in den Hals gebissen haben, dass er verblutet war.
Nein, das traf auch nicht zu. Wenn das tatsächlich der Fall gewesen wäre, dann hätte er viel mehr Blut sehen müssen. Das war auch nicht der Fall gewesen. Er hatte es nur in der Umgebung des Halses entdeckt, und dabei blieb es.
Er zog sich wieder zurück und richtete sich auf. Dabei stellt er fest, dass er schwitzte. Der Schweiß lag nicht nur auf seiner Stirn und den Wangen, der hatte sich auch auf seinem Körper ausgebreitet und klebte in seinen Achselhöhlen.
Irgendwas war hier oberfaul. Die Todesursache konnte nicht als normal angesehen werden.
Aber wie war der Mann dann ums Leben gekommen? Und wo hielt sich der Fahrer des Mini auf?
Als er an ihn dachte, schoss ein Adrenalinstoß durch seinen Körper. Vor seinen Augen verschwamm die Umgebung für einen Moment, aber er hatte sich wieder schnell unter Kontrolle.
Er drehte sich um – und sah die Gestalt!
***
Ein Gespenst!, schoss es ihm durch den Kopf, obwohl er nicht an Gespenster glaubte. Doch als er die helle Gestalt vor sich sah, konnte er nur daran denken. Zudem hatte er nichts von der Annäherung gehört. Das Wesen musste sich wirklich lautlos bewegt haben.
Nachdem der Sergeant den ersten Schreck überwunden hatte, holte er tief Luft. Er riss sich zusammen und sah den Mann genauer an.
Die Kleidung des Toten im Auto war ihm schon ungewöhnlich vorgekommen. Die des Mannes ebenfalls, aber sie war heller. Sie erinnerte ihn an einen Kittel, allerdings zweigeteilt. Er bestand aus einem langen Oberteil und einer Hose.
Sergeant Henry Glock hatte das Glück
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